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England, Anfang der 1990er Jahre: Prinzessin Diana (gebürtig: Diana Spencer) führt ein unglückliches Leben. Ihre Ehe mit Prince Charles scheint in einer Sackgasse zu stecken, und in ihrer öffentlichen Rolle als Gattin des Thronfolgers fühlt sie sich ebenfalls eingeengt. Ihr wird klar, dass sie aus diesem Gefüge ausbrechen und ihre Ehe beenden muss, wenn sie ein selbstbestimmtes Leben führen möchte. Der Film schildert drei Weihnachtsfeiertage auf dem königlichen Sandringham-Anwesen in Norfolk, während denen die junge Frau zu diesem Schluss kommt und sich dazu durchringt, ihr royales Dasein abzulegen, ungeachtet aller persönlichen und gesellschaftlichen Konsequenzen.
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Mit solch eindrücklichen Verweisen auf das Leben – und das schreckliche Ende – seiner Titelfigur, der als Diana Francis Spencer in eben diesem Sandringham/Norfolk geborenen Princess of Wales, konterkariert der chilenische Regisseur Pablo Larraín gleich zu Beginn seiner „Fabel nach einer wahren Tragödie“ die ikonischen Bilder im Kopf der Lady-Di-Fans und damit des Kinopublikums.
In der königlichen Familie jagt ein Skandal den anderen. Als Königin Elizabeth II die Familie zum Fest der Feste zusammenholt, sind Charles und Diana eigentlich schon getrennt. Wobei sich Letztere nicht als Opfer sieht, als sie etwa bemerkt, dass ihr der Prinz of Wales den gleichen Perlenschmuck geschenkt hat wie seiner skandalöserweise ebenfalls zum Weihnachtsgottesdienst geladenen Geliebten Camilla Parker Bowles (Emma Darwall-Smith): Diana wählt für das Dinner entgegen des vom strengen, aber in Grenzen auch verständnisvollen Hofmarschalls Major Alistair Gregory verordneten offiziösen Protokolls ein Kleid aus, das diesen besonders gut zur Geltung kommen lässt.
Drei Tage wird gegessen, getrunken, gespielt und gejagt. Als am Schluss zur Fasanenjagd geblasen wird, steht für Diana fest, dass sie dem englischen Hof den Rücken kehren und sich vom Thronfolger scheiden lassen wird. Um ihre die Psyche stark belasteten Tagträume (Anne Boleyn) ebenso loszuwerden wie die ganze verlogene Windsor-Sippschaft. Sie will künftig ein selbstbestimmtes Leben führen und darin ihren Kindern William und Harry ein Vorbild sein.
„Spencer“ ist auf Diana und ihr unmittelbares Umfeld, wozu neben ihrem heimlichen Vertrauten, dem Küchenchef Darren, in erster Linie ihre warmherzige Zofe Maggie gehört, fokussiert. Während der „Hof“ u.a. mit Prinz Philip, Prinzessin Anne und der Queen Mom Elizabeth Bowes-Lyon nur als Staffage existiert.
Wie auch der häufig in Nebel gehüllte Landsitz Sandringham, der heute u.a. ein Windsor-Museum beherbergt (gedreht wurden alle Außenaufnahmen am westfälischen Barockschloss Nordkirchen). Was auch daran liegt, dass die britische Königsfamilie nach der Netflix-Serie „The Crown“ alle Drehgenehmigungen versagt hat. So ist der Film 2020 unter strikten Corona-Auflagen vor allem in Deutschland entstanden, im Berliner Schloss Charlottenburg, im idyllisch an der Havel gelegenen Schloss Marquardt nördlich von Potsdam (Dianas Elternhaus) sowie in den traditionsreichen Babelsberger Studios. Auch der Brexit forderte Tribut: die in Containern lagernden Kostüme und Requisiten aus Großbritannien standen in Dover im langen Stau vor der Einfahrt zum Kanaltunnel und erreichten Berlin erst in allerletzter Minute.
Pablo Larraín im DCM-Presseheft: „Wir wollten kein Doku-Drama machen, sondern aus Elementen der Realität und unserer eigenen Vorstellung das Leben einer Frau mit den Mitteln des Kinos erzählen. Genau das ist das Fantastische am Kino: Es lässt Raum für Fantasie. Natürlich sind für einen Spielfilm wie diesen, der so durch seine Figuren lebt, die Schauspieler entscheidend. Um eine Person zu erschaffen, die jeder zu kennen glaubt, war ein gutes Arbeitsverhältnis zwischen der Hauptdarstellerin, der Kamerafrau und mir entscheidend. Kristen Stewart gehört zur Riege der großen Schauspielerinnen unserer Zeit. Sie hat diesen Status erreicht, weil sie etwas mitbringt, was in Filmen sehr wichtig ist: eine Aura des Geheimnisvollen. Kristen kann Vieles sein: sehr rätselhaft, sehr verletzlich, aber eben auch sehr stark, und genau das war es, wonach wir suchten.“
Pitt Herrmann