Dani Levy
Dani Levy, geboren am 17. November 1957 in Basel, Schweiz, als Sohn einer emigrierten deutsch-jüdischen Familie, sammelte nach dem Abitur erste Bühnenerfahrungen als Clown und Akrobat im Circus Basilisk und wurde trotz fehlender Schauspielausbildung als Darsteller am Theater Basel und – nach einem zwischenzeitlichen USA-Aufenthalt – beim Theater Rote Grütze in Berlin engagiert. Als Fernsehschauspieler wurde Levy 1984 mit der Schweizer Fernsehserie "Motel" bekannt, in der er den Küchenburschen "Peperoni" spielte.
Zwei Jahre später gab er sein Regiedebüt mit "Du mich auch", dessen Drehbuch er bereits Jahre zuvor mit seiner damaligen Partnerin Anja Franke verfasst hatte, die an der Seite von Levy auch eine Hauptrolle in der Beziehungskomödie übernahm und zusammen mit Helmut Berger als dritte Co-Regisseurin fungierte. Der Low-Budget-Film erwies sich als überraschender Festival-Erfolg und wurde unter anderem in die Sektion "Semaine de la Critique" des Cannes Filmfestival eingeladen.
1988 brachte Levy mit "RobbyKallePaul" seinen zweiten Film als Regisseur und Hauptdarsteller in die Kinos; das Drehbuch zu der Komödie über eine Berliner Wohngemeinschaft in den 1980er Jahren verfasste er gemeinsam mit seiner damaligen Lebensgefährtin Maria Schrader, die auch eine Hauptrolle übernahm. Beim Filmfestival Max-Ophüls-Preis 1989 wurde der Film mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. Im Jahr 1990 schrieben Schrader und Levy das Drehbuch zu dem Drama "Meschugge", das jedoch erst 1998 realisiert wurde, einmal mehr mit ihnen selbst in den Hauptrollen.
Als "Meschugge" zunächst nicht zustande kam, realisierten Schrader und Levy "I was on Mars" (1991), eine in New York angesiedelte Geschichte über eine ungewöhnliche Dreiecksbeziehung. Mit seinem Kurzfilm "Ohne mich" (1993) gewann Levy den Regiepreis der Hypobank auf dem Münchner Filmfest.
Im Jahr 1994 gründete Levy gemeinsam mit Tom Tykwer, Wolfgang Becker und Stefan Arndt die Filmproduktionsfirma X-Filme.
Das Beziehungsdrama "Stille Nacht", die erste Produktion der Firma, wurde 1996 in den Wettbewerb der Berlinale eingeladen. "Meschugge", über eine junge New Yorker Jüdin, die einem dunklen Familiengeheimnis auf die Spur kommt, feierte schließlich 1998 beim Toronto Filmfestival Weltpremiere und erhielt im Jahr darauf den Bayerischen Filmpreis in den Kategorien Produktion und Kamera.
2001/2002 inszenierte Levy, der zwischen seinen eigenen Filmen immer wieder auch als Darsteller in Filmen anderer Regisseure auftritt, das Familiendrama "Väter", über einen Mann, der von seiner Frau verlassen wird und gegen jede Chance um das anteilige Sorgerecht für seinen kleinen Sohn kämpft.
Im Sommer 2004 kehrte Dani Levy für kurze Zeit ans Theater zurück: Für das Theater Basel inszenierte er das Straßenstück "Freie Sicht aufs Mittelmeer". Sein bislang größter Filmerfolg gelang Dani Levy ebenfalls 2004 mit "Alles auf Zucker!". Die Komödie über einen verschuldeten Berliner Juden, der sich mit seinem streng religiösen Bruder versöhnen muss, um den letzten Willen seiner Mutter zu erfüllen, wurde mit dem Ernst-Lubitsch-Preis ausgezeichnet. Die Jury feierte den Film als "Wiederbelebung des deutsch-jüdischen Lustspiels". Auch bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises 2005 wurde "Alles auf Zucker!" mit sechs "Lolas", unter anderem für die Beste Regie, das Beste Drehbuch und den Besten Spielfilm, zum großen Gewinner.
Levys nächster Film, die tragikomische Satire "Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler" mit Helge Schneider als Adolf Hitler, kam Anfang 2007 in die Kinos. Der Film wurde von der Kritik zwiespältig aufgenommen und blieb auch an den Kinokassen hinter den Erwartungen zurück. Nach einem Beitrag zu dem Episodenfilm "Deutschland '09 - 13 kurze Filme zur Lage der Nation" (2008/2009) legte Dani Levy im Sommer 2010 seinen nächsten abendfüllenden Spielfilm vor: Die Komödie "Das Leben ist zu lang" erzählte von einem jüdischen Filmregisseur, der in eine Lebenskrise gerät und nach einem Selbstmordversuch nur scheinbar in seinem alten Leben erwacht.
Danach machte Levy eine längere Kinopause. Fürs Fernsehen inszenierte er die Schweizer "Tatort"-Folge "Schmutziger Donnerstag" (CH 2013), über einen Mord in einer traditionsreichen Zunft. Auch bei der Komödie "Der Liebling des Himmels" (2015), mit Axel Milberg als schwer gestresstem Psychiater, handelte es sich um eine Fernsehproduktion. Als Schauspieler verkörperte er in dem preisgekrönten Kinofilm "Der Staat gegen Fritz Bauer" (2015) den berühmten israelischen Staatsanwalt und Politiker Chaim Cohn. Fürs Zürcher Schauspielhaus inszenierte Levy 2015 das von ihm selbst geschriebene Stück "Schweizer Schönheit", eine liebevolle Satire auf die bürgerliche Selbstzufriedenheit seiner Landsleute.
Beim Münchner Filmfest 2016 stellte Levy dann wieder einen eigenen Kinofilm vor: Die hochkarätig besetzte Komödie "Die Welt der Wunderlichs" handelte von einer skurril-dysfunktionalen Familie, die mit der erwachsenen Tochter zu einer Gesangstalent-Casting-Show in die Schweiz aufbricht. Im Herbst 2016 startete der Film in den deutschen Kinos.
Für das Schweizer "Tatort"-Team aus Luzern inszenierte Levy die experimentelle Folge "Die Musik stirbt zuletzt" (2018), die sich in Echtzeit abspielt und ohne Schnitt in einer einzigen Einstellung gedreht wurde. Anschließend gehörte er zu den zwölf Regisseuren des Episodenfilms "Berlin, I Love You" (DE/GB 2019).
Mit "Die Känguru-Chroniken", nach den Texten (und einem Drehbuch) von Marc-Uwe Kling, realisierte Levy wieder einen abendfüllenden Kinofilm. Die Komödie über einen Kreuzberger Kleinkünstler und ein sprechendes, kommunistisches Känguru, die den Kampf gegen einen nationalistischen Berliner Immobilienhai aufnehmen, kam Anfang März 2020 in die Kinos und wurde für ihre Visuellen Effekte sowohl mit einem Sonderpreis beim Bayerischen Filmpreis als auch mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet.