Brigitte Horney
Schulbesuch in Berlin-Zehlendorf, Internat in Znoz (Schweiz); 1928-30 Trümpy-Tanzschule, Unterricht in Ausdruckstanz bei Mary Wigman, Schauspielunterricht. 1930 Max-Reinhardt-Nachwuchspreis, daraufhin Hauptrolle in Robert Siodmaks "Abschied". Stadttheater Würzburg, Lessing-Theater in Berlin, 1931-32 Deutsches Theater, 1932-43 Volksbühne. 1934 erster Filmerfolg als Kneipensängerin Rubby in "Liebe, Tod und Teufel" (Hilpert/Steinbicker) nach Stevensons "The Bottle Imp", wofür ihr Theo Mackeben den Schlager "So oder so ist das Leben" schreibt.
Aufstieg zum herben, eigenwilligen Anti-Star, der nicht recht in die Klischees der Nazis passt. In 6 Filmen unter der Regie von Viktor Tourjansky; 1936 Filmarbeit in London. Einige Rollen auch im Sinne nationalsozialistischer Frauen-Stereotype, so die starke "Kameradin" in "Ein Mann will nach Deutschland" (Paul Wegener) und die heimatliebende "Volksdeutsche" in "Feinde" (Tourjansky). Melancholisch und schlicht als "Das Mädchen von Fanö" (Hans Schweikart). Nur selten schön und elegant: Zarin Katharina II. in "Münchhausen" (Josef von Baky), die leichtlebige Nastasja in Gustav Ucickys "Savoy Hotel 117".
Kurz vor Kriegsende Übersiedlung in die Schweiz. 1946-48 Schauspielhaus in Zürich, ab 1950 in Basel. 1948 erneute Filmarbeit in der österreichischen Produktion "Die Frau am Weg" (Eduard von Borsody), ab 1949 auch in der Bundesrepublik: Verspieltes Leben (Kurt Meisel). Erfolg als alternde Schauspielerin in "Solange du da bist" (Harald Braun) und als "Generalin" in "Nacht fiel über Gotenhafen" (Frank Wysbar).
Nach dem Tod der Mutter, der renommierten Psychoanalytikerin Karen Horney, 1952 Übersiedlung in die USA, um deren Lebenswerk weiterzuführen. Ab 1953 amerikanische Staatsbürgerin. Sporadisch Theaterarbeit in Europa. Fernsehauftritte u.a. in Jean-Paul Sartres "Geschlossene Gesellschaft" und in John Patricks "Eine etwas sonderbare Dame". Mitte der 60er Jahre in Edgar Wallace-Filmen, ab 1972 Verkörperung eigenwilliger alter Dame in Serien wie "Der Kommissar", "Derrick" und "Das Traumschiff". Star der TV-Serien "Jakob und Adele" (Tögel/Stark) und "Teufels Großmutter" (Bob Herzet). Zuletzt als repräsentative Gräfin in der Bierbrauer-Saga Das Erbe der "Guldenburgs" (Goslar, Erhardt). 1972 Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film.
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