1989
19. Januar
In Ost-Berlin wird "Der Bruch" von Frank Beyer (Buch: Wolfgang Kohlhaase) uraufgeführt: eine Coproduktion zwischen Sozialismus (DEFA) und Kapitalismus (Allianz) mit Darstellern aus Ost (Rolf Hoppe, Ulrike Krumbiegel) und West (Götz George, Otto Sander). Die Schwarzmarkt-Komödie spielt im Berlin von 1946, als alles noch offen war.
28. April
Der Regisseur Géza von Cziffra, 88, stirbt in Dießen am Ammersee. Zwischen 1930 und 1970 hat der Ungar kaum zu zählende Revue- und Musikfilme, Kriminalfilme und Komödien gedreht. Er schrieb zwei Autobiografien: "Kauf Dir einen bunten Luftballon" (1975) und "Ungelogen" (1988) – voll von Anekdoten, die man nicht alle glauben muß.
9. Mai
Uraufführung des Films "Das Spinnennetz" von Bernhard Wicki bei den Festspielen in Cannes. Die beschwörende Darstellung des Präfaschismus in der Weimarer Republik, nach dem Roman von Joseph Roth. Ein Spätwerk: drei Jahre Drehzeit, unterbrochen von einer schweren Krankheit des Regisseurs. Mit 196 Minuten Laufzeit und 15 Millionen DM Produktionskosten ein Mammutfilm.
14. Juni
Ottomar Domnick, 82, Nervenarzt, Kunstsammler und Filmregisseur, stirbt in Stuttgart. Sein Spielfilmexperiment "Jonas" (1957) hat dem Jungen deutschen Film den Weg bereitet.
2. August
Der Kameramann Friedl Behn-Grund, 82, stirbt in West-Berlin. Zwischen 1925 und 1969 hat er an die 170 Filme fotografiert. Sein Faible waren die Hell-Dunkel-Kontraste des Schwarzweiß-Films.
14. August
Einen Tag nach seinem 50. Geburtstag stirbt der Filmjournalist und Synchronregisseur Florian Hopf in Peyrilles (Südfrankreich). Als Herausgeber und Redakteur des "Filmreport" hat er in den siebziger Jahren sachkundig, angriffslustig und eigensinnig Filmpolitik gemacht.
5. September
In West-Berlin stirbt der Produzent Wenzel Lüdecke, 72. Seine Firma "Berliner Synchron", 1949 gegründet, war Branchenführer in der Eindeutschung amerikanischer Kinofilme und TV-Serien.
November
Mit der Öffnung der Mauer in der Nacht vom 9. zum 10. November beginnt die deutsche Einigung.
12. Dezember
In Berlin stirbt Prof. Heinz Rathsack, 65jährig. Er war 24 Jahre Direktor der Deutschen Film- und Fernsehakademie und 19 Jahre Vorstand der Stiftung Deutsche Kinemathek. Die Erfüllung seines Traums – ein Haus zu gründen für die filmkulturellen Institutionen in der Mitte der Stadt – blieb ihm zu Lebzeiten versagt.
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Hans Helmut Prinzler: Chronik, 1895-2004. In: Wolfgang Jacobsen, Anton Kaes, Hans Helmut Prinzler (Hg.): Geschichte des deutschen Films. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: Metzler 2004
© 2004 J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart.