Die goldene Gans

DDR 1964 Spielfilm

Inhalt

Die Märchenverfilmung erzählt die Geschichte von Klaus, der von seinen zwei faulen Brüdern "Dummling" genannt wird. Klaus arbeitet schwer in seiner kleinen Schusterwerkstatt, weil seine Brüder ihm nicht helfen wollen. Eines Tages begegnet er im nahe gelegenen Wald einer älteren Frau, die ihm eine Goldene Gans schenkt. Die Gans hat magische Fähigkeiten, denn Menschen mit schlechten Eigenschaften wie Neid und Habgier bleiben an ihr Kleben. Auf seinem Weg sammelt Klaus also allerhand Menschen um die Gans und sich. Mit dieser kuriosen Gefolgschaft bringt er die Prinzessin am Königshof zum Lachen, die seit Jahren schon ihr Lachen verloren hatte. Ihr Vater hatte verkündet, dass derjenige, dem das gelingt, seine Tochter zur Frau bekommt. Da Klaus aber ein armer Schuster ist, ändert der König die Regeln und stellt Klaus einige Aufgaben. Zum Glück ist Klaus clever genug, um sie zu lösen, und er und die Prinzessin können heiraten.

Die Ausstattung dieser Filmseite wurde durch die DEFA-Stiftung gefördert.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Nach dem Tod des Vaters müssen drei Brüder die Schusterwerkstatt allein managen. Kunz ist ein so eitler wie fauler Sack, der lieber den letzten Stuhl für Brennholz zerkloppt, um Feuer im Herd, auf dem die Suppenschüssel steht, machen zu können, als selbst in den Wald zu gehen, um einen Baum zu schlagen. Zwar träumt er ständig vom goldenen Boden, den die Schuhmacherei angeblich bereiten soll, sieht sich schon in vornehmen Kleidern im Sechsspänner durch die Stadt fahren, aber doch bitte ohne auch nur eine Hand dafür krumm machen zu müssen. Auch Franz ist für das entbehrungsreiche Handwerkerleben nicht geschaffen. Auch er ist faul und eitel, dazu aber noch höchst ungeschickt, ja geradezu tölpelhaft. Ihm scheint das Pech an den Fingern zu kleben, denn alles, was er anfasst, misslingt. Pleiten, Pech und Pannen scheint er wie ein Magnet anzuziehen und steht in der Werkstatt meistens nur dumm herum.

Ganz anders der Jüngste des Brüder-Trios, Klaus. Er erledigt nicht nur klaglos, sondern geradezu freudig alle anfallenden Arbeiten allein – und gestaltet darüber hinaus noch feine Tanzschuhe, die eines Tages vielleicht eine würdige Abnehmerin finden. Dennoch wird er von seinen älteren Brüdern als „Dummling“ verspottet. Die freilich sogleich an besagte Schühchen denken, als ein Hauptmann des Königs demjenigen, der die Prinzessin zum Lachen bringt, das halbe Königreich und die Hand der Tochter des Regenten gleich mit verspricht. Ein Ritter kommt in die Werkstatt, um sich seine Stiefel richten zu lassen. Ihn muss der Jammerlappen von Franz stützen, weil der letzte noch verbliebene Stuhl nur noch zwei Beine hat. Das ist der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt – und, es geschehen noch Zeichen und Wunder: Weil der „Dummling“ einen wichtigen, gut bezahlten Auftrag des Bürgermeisters zu bearbeiten hat, macht sich der Mittlere widerwillig zum Holzmachen bereit.

Als er im Wald auf eine betagte Reisigsammlerin trifft, verweigert er ihr Wasser und Brot. Woraufhin ihm die Kräfte versagen und er unverrichteter Dinge zurückkehrt. Dem Ältesten geht es anschließend nicht anders, weil auch er kein Herz für die gebrechliche Alte mit der großen Kiepe auf dem krummen Rücken zeigt. Erst Klaus will mit ihr Wasser und Aschekuchen teilen, aus denen wundersamerweise Wein und Eierkuchen werden. Und damit noch nicht genug: Als Lohn für seine Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft geht ihm das Fällen eines mächtigen Baumes kinderleicht von der Hand. Im freigelegten Wurzelwerk hockt eine Gans mit goldenem Federkleid. Mit der es eine besondere Bewandtnis hat: Jeder Neugierige, Neidische oder Habgierige, der die goldene Gans berührt, bleibt an ihr hängen. Als nun Klaus mit seinem prächtigen Vogel des Weges kommt, wollen viele diesen anfassen und sich eigenhändig von der Echtheit des goldenen Gefieders überzeugen.

