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Dokumentarfilm über die Band "Steppenwolf", die zu den legendärsten Bands in der Geschichte der Rockmusik gehört. Ihr Song "Born to Be Wild" aus dem Kultfilm "Easy Rider" (US 1969) wurde zur Hymne einer ganzen Generation und ist bis heute ein Klassiker. Mit einem damals neuartigen, ungewohnt harten Sound schien die Band musikalisch das Ende des Hippie-Zeitalters einzuläuten – "Steppenwolf" war auch die allererste Band, in deren Texten der Begriff "Heavy Metal" vorkam. Der Film zeichnet Gründung, Aufstieg und Fall der Band nach, die 1967 von dem deutschen Auswanderersohn John Kay (geboren als Joachim-Fritz Krauledat) gegründet wurde, und zu der bald auch der deutsche Bassist Nick St. Nicholas (geboren als Karl Klaus Kassbaum) stieß. Neben den Bandmitgliedern kommen auch Persönlichkeiten wie Alice Cooper, Cameron Crowe, Klaus Meine und Bob Ezrin zu Wort.
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Zwei deutsche Auswandererkinder trafen sich zunächst im kanadischen Toronto, bevor sie gemeinsam nach Kalifornien weiterzogen: Der Gründer und Sänger John Kay, geboren als Joachim-Fritz Krauledat, war ein mit seiner Mutter in Arnstadt gelandeter Kriegsflüchtling aus dem ostpreußischen Tilsit. Zu den anrührenden Momenten des Dokumentarfilms von Oliver Schwehm gehört ein Solokonzert Kays mit deutschen Kunstliedern in der Bachkirche.
Der Bassist Nick St. Nicholas, geboren als Karl Klaus Kassbaum, stammt aus einer angesehenen hanseatischen Familie. Sein Großonkel war mit Thomas Mann befreundet, der die Kassbaums in seinem Roman „Buddenbrooks“ verewigte. Nicks Vater war Flottenkommandant in der Kriegsmarine des Dritten Reichs.
Kern der Geschichte ist, wie diese beiden mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen ins Leben gestarteten Jungen über die Musik ihren Weg gefunden haben. John trotzt seiner starken Sehbehinderung, die ihn zum Tragen einer Sonnenbrille verpflichtet, und Nick gelingt es, sich aus dem Schatten seines autoritären Vaters zu befreien. Es ist ein Film, der Familien-, Musik-, Band- und Zeitgeschichte miteinander verknüpft und daher keineswegs nur für Steppenwolf-Fans interessant ist.
In längeren intensiven Interviews erzählen John und Nick erstmals über ihre Herkunft. „Born to Be Wild – Eine Band namens Steppenwolf“ führt uns - auch mittels recht spekulativer Reenactment-Szenen - vom kriegszerstörten Deutschland in die Arbeiterviertel Torontos und nach Los Angeles, wo die Band zu Ruhm aufsteigt und dann jäh abstürzt. Weitere Bandmitglieder wie Michael Monarch und der geheimnisumwitterte Songwriter Mars Bonfire, der einst „Born to Be Wild“ schrieb, ergänzen John und Nick.
In den 1950er- und frühen 1960er-Jahren war der deutsche Schriftsteller Hermann Hesse vor allem in Europa abgeschrieben. Es waren die amerikanischen Hippies, die ihn Mitte der 1960er Jahre wiederentdeckten und zu einem der wichtigsten Inspirationskräfte der Counterculture machten. Vor allem sein antibürgerlicher Roman „Der Steppenwolf“ aus dem Jahr 1927 avancierte dabei zum Kultbuch, dem die Faszination des Verbotenen anhaftete. Denn in einigen US-Bundesstaaten interpretierte man das Werk als Aufruf zu Drogenmissbrauch und sexuellen Perversionen – und entfernte es daraufhin aus den öffentlichen Bibliotheken.
Die Band um John Kay wusste also ziemlich genau, was sie tat, als sie 1968 beschloss, sich nach diesem Werk zu benennen. Was wiederum den Hesse-Boom weiter befeuerte, denn plötzlich gab es viele Leser, die etwas über den Autor erfahren wollten, nach dem sich diese angesagte Band benannt hatte.
Alice Cooper, Taj Mahal, Cameron Crowe („Almost Famous“), Klaus Meine (Scorpions), Jello Biafra (Dead Kennedys), Dale Crover (Melvins) und Bob Ezrin (Produzent von u. a. Kiss, Pink Floyd, Taylor Swift) vervollständigen die Kommentare dieser Doku, die mit einer Vielzahl an nie gesehenen Filmen aus dem Privatarchiv von Nick St. Nicholas aufwarten kann, darunter das erste, noch nie veröffentlichte Demo-Band des Titelsongs. Zudem offenbart Oliver Schwehms Film, dass Steppenwolf verschiedene Stile adaptiert und so immer wieder musikalisches Neuland erschlossen hat.
Pitt Herrmann