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Alle Fotos (14)Biografie
Harald Juhnke, bürgerlich: Harry Heinz Herbert Juhnke, wurde am 10. Juni 1929 in Berlin-Charlottenburg geboren und wuchs im damaligen Arbeiterbezirk Wedding auf. Bereits als Jugendlicher fasste er den Entschluss, Schauspieler zu werden. Nach dem Abitur begann er zunächst ein Musikstudium und nahm 1948 Schauspielunterricht bei Marlise Ludwig. Noch im gleichen Jahr, am 9. November 1948, gab er in Berlin sein Bühnendebüt: Im "Haus der Kultur der Sowjetunion“ spielte er in einer Inszenierung von Konstantin Trenjows "Ljubow Jarowaja" einen russischen Offizier. Es folgten Stationen bei dem fahrenden Ensemble "Die Vaganten" sowie Engagements am Theater Neustrelitz (1949) und der Freien Volksbühne Berlin (1950).
Sein Filmdebüt gab Harald Juhnke 1950 mit einer Nebenrolle als Pfarrer in Carl Froelichs Komödie "Drei Mädchen spinnen". Wenngleich das Theater sein Hauptbetätigungsfeld blieb, machte Juhnke sich im weiteren Verlauf der 50er Jahre einen Namen als gefragter und populärer Kinoschauspieler, zunächst vor allem in Nebenrollen: In der Ehegeschichte "Die Stärkere" (1953) spielte er einen Verehrer der weiblichen Hauptfigur, in dem historischen Liebesfilm "Das tanzende Herz" (1953) den Assistenten eines genialischen Hofmechanikus, in der Militärklamotte "Heldentum nach Ladenschluss" (1955) einen disziplinlosen Soldaten, in dem Schlagerfilm "Unter Palmen am blauen Meer" (1957) einen schlitzohrigen Bandleader und in dem Kriegsfilm "U 47 - Kapitänleutnant Prien" (1958) einen U-Boot-Smutje. Juhnke selbst hatte zu seinen Filmengagements dieser Zeit eine abgeklärte Einstellung. In seiner Autobiografie von 1982 schrieb er: "Wenn das Telefon klingelte und irgendeine halbseidene Figur bot mir eine Filmrolle an, interessierten mich in den fünfziger Jahren nur drei Fragen: Wie hoch ist die Gage für den Quatsch? Wie hübsch sind meine Partnerinnen? Wo wird der Heuler heruntergespult, wie sonnig ist es dort?"
Juhnke wirkte aber auch in ambitionierteren Werken mit. So etwa als Kriminalsekretär in Wolfgang Staudtes justizkritischem Kriminalfilm "Der letzte Zeuge" (1960) und als Kriminalassistent in Werner Klinglers "Das Testament des Dr. Mabuse" (1962). Seine größten Publikumserfolge feierte er gleichwohl in einer Vielzahl leichter Unterhaltungsfilme wie "Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett" (1962), "Lausbubengeschichten" (1964), "Der Mörder mit dem Seidenschal" (1966), "Pepe, der Paukerschreck" (1969) oder "Mit der Liebe spielt man nicht" (1973).
Mit dem Einstieg ins Fernsehgeschäft Mitte der 1970er Jahre erlangte Juhnke einen weiteren, enormen Popularitätsschub: Er spielte einen galanten Empfangschef in der Hotelserie "Unter einem Dach" (1974) und übernahm nach Peter Frankenfeld die Titelrolle in der zweiten Staffel der Krimiserie "Sergeant Berry" (1975). Ein großer Erfolg war auch die Sendung "Ein verrücktes Paar" (1977-1980), die aus einzelnen Sketchen bestand und in der Grit Böttcher seine Partnerin war. Ab 1979 (und bis 1984) moderierte Juhnke als Nachfolger des verstorbenen Peter Frankenfeld die überaus beliebte Show "Musik ist Trumpf". Spätestens mit dieser Sendung avancierte er zu einem der beliebtesten Stars des deutschen Fernsehens. In Smoking und Lackschuhen gab er als Showmaster und Entertainer den galanten Lebemann von Welt und eiferte dabei seinem erklärten Vorbild Frank Sinatra nach. Passend dazu nahm er eine deutsche Version des klassischen Sinatra-Songs "My Way" auf, die, ebenso wie das Lied "Barfuß oder Lackschuh", zu einem großen Erfolg wurde. Im Lauf seiner Karriere veröffentlichte er elf Studioalben.
