Biografie
Walter Reisch, geboren am 23. Mai 1903 in Wien, begann früh für Theater und Film zu arbeiten. Ein Medizinstudium brach er 1920 ab, wurde Produktionsassistent und Hilfsregisseur für den Filmproduzenten und Regisseur Alexander Korda. Sein erstes Drehbuch schrieb Reisch im Alter von 17 Jahren ("Miss Hobbs", 1921). Er verfasste meist komödiantische und romantische Stoffe, galt als Spezialist für Frauenrollen und Wiener Sujets.
1926 wechselte Reisch zur Aafa in die Filmmetropole Berlin, schrieb weiterhin zahlreiche Drehbücher: Komödien, Liebes- und Unterhaltungsfilme, oft mit dem Darsteller Harry Liedtke. Zu Beginn der Tonfilmzeit, angefangen mit dem erfolgreichen Musikfilm "Zwei Herzen im 3/4 Takt" (1930), arbeitete Reisch intensiv mit dem Regisseur Géza von Bolváry zusammen. Im Zeitraum von knapp zwei Jahren schrieb er für Bolváry sieben musikalische Komödien, in denen meist Willi Forst die Hauptrolle spielte. Bei der Arbeit an der im Militärmilieu angesiedelten Geschlechtertausch-Komödie "Liebeskommando" (1931) mit Dolly Haas und Gustav Fröhlich kam es jedoch zum Zerwürfnis mit Bolváry.
Für die Ufa schrieb Reisch gelegentlich auch dramatische Stoffe, so Gustav Ucickys stark nationalistisch gefärbten Fridericus-Rex-Film "Das Flötenkonzert von Sanssouci" (1930) und das Spionageabenteuer "Im Geheimdienst" (1931) mit Brigitte Helm und Willy Fritsch. Gemeinsam mit Billy Wilder verfasste Reisch das Drehbuch zu Paul Martins musikalischer Komödie "Ein blonder Traum" (1932), mit Kurt Siodmak schrieb er das Skript zu Karl Hartls patriotischem Fliegerfilm "F.P.1 antwortet nicht" (1932). Auch die Liedtexte zu diesen Filmen stammten von Reisch (u.a. "Flieger, grüß mir die Sonne").
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten ging Reisch als Jude 1933 zurück nach Wien, arbeitete dort mit Schauspieler und Regisseur Willi Forst an den Filmen "Leise flehen meine Lieder" (1933) über den Komponisten Franz Schubert und "Maskerade" (1934, Preisträger bei den Filmfestspielen Venedig). Ebenfalls in Wien entstanden Reischs erste beiden Regiearbeiten "Episode" (1935) und "Silhouetten" (1936).
1936 emigrierte Reisch nach London, wo er "Men Are Not Gods" ("Männer sind keine Götter") inszenierte. 1937 ging er zu MGM nach Hollywood, war dort u.a. beteiligt an den Drehbüchern zu Julien Duviviers "The Great Waltz" (1938), Ernst Lubitschs "Ninotchka" (1939, wieder zusammen mit Billy Wilder), King Vidors "Comrade X" (1940, Oscar-Nominierung für Reisch) und George Cukors "Gaslight" (1944, "Das Haus der Lady Alquist") mit Ingrid Bergman und Charles Boyer. 1946 inszenierte er für Universal "Song of Scheherazade" ("Lied des Orients"), arbeitete dann für Paramount und 20th Century Fox, u.a. an Henry Hathaways "Niagara" (1953) und Jean Negulescos "Titanic" (1953, "Der Untergang der Titanic", Oscar für Reisch und seine Co-Autoren Charles Brackett und Richard L. Breen).
1954 kehrte er kurzzeitig in die Bundesrepublik zurück, inszenierte nach eigenem Buch den Agentenfilm "Die Mücke" (1954) und die Rilke-Adaption "Der Cornet – Die Weise von Liebe und Tod" (1955), ging dann zurück nach Hollywood und arbeitete weiter als Produzent ("Fräulein", 1958) und Drehbuchautor ("Journey to the Center of the Earth", 1959).
Seit 1942 amerikanischer Staatsbürger, starb Walter Reisch am 28. März 1983 in Los Angeles.