Biografie
Züli Aladağ wurde am 2. Januar 1968 in Van, Türkei, geboren. Ab 1973 wuchs er in Stuttgart auf. Nach dem Abitur begann er ein Studium der Theaterwissenschaften in München, das er jedoch bald abbrach, um Filmemacher zu werden. So absolvierte er 1988/89 ein sechsmonatiges Praktikum als Ausstattungsassistent bei der Produktion von Roland Emmerichs Science-Fiction-Film "Moon 44" in Stuttgart. In den nächsten Jahren sammelte er als Produktionsassistent, Aufnahmeleiter, Regieassistent und Requisiteur bei einigen Kurz-, Werbe-, Spiel- und Dokumentarfilmen weitere Erfahrungen. So etwa als Regieassistent bei Ralf Huettners viel gelobter Polit-Farce "Der Papagei" (DE/AT 1992). Von 1993 bis 1996 arbeitete Aladag für die Erasmus Film München; dort war er in der Abteilung Stoffentwicklung Spiel- und Dokumentarfilme tätig und zeichnete für die Produktion von Dokumentationen, Magazinsendungen und Videoclips verantwortlich.
Im Oktober 1996 begann Aladağ ein Regiestudium an der Kunsthochschule für Medien in Köln, das er im Sommer 1999 abschloss. Sein während des Studiums entstandener Kurz-Dokumentarfilm "Zoran" (1997) wurde auf mehreren Festivals preisgekrönt; sein Kurz-Spielfilm "Hör dein Leben" (1997) gewann den FFA-Kurzfilmpreis Short Tiger.
Aladağs Langfilmdebüt war das Boxerdrama "Elefantenherz" (2002) mit Daniel Brühl und Manfred Zapatka in den Hauptrollen. Der Film erhielt sehr positive Kritiken und wurde beim Bayerischen Filmpreis als Beste Nachwuchsproduktion und für die Beste Kamera ausgezeichnet. Auch seine beiden "Tatort"-Folgen für das Team Ballauf und Schenk – der kammerspielartige "Mutterliebe" (2003) und "Erfroren" (2005) – wurden von der Kritik positiv aufgenommen. Dazwischen realisierte Aladağ den Dokumentarfilm "Die Türken kommen" (2004), in dem unterschiedlichste türkische Migranten über ihr Heimatland und sein Verhältnis zu Europa erzählen.
Für viel Aufsehen sorgte Aladağ mit dem Drama "Wut" (2006), über eine bürgerliche Familie, die immer brutaler von einem jungen Deutschtürken terrorisiert wird. Der Film sollte ursprünglich zur Hauptsendezeit mit anschließender Diskussionssendung im Ersten gezeigt werden, wurde jedoch kurzfristig in das Spätprogramm verschoben. Der offizielle Grund dafür war die im Vorfeld aufgeflammte Kritik an den drastischen Gewaltszenen des Films. Tatsächlich ging es bei der anschließenden Mediendebatte nicht zuletzt auch um Vorwürfe des Rassismus. Dennoch wurde "Wut" beim Grimme-Preis in der Kategorie Fiktion ausgezeichnet. In der Begründung der Jury hieß es: "Mit diesem provokanten Stoff, als aufwühlender Thriller glänzend inszeniert, hat 'Wut' den Blick auf einen hochbrisanten gesellschaftlichen Konflikt fokussiert: Jugendgewalt im Migrantenmilieu – und die Unfähigkeit, ihr zu begegnen. 'Wut' liefert keine Erklärungen, keine sozialtherapeutisch motivierte Schuldzuweisung, keinen Vorwurf und keine Antwort". Beim Festival International de Programmes Audiovisuels in Biarritz (Frankreich) und beim San Francisco International Film Festival wurde "Wut" ebenfalls preisgekrönt.
In den nächsten Jahren führte Aladağ bei diversen Krimiserien Regie. So inszenierte er mehrere Folgen von "Die Anwälte" (2008), "KDD – Kriminaldauerdienst" (2008) und "Der Kriminalist" (2010-2011). Als Produzent war er an dem Ehrenmord-Drama "Die Fremde" (2010) beteiligt, bei dem seine damalige Ehefrau Feo Aladağ Regie führte. "Die Fremde" gewann den Deutschen Filmpreis in Bronze und wurde auf diversen internationalen Festivals preisgekrönt.
Mit "300 Worte Deutsch" feierte 2013 wieder ein Kinofilm von Züli Aladağ Premiere. Doch trotz positiver Kritiken und einer prominenten Besetzung mit Christoph Maria Herbst und Pegah Ferydoni war die Integrations-Komödie bei ihrem Kinostart 2015 kein großer Kassenerfolg.
Fortan konzentrierte Aladağ sich wieder ganz auf die TV-Arbeit. Er drehte Folgen der Serie "Letzte Spur Berlin" (2015) sowie die "Tatort"-Folgen "Schwerelos" (2015, Ermittlerteam Faber, Bönisch, Dalay und Kossik) und "Im gelobten Land" (2016, Ermittlerduo Lannert und Bootz).
Das Fernsehspiel "Die Opfer – Vergesst mich nicht" (2016), war der zweite Teil des Dreiteilers "Mitten in Deutschland: NSU". Er befasste sich seitens der Opfer mit den Morden des "NSU", im Mittelpunkt stand die Familie des ersten Mordopfers Enver Şimşek. Aladağs zweiteiliges Terrorismus-Drama "Brüder" (2017) gewann beim Deutschen Fernsehpreis 2018 den Preis als Bester Mehrteiler. Außerdem führte er ab 2017 erneut bei einigen Folgen von "Der Kriminalist" Regie. 2019 wurde Züli Aladağ fester Regisseur der neuen ARD-Krimireihe "Der Irland-Krimi".