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An einem Freitagnachmittag befindet sich eine Gruppe von Lehrern eines städtischen Gymnasiums noch im Lehrerzimmer, als es plötzlich klopft. Ein gereizter Vater steht vor der Tür. Er ist entschlossen, die Abiturzulassung für seinen Sohn zu erkämpfen, und droht, bis zum Äußersten zu gehen. Es scheint, als müssten der beliebte Sportlehrer Peter Mertens, die gefürchtete Heidi Lohmann, der Schüleranwalt Holger Arndt, der konservative Klaus Engelhardt, die junge, hochmotivierte Referendarin Sara Schuster und der einsame Nerd Bernd Vogel ihren Start ins Wochenende gezwungenermaßen verschieben. Denn die sechs Lehrer fühlen sich dem Vater nur anfangs überlegen, dann wird ihnen klar, dass die Situation außer Kontrolle gerät, peinliche Enthüllungen inklusive.
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Die Überraschung ist groß, als mit Manfred Prohaska ein arg gebeutelter Vater von vier Kindern im Türrahmen steht, der für die Abiturzulassung seines Sohnes kämpft. Nur ein einziger Punkt fehlt Fabian, den ihm besagter Klaus Engelhardt, konservativer Senior des Kollegiums, bislang verweigert. Für die Zukunft seines Sprösslings ist der verzweifelte städtische Verwaltungsmitarbeiter bereit, bis zum Äußersten zu gehen. Dessen Gemütszustand die sechs selbstgewissen Oberstufenlehrer, welche längst mit eigenen privaten Problemen beschäftigt sind, zunächst gar nicht mitbekommen.
Heidi Lohmann, die von allen Schülern als Hexe gehasst wird, spricht wie Klaus Engelhardt von der Mehrzahl ihrer Schützlinge als „chancenloses genetisches Gemüse“, das auf der Universität nichts zu suchen hat. Sie will sich nicht erpressen lassen und verweigert jegliches Gespräch. Erst als es eine blutige Nase setzt und der späte Gast eine Pistole zückt, gerät das Überlegenheitsgefühl der Pädagogen, die sich in ihrer Mehrzahl bald als bürokratische Erbsenzähler entpuppen, ins Wanken. Nachdem er die Handys der Lehrer eingesammelt hat, schließt Prohaska die Sechs im Lehrerzimmer ein: Wie beim Konklave der Papstwahl muss erst weißer Rauch aufsteigen, bevor für alle das freie Wochenende beginnt.
Zum illustren Kollegium gehören neben den bereits Genannten der bei den Schülern wie bei der jungen Praktikantin beliebte Sportlehrer Peter Mertens, der sich freilich bald als Zyniker entpuppt, der eigenbrötlerische Außenseiter von Chemielehrer Bernd Vogel, der von seinen Kollegen nicht ernst genommen wird, obwohl es gleich zwei seiner Schüler ins bundesweite „Jugend forscht“-Finale geschafft haben, sowie der der jovial-verständnisvolle Holger Arndt, der sich als Anwalt seiner Schüler versteht. Und den Studiendirektor sogleich nach dem Grund für den einen fehlenden Punkt in der Schlussabrechnung fragt: Die verblüffende Antwort wird hier ebenso wenig verraten wie die darauf folgenden peinlichen gegenseitigen Enthüllungen krassen Fehlverhaltens jedes Einzelnen.
Als Heidi Lohmann das konfiszierte Handy des Schülers Benjamin Mehltau findet, keimt trotz der Sperrung durch einen vierstelligen Code Hoffnung auf Hilfe von außen auf. Doch Polizeichef Eberhard Lichtenstein hält nach vier Fehlalarmen in jüngerer Zeit die angezeigte Geiselnahme für einen schlechten Schülerscherz und verbietet seinem Untergebenen Florian Beinacker, der Sache nachzugehen. Bis tatsächlich eine Bombe platzt…
„Eingeschlossene Gesellschaft“, uraufgeführt am 5. April 2022 in Köln, ist eine an überraschenden Wendungen reiche Realsatire, die vom pointierten Wortwitz der Klasse-Schauspieler lebt, welche über weite Strecken der knapp einhundert Filmminuten ihre Klischee-Rollen vergessen lassen. Der bissige Humor der Vorlage, Jan Weilers gleichnamiges Hörspiel, hat es schwer, die allzu glatte Oberfläche geschliffener Dialoge zu durchdringen. Regisseur Sönke Wortmann gelingt es jedoch immer wieder, neue Spannung zu erzeugen, indem er die Sympathien des Publikums auf ständig andere Personen lenkt.
Pitt Herrmann