Berlinale 2023: Heiner-Carow-Preis geht an Fabian Stumm für "Knochen und Namen"

Zum zehnten Mal wird der mit 5.000 Euro dotierte Heiner-Carow-Preis auf den Internationalen Filmfestspielen Berlin verliehen.

 

Der Preis geht im Rahmen der Sektion Perspektive Deutsches Kino an ein Nachwuchs-Talent, das mit seinen Fähigkeiten im jeweiligen Gewerk einen Dokumentar- oder Spielfilm der Reihe besonders geprägt hat. Über die Vergabe entschied eine dreiköpfige Jury, bestehend aus Freya Arde (Komponistin), Peter Kahane (Regisseur) und Mirko Wiermann (DEFA- Stiftung). Die Preisverleihung findet am 23. Februar 2023 um 16:00 Uhr im Kino International (Karl- Marx-Allee 33, 10178 Berlin) statt.

Begründung der Jury:
Unser Preisträgerfilm ist erfüllt von einer Leichtigkeit, vielleicht ein Kontrapunkt zur Düsternis des aktuellen Zeitgeschehens. Leichtigkeit bedeutet aber nicht Oberflächlichkeit. Ganz im Gegenteil, denn es ist ein Film, der mit philosophischer Tiefe von den Dingen des Lebens erzählt, von dem was ist und was bleibt, gehüllt in ein komödiantisches Gewand: Gedankentiefe, jedoch ohne Verkopfung.

Das in mehrerlei Hinsicht doppelbödige Drehbuch besticht einerseits durch seinen Wortwitz, andererseits ermöglicht es oftmals eine Transparenz von Gefühlslagen der Figuren ohne Dialog, vermittelt nur über kleine Gesten, feine Mimik, wobei sich beides in einem ungeheuer präzisen Timing ausdrückt. Politische Momente leben zwischen den Zeilen auf, unartikuliert, dennoch unübersehbar: So sind sexuelle Autonomie und multikulturelle Diversität mit einer Selbstverständlichkeit gesetzt, die keiner Diskussion von Heteronormativität bedürfen.

Und nicht zuletzt lebt der Film durch seine Theatralität, die sich im spielerischen Umgang der Wechselwirkungen zwischen Kunst und Realität spiegelt, aber auch im Konzept der Bildgestaltung und -komposition. Theaterbühne wie weiße Wände werden zur Projektionsfläche einer nicht ganz so unerträglichen Leichtigkeit des Seins.

Der Drehbuchautor ist zugleich sein eigener Regisseur, Hauptdarsteller und Produzent. Wir freuen uns, dass der Heiner-Carow-Preis 2023 an Fabian Stumm für das Drehbuch zu seinem Film "Knochen und Namen" geht.

Nach der diesjährigen Preisverleihung wird Frank Beyers DEFA-Spielfilm "Jakob der Lügner" (1974) präsentiert. Die oscarnominierte Produktion war bereits 1975 im Wettbewerb der 25. Internationalen Filmfestspiele Berlin zu sehen. Im vergangenen Jahr wurde "Jakob der Lügner" mit Mitteln aus dem Förderprogramm Filmerbe von Bund, Ländern und Filmförderungsanstalt (FFA) an der renommierten Filmrestaurierungseinrichtung "L’immagine Ritrovata" im italienischen Bologna digitalisiert. Die digitalisierte Fassung wird auf der Berlinale erstmals öffentlich gezeigt. Die Vorführung erfolgt barrierefrei mit deutschen Untertiteln für Hörgeschädigte und zuschaltbarer Audiodeskription.

In den vergangenen Jahren erhielten den Heiner-Carow-Preis u. a. Rafael Starman für "Gewalten" (2022), Natalija Yefimkina für "Garagenvolk" (2020), Annekatrin Hendel für "Schönheit & Vergänglichkeit" (2019) und "Fünf Sterne" (2017) sowie Wolfgang Fischer für "Styx" (2018).

Mit dem Preis erinnert die DEFA-Stiftung an den Regisseur Heiner Carow (1929-1997), der in den Babelsberger DEFA-Studios unter anderem Filme wie "Sie nannten ihn Amigo“ (1958), "Die Legende von Paul und Paula" (1973), "Ikarus" (1975), "Bis dass der Tod Euch scheidet" (1978) und "Coming out" (1988/89) inszenierte. Für "Coming out" wurde Carow im Februar 1990 mit einem Silbernen Bären im Berlinale-Wettbewerb prämiert.

Quelle: www.defa-stiftung.de