Biografie
Der vor allem auf Krimis spezialisierte Regisseur Wolfgang Becker wurde am 15. Mai 1910 in Berlin geboren und ist nicht mit dem 1954 geborenen Regisseur Wolfgang Becker ("Goodbye Lenin") zu verwechseln. Seine Filmkarriere begann er – nach einer Lehre als Außenhandelskaufmann – 1930 als Schnittvolontär bei der Tobis. Seine Schwester, Sekretärin des Generaldirektors Dr. Leo Bagier, half bei der Vermittlung. Becker assistierte dem Editor Andrew Marton, der 1931 bei "Die Nacht ohne Pause" selbst die Regie übernahm und Wolfgang Becker Teile des Schnitts überließ. Auch am Schnitt von Reinhold Schünzels Komödie "Viktor und Viktoria" war er (wenn auch ungenannt) beteiligt. Die Ufa nimmt ihn ab 1932 unter Vertrag.
Neben seiner Tätigkeit als Schnittmeister u.a. für Harry Piel und Karl Hartl übernimmt Becker auch Regieassistenzen, erstmals 1936/1937 bei "Die Kronzeugin" von Georg Jacoby und "Die Korallenprinzessin" von Victor Janson. Er lernt den Regisseur Josef von Baky kennen, mit dem er in den Folgejahren zusammenarbeitet, u.a. an "Menschen vom Varieté". Nach seiner Einberufung zur Reichswehr gelingt es ihm, in die Heeresfilmstelle versetzt zu werden; 1944 erreicht Josef von Baky Beckers Freistellung unter dem Vorwand, er werde bei Harlans Durchhaltefilm "Kolberg" mitwirken. Tatsächlich arbeitet er mit ihm an "Via mala".
Nach dem Krieg ist Becker weiterhin als Assistent für Baky tätig ("Und über uns der Himmel", "Die seltsame Geschichte des Brandner Kaspar") und beginnt eigene kurze Dokumentarfilme zu inszenieren. Er erhält Aufträge von der amerikanischen Behörde für Re-education und gründet in München die Wolfgang Becker-Filmproduktion. In seine Dokumentarfilme, die sich mit sozialen Themen befassen, sind auch Spielhandlungen integriert. Ab 1955 erhält Becker Spielfilmangebote; er inszeniert populäre Komödien, Musikfilme und Kriminalgrotesken, u.a. "Alle lieben Peter" oder "Peter Voss, der Millionendieb".
In den 1960er Jahren dreht Becker nur noch vereinzelt fürs Kino und arbeitet verstärkt für das Fernsehen, wo er zu einem ungeheuer produktiven und erfolgreichen Krimi-Spezialisten wird. Er dreht zahlreiche Folgen für "Der Kommissar", "Derrick", "Tatort" und "Der Alte", außerdem mehrteilige "Straßenfeger" wie "Der Tod läuft hinterher" mit Joachim Fuchsberger. Mit seinem populären Erzählstil widmet er sich aber auch weiterhin sozialen Belangen: Einer seiner wichtigsten Fernsehfilme ist 1977 die WDR-Produktion "Vorstadtkrokodile", in der ein querschnittsgelähmter Junge Anschluss an eine eingeschworene Bande von Vorstadtkindern sucht.
Noch bis ins hohe Alter von 80 Jahren drehte Becker Krimiepisoden, arbeitete mit Schauspielern wie Senta Berger und Götz George zusammen und erfreute sich seiner Energie und seines Humors wegen stets großer Beliebtheit am Set, wie Anekdoten zu berichten wissen. Er starb am 30. Januar 2005 in München.