Inhalt
Im Mittelpunkt des TV-Zweiteilers steht der charismatische Finanzjongleur Dieter Glanz, dem es gelingt, zahllose Anleger mit der Aussicht auf außergewöhnlich hohe Renditen zu locken. Zu den gutgläubigen Investoren gehört auch der Immobilienmakler Andy Schroth. Angesteckt von der allgemeinen Profitgier leiht er sich Geld von Arbeitskollegen und seinen Eltern und träumt wie so viele andere vom großen Reichtum. Doch die versprochene Gewinnausschüttung verzögert sich immer wieder. Der Traum vom schnellen Geld wird zum Alptraum. Trotzdem kann der wortgewandte Glanz Andy und die anderen Anleger immer wieder vertrösten und mit luxuriösen Partys bei Laune halten. Schließlich beginnt aber auch die Staatsanwaltschaft, sich mit den fragwürdigen Geschäftsmodellen des vermeintlichen Finanzgenies zu befassen.
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In „Mit Glanz und Gloria“, dem ersten Teil, machen wir Bekanntschaft mit besagtem Dieter Glanz (Paraderolle für Ulrich Tukur), der mit gewaltigen Vermögenswerten so virtuos jongliert wie ein Spitzen-Artist in der Zirkusmanege. Was mit beidem auch in der Tat etwas zu tun hat: Glanz, ein Aufsteiger aus ganz kleinen Verhältnissen, hat es der Welt und vor allem seinen ehemaligen Klassenkameraden zeigen wollen, was alles in ihm steckt, auch wenn es zu Schülerzeiten oft nicht für ordentliche Kleidung oder gar das Geld für eine Klassenfahrt gereicht hat. Seine Manege sind die oberen Eintausend der Hansestadt Hamburg, und sein weißes Kaninchen im Zylinder ist blond, langbeinig und wickelt die norddeutschen Geldsäcke um den kleinen Finger: Gloria Glanz, Dieters Gattin, die er einst aus dem Dunkel zwielichtiger Etablissements ins gleißende Licht der vornehmen Gesellschaft holte. Zusammen sind sie ein unschlagbares Paar, das Luxusgeschöpf und der eloquente, unwiderstehlich charmante Fremdkapital-Jongleur, dem ein Vortrag vor Bankern reicht, um 25 Millionen Euro einzukassieren.
Und wir lernen Andy Schroth kennen, ein kleines, geplagtes Licht im Großraumbüro einer Hamburger Immobilienfirma wie daheim an der Seite seiner Gattin Sabine. Seitdem ihn seine schwerreiche Kundin Eva Wendler mit Dieter Glanz zusammengebracht hat, sieht der naive Andy nur noch Dollarzeichen vor Augen – wie weiland Donald Duck, nur dass er weder über einen Tresor noch gar über einen mit Golddukaten gefüllten Geldschrank verfügt. Weshalb Andy Gott und die Welt, Kollegen, seinen Zahnarzt, schließlich gar seine Eltern dazu bringt, ihm die letzten Spargroschen anzuvertrauen, damit aus diesen im unersättlichen Zylinder des Herrn Glanz ganz große Scheine werden.
In „Das Duell“, dem zweiten Teil, lernen wir dann die illustre Glanz-Kundschaft näher kennen: den skrupellosen Immobilienhai Leon Grünlich und den auf seriöse Weise erfolgreichen Juwelier Alfi Baumer mit Gattin Uschi, den schwerreichen Fabrikanten Heiner Kuntze und die leichtlebige Abenteurerin Nadja Hartmann, den gelangweilten Erben Hajo Novak mit nymphomanischer Gattin Isa, den scheinbar mit sich und der Welt zufriedenen General Klaus Habenicht und die aufstrebende Kleinanlegerin und Gastwirtin Barbara Ewert. Sie alle tanzen wie Jünger einer religiösen Sekte um das Goldene Kalb in Person des schon kultisch verehrten, stets im Weiß der Unschuld gewandeten Heilsbringers Dieter Glanz. Weil sich die Auszahlungen geradezu astronomischer Gewinne immer wieder verzögern, folgt die „Familie“ der Anleger ihrem Guru auf Mallorca, an den Finanzplatz London und schließlich ins exotisch-ferne, aber mindestens ebenso hanseatisch-luxuriöse Farm-Ambiente nach Südafrika, wohin sich Dieter Glanz, angeblich auf der Flucht vor der Hamburger Steuerbehörde, abgesetzt hat. Hier beginnt der eigentliche Wahnsinn erst...
Die Besetzungsliste des Zweiteilers liest sich wie ein „Who is who“ der deutschen Leinwand- und Bildschirm-Elite, unbedingt zu nennen noch Bibiana Beglau als karrieregeile Senatorin, Robert Hunger-Bühler als verschlagener Anwalt Dr. Thomas Engels, Peter Lerchbaumer als Schweizer Hochstapler Siegmar Oelig, Alexander Held als Staatsanwalt Dr. Sasse und Peter Striebeck als Bürgermeister. Dennoch vermag „Gier“ nicht an die früheren großen Erfolge Dieter Wedels anzuknüpfen. Weil die Story besonders im zweiten Teil so hanebüchen wie harmlos und vorhersehbar ist. Und vor allem nicht gegen die täglich erlebte Wirklichkeit anzukommen vermag.
Pitt Herrmann