Lars Becker
Lars Becker, geboren am 12. Januar 1954 in Hannover, studierte Film an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg und schloss das Studium 1986 ab. Zu seinen ersten Arbeiten gehören "Kalte Sonne" (1989) und der Dokumentarfilm "Afrika um die Ecke" (1990). Beide Filme befassen sich mit politischen Flüchtlingen in Deutschland, denen die Abschiebung bevorsteht. Aus dem Drehbuch zu "Kalte Sonne" entwickelte Becker auch einen Kriminalroman.
Mit "Schattenboxer" startete 1992 sein Kinodebüt, das ihm viel Lob von der Kritik einbrachte, und für das er zwei Jahre später den Otto Sprenger Preis erhielt. In dem Film verfolgte Becker erneut das Thema der Migration und der kriminellen Milieus, in denen sich Geflüchtete aus der Not heraus wiederfinden. Einen weiteren Krimi drehte er Mitte der Neunziger Jahre mit "Bunte Hunde" (1995), in dem Til Schweiger und Peter Lohmeyer als Mitglieder einer Autoknacker-Bande von Christian Redl als Kommissar gejagt werden.
Dass Becker auch ein Gespür für Humor hat, bewies er 1998 mit "Das Gelbe vom Ei". Darin war Moritz Bleibtreu als Ökobauer zu sehen, der bei einer örtlichen "Versteigerung" für Rendezvous mit Landwirten von diversen Damen (u.a. gespielt von Meret Becker und Heike Makatsch) umworben wird.
Zur Jahrtausendwende kehrte Becker mit dem vielbeachteten "Kanak Attack" (2000), einem episodisch erzählten Drama, in die Welt der sozialen Brennpunkte zurück. David Scheller verkörperte darin einen türkischen Kleinkriminellen aus Kiel, der sich immer tiefer in kriminelle Machenschaften verstrickt und die abwertende Bezeichnung "Kanak" mit Stolz wie einen Titel trägt.
2002 erhielt Becker beim Deutschen Fernsehpreis eine Nominierung für seinen Fernsehfilm "Rette deine Haut!" (2001), ein aus ungewohnter Perspektive erzählter Krimi: Ken Duken war darin als einer von vier korrupten Polizisten zu sehen, die mit Unterwelt-Größen des Rotlichtmilieus unter einer Decke stecken und alles daransetzen, ihren illegal erworbenen Luxus beizubehalten. Beim Rencontres Internationales de Télevision in Reims, Frankreich, erhielt "Rette deine Haut!" den Preis als Bester ausländischer Film.
Mit der Pilotfolge "Amok!" begann Becker 2003 die ZDF-Kriminalfilmreihe "Nachtschicht" (2003-2022). Seither kam fast jährlich ein neuer Film um den Kommissar Erich Bo Erichsen, gespielt von Armin Rohde, hinzu – stets mit Becker als Autor und Regisseur. Für die Serie erhielt er zwei Nominierungen für den Grimme-Preis.
Neben dieser erfolgreichen Reihe realisierte Becker auch andere Fernsehproduktionen. So führte er u.a. Regie bei drei "Tatort"-Folgen (2003-2011) und inszenierte die vierteilige Filmserie "Unter Feinden" (2013-2021) um das Ermittlerduo Diller und Kessel (Nicholas Ofczarek und Fritz Karl).
Für den Krimi-Thriller "Amigo – Bei Ankunft Tod" (2010) erhielt er 2011 den Deutschen Fernsehkrimipreis für herausragende Einzelleistung. Vorlage für das Drehbuch war sein 1991 erschienener gleichnamiger Roman. 2016 erhielt er diesen Preis noch einmal, dieses Mal für die Beste Regie für "Zum Sterben zu früh", das Prequel zu "Unter Feinden".
Auch mit der 2017 gestarteten Reihe "Der gute Bulle" blieb Becker seinem Forte, dem Krimi-Genre, treu. Die Hauptrolle spielte auch hier Armin Rohde.
Einem anderen Themenbereich wendete sich Becker in dem Drama "Die Macht der Frauen" zu, das 2022 beim Filmfest Hamburg uraufgeführt und später auf Arte ausgestrahlt wurde. Becker beleuchtet darin einen Fall häuslicher sexueller Gewalt; die Hauptrolle einer Anwältin, die auf Sexualstrafrecht spezialisiert ist, spielte Natalia Wörner.