Neben seinen Auftritten als Showmaster wirkte Juhnke in den 80er Jahren in mehreren Fernsehspielen mit und hatte 1984 eine Kinohauptrolle in Wolf Gremms Sozialkomödie "Sigi, der Straßenfeger". Ab 1987 übernahm er die Rolle des Trödelhändlers Kinkel in der Vorabendserie "Drei Damen vom Grill", von 1987 bis 1989 hatte er mit Eddi Arent die Sketchserie "Harald und Eddi". Auch als Synchronsprecher war Juhnke seit Beginn und bis zum Ende seiner Karriere aktiv: So lieh er unter anderem Marlon Brando, Charles Bronson, Peter Falk, Peter Sellers und Woody Allen bei einzelnen Filmen seine Stimme.
In seiner eigenen Schauspielkarriere feierte Juhnke in den 1990er Jahren ein viel beachtetes Comeback. 1990 stand er in der Titelrolle von Molières "Der Geizige" am Berliner Renaissance-Theater auf der Bühne. Auch im Kino stellte er seine Fähigkeiten als vielschichtiger Charakterdarsteller unter Beweis. Für seine Rolle als Ressortleiter der Zeitschrift "Stern" in Helmut Dietls vielfach preisgekrönter Satire "Schtonk!" (1992) erhielt er den Ernst-Lubitsch-Preis. Seine Darstellung in "Der Papagei" (1992), als abgehalfterter Schauspieler, der sich für die Zwecke einer rechtsextremen Partei einspannen lässt, brachte ihm einen Bayerischen Fernsehpreis als Bester Darsteller ein. Viel Kritikerlob erhielt er auch für seine Titelrollen in der Fallada-Verfilmung "Der Trinker" (1995) und der Zuckmayer-Verfilmung "Der Hauptmann von Köpenick" (1997); den Hauptmann von Köpenick hatte er zuvor bereits mit großem Erfolg am Berliner Maxim-Gorki-Theater gespielt. Juhnkes intensive Leistung in "Der Trinker" wurde von der Kritik auch als eine Auseinandersetzung mit seiner eigenen, seit vielen Jahren bekannten Alkoholsucht betrachtet.
Bis zum Jahr 2000 wirkte Juhnke noch in mehreren Fernsehspielen mit, darunter die Tragikomödie "Silberdisteln" (1998), in der mehrere Altenheim-Bewohner sich gegen einen schikanösen Pfleger zur Wehr setzen, die Komödie "Letzte Chance für Harry" (1998), in der Juhnke als Obdachloser in die Identität eines vermögenden Firmeninhabers schlüpft, und die Liebesgeschichte "Vor Sonnenuntergang" (2000), über einen Witwer, dessen Familie seine neue Liebe zu einer jüngeren Frau zerstören will.
Im Lauf der Jahrzehnte hatte Harald Juhnke immer wieder durch seine massive Alkoholsucht für Schlagzeilen gesorgt; zeitweise war diese sogar von der Boulevardpresse als Teil seines Images romantisiert worden. Nach einem letzten Alkoholrückfall im Jahr 2000 wurde bei ihm das Korsakow-Syndrom, eine schwere Form von Gedächtnisschwund, diagnostiziert. Im Jahr 2001 wurde bekannt gegeben, dass Juhnke nie wieder als Schauspieler auftreten könne. Die kommenden Jahre verbrachte er in einem Pflegeheim nahe Berlin. Am 1. April 2005 starb Harald Juhnke an den Folgen seiner Krankheit.