Kolberg

Deutschland 1943-1945 Spielfilm

Filme der NS-Zeit sind im Kontext der staatlich beeinflussten Produktion und Rezeption zu sehen. Mehr erfahren »

Inhalt

Der kriegsverherrlichende Spielfilm von Veit Harlan wurde kurz vor Ende des zweiten Weltkriegs uraufgeführt.

Die Rahmenhandlung des Films spielt 1813 in Breslau: Oberst Gneisenau versucht König Wilhelm III. von Preußen dazu zu bringen, nicht nur die Soldaten sondern auch das einfache Volk zu den Waffen zu rufen um Napoleon endgültig zu schlagen. Er greift dabei beispielhaft auf die Ereignisse um die Stadt Kolberg von 1806 zurück.
Erzählt wird nun eine zu propagandistischen Zwecken stark abgewandelte Version der historischen Ereignisse. Kolberg wird von französischen Truppen belagert und zur Unterwerfung aufgefordert. Oberst Loucadou, Kommandant der preußischen Truppen, will sich ergeben. Der Bürgerrepräsentant Nettelbeck aber fordert, Kolberg bis zum Ende zu verteidigen. Dafür wird er zunächst zum Tod verurteilt, durch den Rittmeister Schill aber wieder freigesprochen. Während dessen Geliebte Maria – plakative Verkörperung deutscher Tugenden – mit einem Hilfegesuch an den Hof des Königs reist, wird Gneisenau zum neuen Kommandanten der Stadt ernannt. Das Triumvirat Nettelbeck, Schill und Gneisenau gründet eine Bürgerwehr und befestigt Kolberg zur Verteidigung gegen Napoelons Armee. Der Film zelebriert die sinnlose Opferbereitschaft und das Durchhaltevermögen der Bürger Kolbergs gegen die französische Übermacht. Erst die Schlacht bei Friedland und der Waffenstillstand von Tilsit beenden die Belagerung.  
Wieder zurück in 1813 entscheidet König Wilhelm sich aufgrund Gneisenaus patriotischem Bericht letztlich doch, zum Krieg aufzurufen.

"Kolberg" ist eines der wichtigsten historischen Filmdokumente der Nazizeit. Schon 1943 in Auftrag gegeben, dauerten die Dreharbeiten so lange an, dass der Film erst kurz vor Kriegsende fertig gestellt wurde. Premiere feierte er in La Rochelle, dem letzten verbliebenen deutschen Stützpunkt in Frankreich. Eingekreist von Alliierten, musste der Film per Fallschirm über der Bunkeranlage abgeworfen werden. Die Parallelen zwischen der Filmhandlung und dem kurz vor der Kapitulation stehenden Deutschland waren unverkennbar. Goebbels wollte mit dem Film die deutschen Soldaten und die Bevölkerung zu Durchhaltevermögen und "Entschlossenheit zum Siege" animieren. Überdeutlich propagiert der Film Nationalismus, Mut und die bedingungslose Hingabe für das Vaterland. Szenen, die zu realistisch und brutal die Leiden des Kriegs zeigten, sowie Massenaufnahmen, in denen die französische Armee auf die Preußen zumarschierte, musste Harlan daher auf Goebbels’ und Hitlers Geheiß hin entfernen oder kürzen.
Mit ca. 8,5 Millionen Reichsmark und einer Drehzeit von über neun Monaten ist "Kolberg" der teuerste und aufwändigste Propagandafilm des NS-Regimes. Mehrere tausend Soldaten wurden als Statisten eingesetzt, für diesen „Großfilm“ sollten keinerlei finanzielle und logistische Mühen gescheut werden.

Von den Alliierten wurde der Film 1945 als Verbotsfilm klassifiziert. Seit 1966 befinden sich die ehemaligen Verbotsfilme im Bestand der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung und werden unter Vorbehalt in öffentlichen Aufführungen zugänglich gemacht. Darunter fallen die Propagandafilme aus der Zeit des Nationalsozialismus, deren Inhalt kriegsverherrlichend, rassistisch, antisemitisch und/oder volksverhetzend ist und deshalb auf Beschluss des Stiftungs-Kuratoriums nicht für den allgemeinen Vertrieb freigegeben werden.

