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Alle Fotos (12)Biografie
Rolf Peter Kahl wurde am 8. November 1970 in Cottbus (damals DDR) geboren. Er absolvierte nach dem Abitur eine Ausbildung an der Rostocker Außenstelle der Berliner Hochschule für Schauspielkunst 'Ernst Busch'. Eine seiner ersten Rollen vor der Kamera war ein kleinerer Part in Tom Tykwers "Die tödliche Maria" (1993). Seither hatte er zahlreiche Rollen in Kino- und (insbesondere) Fernsehproduktionen. So spielte (und spielt) er vor allem Gastrollen in diversen Serien, darunter "Doppelter Einsatz", "Alarm für Cobra 11", "Tatort", "Großstadtrevier" und "Polizeiruf 110"; vereinzelt wirkte er auch in Fernsehfilmen mit, so etwa in "Crash Kids" (1996) und der Romantikkomödie "Vertrauen ist alles" (2000). Im Kino hatte Kahl vereinzelt Nebenrollen und Gastauftritte, etwa in Oskar Roehlers "Suck My Dick" (2001), Martin Walz' "Märzmelodie" (2008), Hannes Stöhrs "Berlin Calling", Uwe Bolls "Max Schmeling" (2010, als Joseph Goebbels) und, als Fahrkartenkontrolleur, in Jan Ole Gersters "Oh Boy" (2012).
Parallel zu seiner Schauspieltätigkeit machte Rolf Peter Kahl (der meist als RP Kahl firmiert) sich als Filmemacher und Produzent einen Namen. Bereits 1995 gründete er eine Produktionsfirma (Erdbeermundfilm) und produzierte 1997 Oskar Roehlers "Silvester Countdown", in dem er auch als Darsteller mitwirkte. 1998 stellte er seine erste Regiearbeit "Angel Express" vor, den er auch selbst geschrieben und gemeinsam mit Luggi Waldleitner produziert hatte. Der Film über die bizarren Erlebnisse von vier jungen Berliner*innen (einer gespielt von Kahl) lief auf mehreren internationalen Festivals und startete 1999 regulär in den Kinos.
Ebenfalls 1999 gründete Kahl zusammen mit Torsten Neumann, dem Leiter des Internationalen Filmfests Oldenburg, den Filmverleih Independent Partners. Zunächst gab es dabei eine strategische Partnerschaft mit Studio Babelsberg Independents, später kam es zu einer festen Vertriebspartnerschaft mit dem Neue Visionen Filmverleih. Das Programm des Verleihs bestand seit jeher aus deutschen Arthouse-Filmen und vereinzelt auch aus internationalen Independent-Produktionen (etwa Larry Clarks "Ken Park", US 2002). Im Jahr 2007 entstand unter gleichem Namen zudem ein DVD-Label.
Als Produzent realisierte Kahl das Projekt "99euro-films" (2001), ein Episodenfilm mit Beiträgen zwölf deutscher Filmemacher (darunter auch Kahl selbst). Der Film lief auf der Berlinale 2002 als Eröffnungsfilm der Sektion Perspektive Deutsches Kino. Die Fortsetzung des Projekts, "Europe - 99euro-films 2" (2002), mit Beiträgen von neun europäischen Regisseuren, feierte beim Filmfestival von Locarno 2003 Premiere. Im gleichen Jahr erhielt Kahl ein Stipendium der Defa-Stiftung.
Für seine nächste Regiearbeit, den Dokumentarfilm "Mädchen am Sonntag" (2005), begleitete Kahl die Schauspielerinnen Laura Tonke, Nicolette Krebitz, Katharina Schüttler und Inga Birkenfeld durch vier verschiedene Jahreszeiten und Landschaften und ließ sie über ihr Leben und ihren Beruf erzählen. Für diesen Film erhielt Kahl den Nachwuchsförderpreis des Hessischen Filmpreises.
Trotz dieses Erfolgs dauerte es fast fünf Jahre bis zu Kahls nächstem abendfüllenden Film als Regisseur: "Bedways" (2010), ein Kammerspiel über ein filmisches Experiment einer (fiktiven) Regisseurin, wurde auf der Berlinale 2010 in der Sektion Perspektive Deutsches Kino uraufgeführt. Nach zahlreichen weiteren Festivalaufführungen startete der Film im Juni 2010 in den Kinos. Daneben realisierte Kahl im Lauf der Jahre einige Kurzfilme.
Nach den mittellangen Filmen "Rehearsals" (2012) und "Crashland" (2014) stellte er beim Münchner Filmfest 2017 seinen nächsten abendfüllenden Spielfilm vor, die experimentell-erotische Selbstfindungsgeschichte "A Thought of Ecstasy", bei der er einmal mehr auch als Hauptdarsteller, Autor und Produzent fungierte. Der Film kam im Januar 2018 in die deutschen Kinos.
Im Herbst 2021 stellte Kahl beim Filmfest Oldenburg seinen nächsten Film vor: "Als Susan Sontag im Publikum saß", ein Dokumentarfilm mit Spielhandlung, rekonstruiert die legendäre Podiumsdiskussion "A Dialogue on Women's Liberation", die 1971 in New York stattfand, mit Norman Mailer, Germaine Greer, Jill Johnston, Jacqueline Ceballos und Diana Trilling als Teilnehmer*innen; im Publikum saß Susan Sontag, die Mailer in einem Zwischenruf auf seinen Chauvinismus hinwies. Kahl nutzte in dem Film das Reenactment der Veranstaltung als Ausgangspunkt für eine Reflexion über das Thema Geschlechtergerechtigkeit und verdeutlichte dessen ungebrochene Relevanz. Der Kinostart von "Als Susan Sontag im Publikum saß" erfolgte im Mai 2022.
Neben seiner Arbeit als Filmemacher ist Kahl weiterhin als Schauspieler vor allem im Fernsehbereich aktiv und wirkt in Serien wie "Notruf Hafenkante" und "Polizeiruf 110" mit. Zudem hat Kahl seit vielen Jahren Lehraufträge unter anderem an der Fachhochschule Hannover und an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Er ist darüber hinaus in den Beratergremien für die Filmauswahl der Berlinale und des Internationalen Filmfests Oldenburg tätig.
Von 2013 bis 2017 war Kahl stellvertretendes Vorstandsmitglied der Deutschen Filmakademie, seit Januar 2017 ist er ordentliches Mitglied des Vorstandes für die Sektion Regie. Im März 2017 wurde Kahl zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Filmakademie gewählt.