Hans Steinbichler
Hans Steinbichler, geboren am 1. November 1966 in Solothurn (Schweiz), veröffentlichte bereits in Jugendjahren Fotografien und Texte zum Thema Bergwelt, bevor er dann zunächst ein Jura-Studium aufnahm. 1995 wechselte er an die Hochschule für Film und Fernsehen München, wo er sein Studium 2003 abschloss. Schon im Laufe des Studiums entstanden Kurzfilme, die auf zahlreichen Festivals zu sehen waren, sowie 1999 der Dokumentarfilm "Verspiegelte Zeit – Erinnerungen an Angelika Schrobsdorff", der den Förderpreis der Stadt München erhielt.
Seine Affinität zur Bergwelt zeigte sich 2003 wieder im Spielfilm "Hierankl", mit dem er einen modernen, von Klischees befreiten Heimatfilm schuf und hierfür mit mehreren wichtigen Preisen – darunter der Bayrische Filmpreis 2003 und der Adolf-Grimme-Preis in Gold – ausgezeichnet wurde. Der 2005/06 entstandene "Winterreise", mit Sepp Bierbichler, Hanna Schygulla und Sibel Kekilli prominent besetzt, feierte seine Weltpremiere 2006 auf dem 41. Filmfest von Karlovy Vary.
Auch in seinen folgenden Kinospielfilmen nimmt Steinbichler, der zwischendurch immer wieder auch fürs Fernsehen dreht, sich schwieriger Themen an. "Autistic Disco" (2007) erzählt von einem Resozialisierungsprogramm für jugendliche Straftäter, das außer Kontrolle zu geraten droht; "Die zweite Frau" (2008) handelt von einem erwachsenen Muttersöhnchen, dessen neue, rumänische Freundin es der dominanten Mutter nicht recht machen kann. Bei "Das Blaue vom Himmel" steht eine Frau im Mittelpunkt, die während der Pflege ihrer dementen Mutter ein lange gehütetes Familiengeheimnis aufdeckt.
2011/2012 drehte Steinbichler zwei Folgen der Krimireihe "Polizeiruf 110", mit Matthias Brandt als Kommissar Hanns von Meuffels: In der Folge "Denn sie wissen nicht, was sie tun" kommt von Meuffels einem geplanten Bombenanschlag in München auf die Spur; der Film erhielt zwar hervorragende Kritiken, wurde aber wegen Bedenken von Jugendschützern erst nach 22 Uhr ausgestrahlt. Daher erzielte er nur eine geringe Einschaltquote. Matthias Brandt wurde für seine Leistung beim Fernsehfilm-Festival Baden-Baden mit einem Sonderpreis geehrt. Die Folge "Schuld", in der von Meuffels einen Mörder vor der Rache des eigenen Dorfes schützen muss, erhielt eine Nominierung für den Grimme-Preis.
Danach führte Steinbichler bei dem TV-Krimi "Hattinger und die kalte Hand - Ein Chiemseekrimi" (2013) nach dem Roman von Thomas Bogenberger Regie. Ebenfalls fürs Fernsehen realisierte er "Landauer - Der Präsident" (2014), über Leben und Wirken des berühmten Fußballfunktionärs Kurt Landauer.
Anfang 2015 begann Steinbichler mit den Dreharbeiten zu einem neuen Kinofilm: "Das Tagebuch der Anne Frank", mit Lea van Acken, Martina Gedeck und Ulrich Noethen in den Hauptrollen. Der Film startete im März 2016 in den Kinos und brachte Steinbichler den Deutschen Regiepreis 'Metropolis' in der Kategorie 'Beste Regie Kinofilm' ein.
Kurz vorher, im Februar 2016, wurde sein Fernsehfilm "Das Dorf des Schweigens" ausgestrahlt, eine von der Kritik viel gelobte Mischung Familientragödie und Psychothriller. Ebenfalls hervorragende Kritiken erhielt der auf einem realen Fall basierende Kinofilm "Eine unerhörte Frau" (2016), über eine Mutter, die gegen medizinische Ignoranz für das wohl ihrer mysteriös erkrankten Tochter kämpft. Beim Filmfest München erhielt "Eine unerhörte Frau" den One-Future-Preis, beim Fünf-Seen-Filmfestival den Publikumspreis und beim Grimme-Preis den Publikumspreis der Marler Gruppe; außerdem wurde er beim Deutschen Fernsehpreis 2018 als Bester Fernsehfilm ausgezeichnet.
Fürs Fernsehen drehte Steinichler den Krimi "Der Tod und das Mädchen - Van Leeuwens dritter Fall" (2017), "Gefangen: Der Fall K." (2018), ein dem Fall Gustl Mollath nachempfundenes Drama über einen Mann, der die Schwarzgeld-Geschäfte seiner Frau nicht länger tolerieren will und darüber zu Unrecht in der Psychiatrie landet, und der zweiteilige Thriller "Walpurgisnacht" (2019).
Dazwischen drehte Steinbichler im Oktober 2018 den Kinofilm "Hannes" (nach dem Roman von Rita Falk), über einen Teenager, der beschließt, das Leben seines im Koma liegenden besten Freundes für diesen weiterzuführen. Wegen der Corona-Pandemie startete der Film erst im November 2021 in den Kinos.