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Alle Fotos (25)Biografie
Eisi Gulp wurde am 3. November 1955 als Werner Eisenrieder in München geboren. Mitte der 1970er Jahre absolvierte er ein Studium der Tanzpantomime im Billie-Millie-Studio München. In New York nahm er Tanzunterricht im Studio von Merce Cunningham, in Paris studierte er bis 1980 Akrobatik und Tanz bei Ella Jarosczewicz.
Sein Künstlername entstand aus dem frühen Spitznamen Eisi (von Eisenrieder) und einer Anekdote, die er in einem Interview wie folgt erzählte: "Der 'Gulp' (begleitet von einem Schluckgeräusch) ist bei einem Bürgerfest entstanden. Das war einer meiner allerersten Auftritte, wo ich mit einem Einrad auf dem Flachdach gefahren bin und Pantomime gemacht hab. Einer hat dann geschrien 'Jetzt sag uns wenigstens mal wie du heißt!'. Da hab ich dann bloß das Geräusch 'Gulp' gemacht. Die haben dann zu mir an diesem Tag Gulp gesagt."
Ab 1980 trat Gulp mit einem Solo-Programm, der "Eisi Gulp Comedy Show", in ganz Deutschland auf; 1983 erhielt er den Schwabinger Kunstpreis. Einem größeren Publikum wurde er 1984/1985 im Moderatorenteam der erfolgreichen Jugend-Talksendung "Live aus dem Alabama" des BR-Fernsehens bekannt – damals eine Talentschmiede für junge Medientalente und Journalisten wie Amelie Fried, Werner Schmidbauer, Giovanni di Lorenzo und Günther Jauch. 1984 war er außerdem Moderator und Vortänzer der ZDF-Sendung "Breakdance", eine Art Fitness-Show, welche die damalige Breakdance-Welle aufgriff.
Sein Debüt als Kinoschauspieler gab Gulp in Doris Dörries "Im Innern des Wals" (1985), einer Mischung aus Roadmovie, Jugendgeschichte und Familientragödie, in der er eine tragende Rolle als Schausteller hatte. Der Film feierte auf der Berlinale 1985 Premiere. Der Durchbruch als Schauspieler gelang ihm im gleichen Jahr mit einer Hauptrolle in Percy Adlons melancholisch-heiterer Liebesgeschichte "Zuckerbaby", über einen Münchner U-Bahn-Fahrer, der von einer einsamen Frau (Marianne Sägebrecht) umworben wird. Der Film war ein Kassenerfolg, bekam sehr positive Kritiken und brachte Gulp eine Nominierung für den deutschen Filmpreis ein – eigentümlicherweise in der Kategorie 'Nebenrolle'.
Im Fernsehen sah man Gulp in der Titelrolle der dreiteiligen "Fridolin"-Filmreihe (1985-88), über die Erlebnisse eines traditionsbeseelten Kellners. In der Schweizer TV-Komödie "Eine Frau für Alfie" (1989) gab er einen erfolgreichen Lokalredakteur, der seine Artikel in Wahrheit von seinem besten Freund schreiben lässt, dem er als Gegenleistung zum Liebesglück verhelfen will.
Im Kino spielte Gulp lediglich einzelne Nebenrollen: In Gerhard Polts Satire "Herr Ober!" (1992) war er der Freund von Ulrike Krieners Wirtshausbesitzerin, in dem Kinderfilm "Ein Fall für TKKG: Drachenauge" (1992) ein mittelalterlicher Minnesänger. Ein Auftritt in dem Politthriller "Der Fall Lucona" (US/IT/AT/DE 1993) war für viele Jahre seine letzter Kinorolle. Stattdessen konzentrierte Gulp sich in den weiteren 1990er Jahren auf seine Bühnenprogramme und übernahm vereinzelte Seriengastrollen, etwa in "Der Fahnder" (1997) und "Pumuckls Abenteuer" (1999).
Erst ab Mitte der 2000er Jahre wirkte Gulp regelmäßig in TV-Produktionen mit. So bekam er 2004 in der Polizistenserie "München 7" eine feste Nebenrolle als Brandoberinspektor (bis 2013). In den beiden Staffeln der Krimireihe "Stadt, Land, Mord!" (2006-2007) hatte er eine Hauptrolle als Gerichtsmediziner; im Ensemble der Familienserie "Forsthaus Falkenau" gab er von 2009 bis 2013 einen eigensinnigen Biobauern. Daneben sah man ihn in Gastrollen in einer Vielzahl weiterer Serien und Krimireihen. Dominik Graf besetzte Gulp in der hoch gelobten "Polizeiruf 110"-Folge "Er sollte tot" (2006) als gedungenen Mörder; außerdem wirkte er in Folgen von "Pfarrer Braun", "Unter Verdacht", "Hubert und Staller" und "Die Garmisch-Cops" mit – um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Auch in einigen Fernsehspielen war Gulp zu sehen, meist als kauzige oder halbseidene Gestalt. In Rainer Kaufmanns komödiantischem Familiendrama "Das Beste kommt erst" /2008) war er ein Drogendealer, in "Der Bär ist los! Die Geschichte von Bruno" (AT/DE 2009) ein "bayerischer Indianer", in der Familienkomödie "Neue Adresse Paradies" (2012) ein leicht verwahrloster polnischer Dauercamper. Er gab in Hans Steinbichlers Filmbiografie "Landauer - Der Präsident" (2014) den einstigen Präsidenten von 1860 München Alfred Radschuweit und war ein schlitzohriger Rumäne in der bayerischen Provinzkomödie "Storno - todsicher versichert" (2014).
Seine erste Kinorolle nach rund 15 Jahren spielte Eisi Gulp 2008 als Gendarm in Marcus H. Rosenmüllers bayerischem Historiendrama "Räuber Kneißl". Auch danach sah man ihn wiederholt in Filmen mit bayerischem Bezug: Als Holzschnitzer in dem Historiendrama "Bergblut" (2010) und als mit Weisheiten nicht geizender Aussteiger in dem bayerischen Heimatfilm "Trans Bavaria" (2011). Er war ein Postbote in dem Südtiroler Liebesdrama "Der Atem des Himmels" (2010) und hatte in Benjamin Heisenbergs philosophischer Komödie "Über-Ich und Du" (2014) einen kleinen Auftritt als Zahnarzt.
2013 spielte Gulp in der bayerischen Krimikomödie "Dampfnudelblues" erstmals den kauzigen, kiffenden Vater des Provinzpolizisten Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel). Diese Rolle übernahm er auch in den erfolgreichen Fortsetzungen der Kinofilm-Reihe nach den Romanen von Rita Falk: "Winterkartoffelknödel" (2014), "Schweinskopf al dente" (2016), "Grießnockerlaffäre" (2017), "Sauerkrautkoma" (2018) und "Leberkäsjunkie" (2019).
Außerdem hatte er in der preisgekrönten Gesellschaftskomödie "Willkommen bei den Hartmanns" (2016) eine Nebenrolle als Leiter einer Flüchtlingsunterkunft, gab in der Komödie "Austreten" (2017) einen handfesten bayerischen Bauern und in der Münchner Kneipen-Milieustudie "Schmucklos" (2019) einen obdachlosen Philosophen.
Im Fernsehen übernahm (und übernimmt) Gulp weiterhin zahlreiche Seriengastrollen. Seit 2017 spielt er in der bayerischen Heimatserie "Dahoam is Dahoam" die feste Rolle des charmanten Lebemanns und Weltenbummlers Sascha Wagenbauer.
2020 sah man in der Krimikomödie "Kaiserschmarrndrama" erneut als lässigen Papa Eberhofer; außerdem lieferte er in Joseph Vilsmaiers Märchenkomödie "Der Boandlkramer und die ewige Liebe" eine ganz eigene Interpretation des Erzengels Gabriel.
Neben seinen zahlreichen Fernseh- und Kinorollen blieb Gulp stets auch der Bühne verbunden. Ein besonderer Erfolg war (und ist) sein Comedy-Programm "Hackedicht", mit dem er sich für die Drogenprävention in der Jugendarbeit engagiert. Das Programm wird an zahlreichen Schulen gespielt und erhielt das Prädikat "pädagogisch wertvoll".
Eisi Gulp lebt in Rosenheim.