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Alle Fotos (2)Biografie
Claude Chabrol, geboren am 24. Juni 1930 in Paris als Sohn eines Apothekers, wuchs bei seinen Großeltern in der Provinz auf. Bereits früh war er vom Film fasziniert, studierte jedoch, nach dem Krieg nach Paris zurückgekehrt, zunächst Literaturwissenschaften an der Sorbonne, danach für kurze Zeit auch Jura und Pharmazie. Gemeinsam mit Eric Rohmer, den er in den Cineastenkreisen um die Cinémathèque Française kennen gelernt hatte, veröffentlichte er 1956 eine Monografie über den von ihm höchst bewunderten Alfred Hitchcock. Ende der 1950er Jahre begann Chabrol, für die Cahiers du Cinéma Kritiken zu schreiben.
Nach einer kurzen Tätigkeit in der Presseabteilung der Pariser Niederlassung von 20th Century Fox drehte er 1958 seinen ersten eigenen Film, ohne vorher praktische Erfahrungen in der Filmproduktion gesammelt zu haben: "Le Beau Serge" ("Die Enttäuschten"), der auf dem Filmfestival Locarno gezeigt wurde. Es folgte "Les Cousins" ("Schrei, wenn du kannst"), der mit dem Goldenen Bären der Berlinale ausgezeichnet und auch ein Publikumserfolg wurde. Chabrol gründete seine eigene Produktionsfirma AJYM, die neben eigenen Werken auch die ersten Filme von Rohmer, Jacques Rivette und Philippe de Broca produzierte.
Nach einer Reihe meist weniger erfolgreicher Filme drehte Chabrol ab Ende der 1960er Jahre einige seiner wichtigsten Werke, mit denen er als Sezierer bürgerlicher Doppelmoral und oft schwarzhumoriger Chronist menschlicher Abgründe hinter wohlanständigen Fassaden berühmt wurde: "La femme infidele" ("Die untreue Frau", 1968), "Que la bête meure" ("Das Biest muss sterben", 1969), "Le boucher" ("Der Schlachter", 1970) und "La rupture" ("Der Riss", ebenfalls 1970). Weitere wichtige Werke der folgenden Jahre, mit denen er seinen Ruf als Meister des scharfsinnigen Gesellschaftskrimis festigte, sind beispielweise "Les noces rouge" ("Blutige Hochzeit", 1973), "Les innocents aux mains sales" ("Die Unschuldigen mit den schmutzigen Händen", 1975), "Violette Noziere" (1978) und "Les fantômes du chapelier" (Die Fantome des Hutmachers").
Neben einer Reihe von Fernseharbeiten drehte Chabrol in den 1980er Jahren in Zusammenarbeit mit Produzent Marvin Karmitz Erfolgskrimis wie "Poulet au vinaigre" ("Hühnchen in Essig", 1985), "Masques" ("Masken", 1987) und "Le cri du hibou" ("Der Schrei der Eule", 1987). Mit seiner erklärten Lieblingsschauspielerin Isabelle Huppert entstanden unter anderen die Erfolge "Une affaire des femmes" ("Eine Frauensache", 1988), "Madame Bovary" (1991) und "La cérémonie" ("Biester", 1995). Bis zuletzt thematisierte Chabrol in seinen Thrillern auch politische Verfehlungen, Korruption und Opportunismus, etwa in "L"ivresse du pouvoir" ("Geheime Staatsaffären", 2006), wiederum mit Isabelle Huppert in der Hauptrolle.
Sein letzter Film wurde "Bellamy" ("Kommissar Bellamy", 2009), bei dem der erklärte Lebemann, passionierte Zigarrenraucher und Weinkenner Chabrol zum ersten Mal mit Gerard Depardieu zusammenarbeitete.
Claude Chabrol starb am 12. September 2010 in Paris im Alter von 80 Jahren.