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Nachdem er einmal mehr im Ring zu Boden gegangen ist, und nun Eier ausfahren muss, weil das Geld knapp wird, beschließt Rudy, auf den Rat seines Freundes Ebbie zu hören, und statt der Boxerkarriere nachzuhängen einen Versuch als Musiker zu starten. Nachdem der halbseidene Ebbie das Interesse einer Plattenfirma wecken kann und Rudys erstes Konzert tatsächlich ein voller Erfolg wird, scheint dem großen Durchbruch nichts mehr im Wege zu stehen. Oder doch?
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Vorläufer auch deshalb, weil Rudolph mit jungen Schauspielern arbeitete, die anschließend Karriere gemacht haben: Heiner Lauterbach, Til Schweiger, Manfred Zapatka, Sabine von Maydell, Meret Becker. Dazu als Lokalgrößen Werner Karle jun. und die Gruppe „The Frits“ – sowie aus dem Boxmilieu die Stars René Weller und Ebby Thust. Last but not least „das“ Revier-Idol Helge Schneider. Eine illustre Besetzung also für die in Bochum, Herne und Gelsenkirchen spielende Jagd nach Liebe, Glück und Reichtum.
Als ob der „Pott“ immer noch ausschließlich aus Bergwerken, Hochöfen, Fußballstadien, Taubenschlägen und Boxveranstaltungen in schmieriger Hinterhof-Atmosphäre bestünde beginnt der am 10. Juni 1993 in die Kinos gekommene Spielfilm mit einem in Authentizität suggerierendem Schwarz-Weiß gedrehten Schwenk aus der Vogelperspektive – mit dem Herner Bergarbeiter-Denkmal „Knochen-Kerl“, dem Wanne-Eickeler Westhafen, dem Bochumer Opel-Fließband und dem Deutschen Bergbau-Museum.
Til Schweiger, dafür mit dem Max-Ophüls-Preis 1993 als bester Nebendarsteller ausgezeichnet, ist der Ich-Erzähler „Rudy aus Bochum“, dessen „unglaubliche Geschichte“ in der Rückblende – und in farbigen Bildern – erzählt wird: ein Berufskraftfahrer, der tagsüber frische Hühnereier ausfährt und sich nach Feierabend in einen Möchtegern-Berufsboxer verwandelt. Sein Manager Ebbie ist eine gescheiterte Existenz, dazu noch hoch verschuldet beim mafiosomäßig auftretenden Westentaschen-Ganoven Schmidtmeyer. Welcher endlich Kohle sehen will, sodass sich Ebbie immer neue Bluffs ausdenken muss, um dem Geldeintreiber zu entkommen.
Boxkampf in einer aufgelassenen Industriehalle. „Rudy aus Bochum“ setzt auf seine letzte Chance, aber sein Gegner, ein bulliges Kraftpaket aus dem Hessischen, ist schier übermächtig. Der Knock out dauert exakt neun Sekunden: während dieser kurzen Zeitspanne läuft bei Rudy im Kopf ein Film ab – grellbunt und auch in solcher Farbsymphonie auf Zelluloid gebannt.
Nun muss Ebbie endgültig kleine Brötchen backen, hält sich mit harmlosen Gaunereien über Wasser. Bis er in der Musikbranche den großen Reibach wittert: Bambi, eine in einer Veranstaltungs-Agentur tätige Freundin mit besten Szene-Kontakten, vermittelt Musiker und bucht einen Termin in einem professionellen Studio. Und wieder soll es Rudy reißen, der nebenbei in der „BVG-Combo“ (Lokalkolorit: Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahn) auf Festen die Gitarre zupft: Er verwandelt sich in einen schmalzlockigen Elvis-Verschnitt. Was prompt nach hinten losgeht: die erste Schallplatte floppt total. Weshalb Bambi ihr letztes Erspartes für einen Auftritt in der Wattenscheider Stadthalle opfert: Mit Hip Hop kommen Rudy & Co ganz groß ‘raus.
Bedeutender für eine sichere Zukunft ist freilich ein ganz anderer Coup: Rudy und Ebbie rauben die Kasse des Tournee-Managers (Helge Schneider glänzt als abgefahrener Konzert-Promotor). Doch auch dies war nur ein Bluff Ebbies: Er ist mit der ganzen Barschaft über alle Berge. So wird’s nach gut neunzig Minuten wieder Schwarzweiß auf der Leinwand: Rudy, der Boxer, erwacht vom Niederschlag seines Gegners. War alles etwa nur ein Traum?
Pitt Herrmann