Helge Schneider
Helge Schneider, geboren am 30. August 1955 in Mülheim an der Ruhr. Frühe Musikausbildung am Klavier, später auch Cellounterricht. 1971 verließ Helge Schneider das Gymnasium und fing eine Lehre als Bauzeichner an. 1972 absolvierte er erfolgreich eine Sonderbegabtenprüfung und begann ein Pianostudium am Duisburger Konservatorium. Daneben übernahm Schneider zahlreiche Nebenjobs, u.a. als Bürogehilfe, Straßenfeger und Fließbandarbeiter in einer Gabelstaplerfabrik, bevor er 1973 eine Ausbildung zum Landschaftsgärtner antrat.
Helge Schneider war ab 1977 Berufsmusiker und begleitete Tourneen verschiedener Bands. Zu seinen eigenen Gruppen gehörten u.a. das Schneider Weiss Duo alias "El Snyder & Charly McWhite" sowie Art of Swing. Zusätzlich absolvierte er Radio- und Fernsehaufnahmen und begleitete Stummfilme live am Klavier. 1983 erhielt Schneider den "Förderpreis des Ruhrkreises für Kunst und Wissenschaft der Stadt Mülheim an der Ruhr".
Ab 1984 hatte er abendfüllende Auftritte als Musiker und Komiker. Auch um sich vom damals gebräuchlichen Begriff des "Kabarettisten" abzugrenzen, bezeichnete sich Helge Schneider fortan als "die singende Herrentorte".
Als Komponist und Arrangeur von Filmmusiken wirkte Schneider u.a. an Filmen von Werner Nekes und Christoph Schlingensief mit, und in den 1980er Jahren trat er auch vor der Kamera in Erscheinung: Unter der Regie von Nekes spielte er den Titelhelden der absurden Komödie "Johnny Flash", die von der wechselvollen Schlagersängerkarriere eines schüchternen Elektrikers erzählt, und auch in Schlingensiefs "Mutters Maske" übernahm er eine der Hauptrollen.
1989 erschien Schneiders erstes Studioalbum mit dem Titel "Seine größten Erfolge". Neben Aufnahmen mit seiner Stammbegleitformation "Hardcore" – bestehend aus den Musikern Buddy Casino und Peter Thoms – veröffentlichte Schneider in den folgenden Jahren auch Hörspielplatten sowie Jazz- und Instrumentalalben, auf denen er seine musikalische Virtuosiät offenbarte und bewusst sein populäres Image als dilettantischer Nonsense-Unterhalter konterkarierte.
Nach seinen Erfolgen als Musiker und Bühnenkomiker präsentierte Schneider 1993 mit der anarchischen Westernkolportage "Texas" seinen ersten Spielfilm. Auch dank der mittlerweile immens gewachsenen Fangemeinde des vielseitigen Künstlers fand die respektlose Nummernrevue ihr Publikum. Der endgültige kommerzielle Durchbruch folgte kurz darauf mit dem unerwarteten Charterfolg des Songs "Katzeklo", und seither war Schneider nahezu ohne Unterlass in verschiedensten Medien präsent.
1994 veröffentlichte er seinen ersten Kriminalroman "Zieh Dich aus, Du alte Hippe", der im unnachahmlichen Schneider-Idiom verfasst ist und dem in den nächsten Jahren weitere Prosawerke folgten, die vom Autor auf Lesereisen vorgestellt wurden. Ebenfalls 1994 entstand der Spielfilm "00 Schneider – Jagd auf Nihil Baxter", mit dem er erfolgreich die absurden Kriminalplots seiner Bücher auf die Leinwand transferierte.
Trotz ausgedehnter Tourneen und weiteren Plattenveröffentlichungen kehrte Schneider zwei Jahre später auf die Leinwand zurück, um in seiner "Praxis Dr. Hasenbein" als Mediziner mit hanebüchenen Heilverfahren zu unterhalten.
Nachdem 2003 sein erstes Theaterstück "Mendy – Das Wusical" im Schauspielhaus Bochum Premiere gefeiert hatte, wurde Schneiders nächster Film als Autor, Regisseur und Hauptdarsteller der wesentlich zurückgenommenere "Jazzclub – Der frühe Vogel fängt den Wurm", in dem er liebevoll die musikalische Leidenschaft eines Fischverkäufers porträtierte und dabei reichlich Gelegenheit zur Instrumental-Improvisation fand.
2005 beendete Schneider seine erfolgreiche Solo-Tournee unter dem Titel "Füttern verboten", nur um nach der Veröffentlichung seines Reiseromans "Globus Dei – vom Nordpol bis Patagonien" erneut auf Lese- und Konzertreise zu gehen. Anlässlich seines 50. Geburtstag sendete der Westdeutsche Rundfunk im August desselben Jahres ein Porträt Schneiders, für das er Einblick in sein Privatarchiv gewährte.
2007 unterlief Schneider wieder einmal alle Erwartungen, als er in der Hauptrolle des Adolf Hitler in Dani Levys Komödie "Mein Führer" auftrat - und trotz der weit auseinander gehenden Meinungen über den Film wurde Schneiders schauspielerische Leistung zumeist hoch gelobt.
In den folgenden Jahren widmete Schneider sich wieder seiner Bühnenarbeit: Im Winter 2007/2008 ging er mit seiner Band unter dem Titel "Akopalüze Nau!!!" auf Tournee, ab Ende 2009 war er mit dem Programm "Komm, hier haste 'ne Mark!" auf Deutschlandtour.
2012 wurde das künstlerische Multitalent mit dem Großen Karl-Valentin-Preis ausgezeichnet. Im selben Jahr erschloss er sich ein gänzlich neues Betätigungsfeld als Moderator der WDR-Talksendung "Helge hat Zeit – Menschen, Quatsch und Philosophen bei Helge Schneider", die er jedoch bereits Anfang 2013 wieder einstellte. Kurz zuvor, im November 2012, begann Schneider mit den Dreharbeiten zu einem neuen Kinofilm, fünf Jahre nach seiner letzten Kinohauptrolle: In "00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse" schlüpfte er zum zweiten Mal in die Rolle des skurrilen Kommissars Schneider. Der Film startete im Herbst 2013 in den deutschen Kinos.
Ende desselben Jahres veröffentlichte Schneider mit "Sommer, Sonne, Kaktus!" ein neues Studioalbum. 2014 ging er mit dem Programm "Pretty Joe und die Dorfschönheiten" auf Tournee. 2015 war Schneider Protagonist des Kino-Dokumentarfilms "Mülheim - Texas. Helge Schneider hier und dort" von Andrea Roggon, der beim Filmfestival Max-Ophüls-Preis 2015 mit dem Förderpreis der DEFA-Stiftung ausgezeichnet wurde.
2015 machte Helge Schneider eine Bühnenpause und hatte nur einen Auftritt in Mülheim an der Ruhr. In diesem Jahr erschien sein Buch "Orang Utan Klaus. Helges Geschichten". Im Sommer 2017 begann seine Tour "240 Years of 'Singende Herrentorte'!" mit Auftritten in Deutschland, Österreich und Luxemburg; im gleichen Jahr erhielt er den Bayerischen Kabarettpreis. 2018 ging er mit dem Programm "Ene mene mopel!" auf Tournee.
Helge Schneider ist Vater von sechs Kindern und lebt in Mülheim an der Ruhr.