Erst geht ihm solchermaßen die rothaarige Pilzesammlerin Lies ins Netz, die ihre Neugierde nicht bezwingen konnte, dann die besserwisserische blonde Gret, später kommen noch Spielleute, eine ganze Hochzeitsgesellschaft und selbst ein Müller mit seinem Esel hinzu. Sowie der habgierige Wirt des Gasthauses „Zum erfrischenden Trunk“, der ihm freilich hilft, einen großsprecherischen Prinzen so betrunken zu machen, dass dieser so rasch nicht aufs königliche Schloss ziehen kann, um die Prinzessin zu rauben. Klaus beschließt kurzerhand, ihm mit seiner skurril anmutenden Karawane zuvor zu kommen. Dort trifft er auf den Hofgelehrten Meisenstein, der nichts unversucht gelassen hat, um die aus purer Langeweile in Schwermut verfallene Prinzessin aufzuheitern. Sogar eine Wippe hat er ihr gebaut, was diesem Trauerkloß reinsten Wassers überhaupt keine Reaktion zu entlocken vermag. Nachdem Kunz und Franz als Heiratskandidaten Nummer 272 und 273 so kläglich scheiterten wie alle ihre Vorgänger, bricht die Prinzessin plötzlich in schallendes Gelächter aus, als sie die von Klaus angeführte Karawane erblickt.

Doch der König ist plötzlich nicht mehr gewillt, sein Versprechen zu halten: Dieser Habenichts von Schusterjunge kommt für ihn als Schwiegersohn nicht in Frage. Und für Meisenstein schon gar nicht, der längst selbst beide Augen auf die schöne Prinzessin geworfen hat. Die nun, erlöst von diesem Bann, förmlich aufblüht. Was ihren Vater nicht versöhnlich stimmt: Klaus soll erst zwei weitere Aufgaben lösen, bevor er die versprochene Belohnung erhält. Mit Sinn und Verstand meistert der lebensfrohe und mutige Kerl beide: Zunächst bringt er mit Hilfe eines Flaschenzuges die Schatztruhe des Königs in Sicherheit, dann jagt er den Prinzen Störenfried in die Flucht, welcher die Prinzessin rauben will. Jetzt bleibt dem König nichts weiter übrig, als endlich sein Wort zu halten, und der glückliche Klaus bekommt die Prinzessin zur Frau...

Friede, Freude, Eierkuchen – jetzt wissen wir immerhin, woher dieser Ausspruch stammt. Ein klassisches Grimmsches Märchen, binnen 67 Minuten konventionell inszeniert und am 27. September 1964 im Berliner „Babylon“ uraufgeführt: Diesmal sind es einmal nicht die saturierten adligen Ausbeuter, die der arbeitenden Bevölkerung das Blut aus den Adern saugen wie sonst in den Defa-Geschichten aus der Graswurzelperspektive. Nun bekommen die Faulen und Träumer aus dem Handwerk ihr Fett weg, eigentlich eine mit der Arbeiterklasse verbündete Schicht. Und das ist doch 'mal 'was anderes aus Babelsberg.

Pitt Herrmann


Credits

Alle Credits

Länge:
1828 m, 67 min
Format:
35mm
Bild/Ton:
Agfa Wolfen, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 27.09.1964, Berlin, Babylon

Titel

  • Originaltitel (DD) Die goldene Gans

Fassungen

Original

Länge:
1828 m, 67 min
Format:
35mm
Bild/Ton:
Agfa Wolfen, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 27.09.1964, Berlin, Babylon