Quelle: Murnau-Stiftung

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Falk Schwarz
Die Angst vor dem Untergang
„Jetzt erst recht!“ Nach der verheerenden Schlacht von Stalingrad stand Deutschland eine endgültige Niederlage bevor. Verzweiflung und Angst setzten sich in Aggression um und so wollte Goebbels monumental dagegenhalten: „Das Volk steht auf, der Sturm bricht los!“ Ein Film über das Volksheer. Niemals kapitulieren, niemals klein beigeben. Kampf bis zum letzten Mann. Harlan akzeptierte, war „Feuer und Flamme“ für das Projekt, verlegte das Heroische in das Jahr 1806 und nahm sich das kleine, unbedeutende Städtchen Kolberg in Pommern als Beispiel - Preussen im Kampf gegen Napoleon. Ein hysterisches Dennoch liegt über diesem FIlm, dem die bösen Ahnungen dieser letzten Monate im Jahre 1944 ins Gesicht geschrieben sind. Harlan verfiel in Langschen Monumentalismus. Alles, was teuer war, musste sein. Eine einzige Totale auf die Kirche im Winter - da es Sommer war, liess Harlan Güterwagen voll Salz herbeischaffen, um es dann auf die Dächer zu verteilen. Es sieht weiß aus, aber nicht nach Schnee. Als sich der Kommandant, gespielt von Paul Wegener, und der Bürgermeister, gespielt von Heinrich George, gegenüberstehen und mit einander um die Verteidigung der Stadt tringen, spielt Wegener den George ganz einfach an die Wand. George, der Kammerspieler, verschlissen in einem Großfilm! Schwieriger ist es mit Horst Caspar als Gneisenau. Scharf, unangenehm, Widerspruch im Keim erstickend, von Harlan goebbels-like inszeniert. Als George vor Caspar niederkniet, und sich beide dann umarmen, sind sie sich sicher: „Lieber unter Trümmern begraben als kapitulieren“. Zwei große Mimen gestalten Nazi-Kitsch. Auch Kristina Söderbaum spielt mit. Harlan lässt sie filmisch unter ihrem roten, weiß gepunkteten Kopftuch im Agfacolorsud verhungern. Dann die Schlachten, die Tausende von Komparsen, die Bomben, die Zerstörung, die Pyrotechnik, der Bruch aller Erzählmodi und als Resumee: „Krieg ist eine Sache des Herzens“ oder „Alles Große ist aus Schmerzen geboren“. Dass Kolberg trotz der unsinnigen Verluste von den Franzosen eingenommen wurde, verschweigt der Film. Zum Verzweifeln!

Credits

Regie

Kamera

Darsteller

Produzent

Alle Credits

Regie

Regie-Assistenz

Kamera

Kamera-Assistenz

2. Kamera

Optische Spezialeffekte

Liedtexte

Darsteller

Produzent

Herstellungsleitung

Produktionsleitung

Dreharbeiten

    • 22.10.1943 - August 1944: Kolberg und Umgebung, Königsberg, Berlin und Umgebung. Seeburg , Neustettin
Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
Agfacolor, Ton
Aufführung:

Uraufführung (FR): 30.01.1945, La Rochelle, Théâtre de la Ville;
Uraufführung (DE): 30.01.1945, Berlin, Tauentzien-Palast;
Uraufführung (DE): 30.01.1945, Berlin, U.T. Alexanderplatz;
TV-Erstsendung (DE FR): 22.03.1998, Arte

Titel

  • Originaltitel (DE) Kolberg

Fassungen

Original

Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
Agfacolor, Ton
Aufführung:

Uraufführung (FR): 30.01.1945, La Rochelle, Théâtre de la Ville;
Uraufführung (DE): 30.01.1945, Berlin, Tauentzien-Palast;
Uraufführung (DE): 30.01.1945, Berlin, U.T. Alexanderplatz;
TV-Erstsendung (DE FR): 22.03.1998, Arte

Restaurierte und digitalisierte Fassung

Länge:
109 min
Format:
DCP 2k, 1:1,37
Bild/Ton:
1.0

Prüffassung

Länge:
3026 m, 110 min
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 26.01.1945, B.60931, Jugendfrei