Sebastian Hülk
Sebastian Hülk, geboren am 10. Januar 1975 in Bottrop, erhielt von 1980 bis 1994 Unterricht in klassischem Geigenspiel. Im Jahr 2000 begann er ein Schauspielstudium an der Hochschule für Film und Fernsehen 'Konrad Wolf' in Potsdam-Babelsberg, das er 2004 abschloss. Bereits während seiner Ausbildung wirkte er in Inszenierungen an der Vaganten Bühne Berlin und an der Studiobühne des Maxim Gorki Theaters mit. Sein Debüt vor der Kamera gab Hülk ebenfalls als Student, mit kleinen Nebenrollen in je einer Folge der Serien "Berlin, Berlin" (2003) und "Mein Leben & ich" (2003) – gefolgt von einer Hauptrolle in dem preisgekrönten Kriegsfilm "Ghetto" (2005), in dem er einen ebenso kunstsinnigen wie unberechenbar sadistischen SS-Offizier verkörperte.
Nach dem Studium war Hülk von 2005 bis 2007 festes Ensemblemitglied am Staatstheater Kassel, wo er unter anderem in dem Musical " The Rocky Horror Show" (2005, Rolle: Brad Majors) und in Klassikern wie "Die Räuber" (2006, Rolle: Spiegelberg) und "Romeo und Julia" (2007, Rolle: Mercutio) zu sehen war. In der Spielzeit 2005/06 wurde er für seine Rolle in dem Stück "Die andere Seite" am Kasseler Staatstheater mit dem Nachwuchspreis des Staatstheaters ausgezeichnet. Zu Hülks weiteren Bühnenstationen (als Darsteller oder Sprecher) gehören das Opernhaus Zürich, das Staatstheater Hannover und das Staatsballett Berlin.
Ab 2009 wirkte Sebastian Hülk regelmäßig auch in Kino- und Fernsehproduktionen mit, zunächst in kleinen Rollen: In Quentin Tarantinos "Inglourious Basterds" (DE/US 2009) war er der Fahrer eines SS-Mannes, in dem Historienepos "Die Päpstin" (2009) ein Gesandter des Bischofs von Dorstadt.
Eine Schlüsselrolle hatte Hülk in Michael Hanekes vielfach preisgekröntem Welterfolg "Das weiße Band - Eine deutsche Kindergeschichte" (2009): Darin spielte er einen Bauernsohn, dessen Zorn auf einen Baron (Ulrich Tukur) eine Reihung tragischer Ereignisse auslöst. Regisseur Matti Geschonneck besetzte Hülk in der Tragikomödie "Boxhagener Platz" (2010) in einer kleineren Rolle als Kripo-Oberleutnant im Ost-Berlin des Jahres 1968; für den Agententhriller "Wer ist Hanna?" (US/GB/DE 2011) schlüpfte er in die Rolle eines Skinhead-Schlägers, der hinter der Titelheldin her ist.
Mehrfach wurde Hülk in den nächsten Jahren für Militär- und Nazi-Rollen besetzt, so etwa als Offizier in Steven Spielbergs Kriegsepos "War Horse" ("Gefährten", 2011), als SS-Mann in dem Holocaust-Drama "Die verlorene Zeit" (2011) und in Pepe Danquarts "Lauf, Junge, lauf!" (DE/FR 2013) sowie als Gestapo-Agent in "Die Bücherdiebin" (DE/US 2014).
Größere Rollen hatte er in dem Historien-Zweiteiler "Die Pilgerin" (2013, TV) als unehelicher Sohn eines Dorf-Bürgermeisters und in der Filmbiografie "Amour fou" (2014) als Heinrich von Kleists enger Freund Ernst von Pfuel. Daneben wirkte er in Einzelfolgen von Serien und Krimireihen mit; in fünf Folgen der US-Serie "Homeland" (2015) sah man ihn als BND-Agenten.
Viel Aufmerksamkeit von Kritik und Publikum erhielt das Fernsehdrama "Operation Zucker – Jagdgesellschaft", das Anfang 2016 ausgestrahlt wurde. Darin spielte Hülk einen angesehenen Bauunternehmer, der ein perverses Doppelleben führt und in seiner Villa junge Mädchen sexuell missbraucht. Sympathischer war sein Charakter in Sherry Hormanns Krimi "Lotte Jäger und das tote Mädchen" (Drehbuch: Rolf Basedow), in dem er den Kollegen der titelgebenden Kommissarin gab; in Christian Petzolds "Polizeiruf 110: Wölfe" hatte er eine Hauptrolle als Zoologe mit einem bizarr-mörderischen Geheimnis.
Eine Kinohauptrolle spielte Sebastian Hülk in dem Drama "Auf einmal" (2016), als Kleinstadtbewohner, dessen wohlgeordnetes Leben durch seine mögliche Mitschuld an einem Todesfall aus den Fugen gerät. Der Film feierte im Panorama der Berlinale 2016 Premiere und startete im folgenden Oktober in den deutschen Kinos.
Danach sah man ihn wieder in einer Reihe von Fernsehspielen. So drehte er mit Gregor Schnitzler die viel gelobte "Tatort"-Folge "Der treue Roy" (2016) und mit Sherry Horman den Krimi "Lotte Jäger und das tote Mädchen" (2016) sowie den Zweiteiler "Tödliche Geheimnisse" (2017). In dem Mystery-Drama "Wo kein Schatten fällt" hatte er eine zentrale Rolle als feindseliger Dorfbewohner. Außerdem gehörte er ab 2017 zum Ensemble der Netflix-Serie "Dark".
Erneut unter Christian Petzolds Regie hatte Hülk einen kleineren Part in dem preisgekrönten Kinodrama "Transit" (2018). Eine sehr einprägsame Nebenrolle spielte er in dem US-Agententhriller "Red Sparrow" (2018) als sadistischer russischer Profikiller. Michael Herbig besetzte ihn in der DDR-Fluchtgeschichte "Ballon" als Oberfeldwebel.
2019 kamen ebenfalls zwei Filme mit Sebastian Hülk in die Kinos: Jessica Hausners Science-Fiction-Drama "Little Joe - Glück ist ein Geschäft und Florian Koerner von Gustorfs "Was gewesen wäre", in dem er eine Hauptrolle als Jugendliebe der Hauptfigur (Christiane Paul) spielte.