Am Freitag, 20. Januar 2017, wurde im Münchner Prinzregententheater zum 38. Mal der Bayerische Filmpreis verliehen. Den Hauptpreis für die Beste Produktion erhielten Max Wiedemann, Quirin Berg, Michael und Simon Verhoeven für "Willkommen bei den Hartmanns".
"Willkommen bei den Hartmanns", der im Winter 2016 in den deutschen Kinos startete, greift die zur Zeit allgegenwärtige Flucht- und Migrationsfrage auf und gewinnt ihr als Integrationskomödie komische Seiten ab, ohne dabei Probleme unter der Tisch fallen zu lassen. Neben dem mit 200.000 Euro dotierten Produzentenpreis, konnte der mit über 3 Millionen verkauften Eintrittskarten an den Kinokassen erfolgreichste deutsche Film auch den Publikumspreis für sich entscheiden, den Regisseur Simon Verhoeven entgegen nahm.
Der Preis für die Beste Regie ging in diesem Jahr an gleich fünf Regisseurinnen, die allesamt beeindruckende Filme in die Kinos bringen und so ein starkes Gegengewicht im männerdominierten Filmgeschäft bilden konnten. So wurde Maren Ade für ihren Oscar-Kandidaten "Toni Erdmann" ausgezeichnet, Maria Schrader für das außergewöhnliche Stefan-Zweig-Biopic "Vor der Morgenröte", Nicolette Krebitz für ihr befreiendes Drama "Wild", Franziska Meletzky für die DDR-Komödie "Vorwärts immer!" und Marie Noëlle für ihre Filmbiografie von "Marie Curie".
"Marie Curie" brachte zudem einem weiteren Filmemacher einen Preis ein: Eduard Krajewski wurde für das Beste Szenenbild prämiert.
Für ihre fesselnde und vielschichtige Rolle als Whitney-Houston-singende Beratertochter in "Toni Erdmann" wurde Sandra Hüller als Beste Hauptdarstellerin geehrt. Den Pierrot als Bester Hauptdarsteller erhielt Jörg Schüttauf für "Vorwärts immer!", der im Herbst 2017 in den Kinos startet. Schüttauf, der nicht anwesend sein konnte, bedankte sich per Videobotschaft in Reimform.
Als Bester Dokumentarfilm wurde "Alles andere zeigt die Zeit" von Andreas Voigt ausgezeichnet, der mittlerweile sechste Teil seiner Leipzig-Filmreihe, in der er seit den 1980er-Jahren Lebensgeschichten der Bewohner der ostdeutschen Großstadt verfolgt.
Für die Beste Bildgestaltung konnte Frank Lamm einen Pierrot entgegennehmen, dem Kameraveteran Gernot Roll für seine Leistung in "Paula" den allergrößten Respekt aussprach.
Den Preis für den Besten Jugendfilm ging an "Tschick". Die Jury lobte den Film von Produzent Marco Mehlitz für „seine dichte Atmosphäre, die Liebe zu den Figuren und eine[n] wunderbaren Humor, der nie zynisch ist."
Als Beste Nachwuchsdarstellerin wurde Lea van Acken geehrt, deren präzises und einfühlsames Spiel in "Das Tagebuch der Anne Frank" die Gedankenwelt der Anne Frank eindrucksvoll erfahrbar machte. Bester Nachwuchsdarsteller wurde Jannis Niewöhner, der für "Jonathan" und "Jugend ohne Gott" ausgezeichnet wurde, aber in seinen jungen Jahren schon auf weit mehr erfolgreiche Rollen zurückblicken kann.
Als Bester Nachwuchsregisseur wurde Jakob M. Erwa für seine Romanverfilmung "Die Mitte der Welt" ausgezeichnet. Den VGF-Nachwuchspreis für die Beste Produktion erhielt David Lindner Leporda von Filmallee für sein historisches, tragikomisches Roadmovie "Die Reise mit Vater" (Regie: Anca Miruna Lăzărescu). Dotiert mit 60.000 Euro ist dies der höchstdotierte Preis für Nachwuchsproduzenten in Deutschland.
Ein Sonderpreis wurde den Produzenten des deutsch-amerikanischen Politthrillers "Snowden", Philip Schulz-Deyle und Moritz Borman, verliehen, den Altmeister Oliver Stone dank des Engagements der beiden an vielen Drehorten in Bayern filmte.
Mit dem Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten wurde Bruno Ganz ausgezeichnet. Weit entfernt von Ruhestand mache er stets "weiter mit seiner Suche nach dem Kern, er macht es sich zur Aufgabe, das Menschliche freizulegen", so die Jury in ihrer Begründung.
Mit Preisgeldern von insgesamt 370.000 Euro gehört der Bayerische Filmpreis zu den höchstdotierten und begehrtesten Filmpreisen in Deutschland.
Quelle, sämtliche Preisträger und alle Jurybegründungen: www.bayern.de