Biografie
Der vor allem durch seine Kinder- und Märchenfilme bekannt gewordene Regisseur Siegfried Hartmann wird am 15. Oktober 1927 im schlesischen Liegnitz (heute Legnica, Polen) geboren. Nach dem Abitur wird er zum "Reichsarbeitsdienst" eingezogen, kurz darauf muss er zur Deutschen Wehrmacht. Zum Kriegsende gerät er in amerikanische Gefangenschaft, wird jedoch als Minderjähriger wieder freigelassen und wandert daraufhin fast 650 Kilometer von Österreich bis nach Halle, wohin seine Eltern 1945 geflohen sind.
Zunächst schlägt sich Hartmann dort mit Gelegenheitsarbeiten durch. Den Einstieg ins Mediengeschäft gelingt ihm 1946 durch ein Volontariat in der Abteilung Presse und Propaganda der Redaktion der Provinzialverwaltung Sachsen, die später das Landesnachrichtenamt der Landesregierung Sachsen-Anhalt wird. Hier erfährt Hartmann bis 1948 eine erste Ausbildung und arbeitet unter anderem für das "Das klingende Filmmagazin" des Mitteldeutschen Rundfunks sowie den Berliner Rundfunk.
Daran schließt sich eine Ausbildung im DEFA-Nachwuchsstudio an, die von 1949 bis 1951 dauert und Hartmann an der Seite von Filmemachern wie Konrad Petzold und Walter Beck lernen lässt. Ab 1951 ist Hartmann dann als Regie-Assistent im DEFA-Studio für Spielfilme tätig. Dabei arbeitet er bis 1956 unter anderem für Kurt Maetzig und Wolfgang Staudte. Zugleich sammelt er von 1952 an im Studio für populärwissenschaftliche Filme Erfahrungen im Realisieren eigener Filmstoffe. Bis 1955 dreht Siegfried Hartmann etwa 20 populärwissenschaftliche Dokumentationen.
1957 erfolgt seine Anstellung als Regisseur im DEFA-Studio für Spielfilme. Sein erster Film, "Fiete im Netz" (1958), eine Geschichte um einen Jungen, der zwei Rowdys bei einer Schandtat beobachtet und aus Angst – und weil sie ihn bestechen – lange darüber schweigt, wird nicht wohlwollend aufgenommen. Funktionäre und die Kritik werfen dem Film politische Indifferenz vor; zudem wird die Darstellung des positiven Wirkens der sozialistischen Pionierorganisation vermisst. Bis 1989 bleibt Siegfried Hartmanns Erstling dem Publikum daher praktisch vorenthalten.
Mit seiner zweiten Regiearbeit, dem Märchenfilm "Das Feuerzeug" (1959), bessert sich Hartmanns Reputation deutlich. Die Verfilmung eines Märchens von Hans Christian Andersen begeistert Kritik und Publikum durch ihre kurzweilige, feinfühlige Umsetzung und die sehenswerten Tricks und gilt mit insgesamt über fünf Millionen Zuschauern heute als einer der erfolgreichsten Märchenfilme der DDR-Filmgeschichte. In der Hauptrolle ist der populäre Schauspieler Rolf Ludwig zu sehen.
20 Jahre lang dreht Siegfried Hartmann überwiegend Kinder- und Märchenfilme, die mehrheitlich positive Resonanz finden. Dazu zählen etwa der Orient-Stoff "Hatifa" (1960), nach der gleichnamigen Erzählung von Willi Meinck, über ein junges Mädchen, das aus der Sklaverei zu entkommen versucht, der prächtig ausgestattete Märchenfilm "Die Goldene Gans" (1964), nach einer Vorlage der Brüder Grimm, die Kinderbuch-Verfilmung "Der kleine Kommandeur" (1972) um die Reise eines Sechsjährigen nach Berlin sowie ein weiterer Märchenklassiker, "Schneeweißchen und Rosenrot" (1978), den Hartmann statt im Atelier überwiegend in freier Natur realisiert und der sein letzter Kinospielfilm ist.
In den 1980er Jahren wechselt Hartmann vom Inszenieren zum Drehbuchschreiben. Unter anderem verfasst er das Buch zu dem Märchenfilm "Rapunzel oder Zauber der Tränen" (1988), der unter der Regie von Ursula Schmenger entsteht. Siegfried Hartmann ist bis 1991 bei der DEFA unter Vertrag. Er lebt mit seiner Familie in Berlin.
Die Ausstattung dieser Personenseite wurde durch die DEFA-Stiftung gefördert.