Biografie
Claus Boje, Jahrgang 1958, begann seine Karriere in der Filmbranche als Kinobetreiber. Als er 1989 in Berlin den Delphi Filmverleih gründete, führte er bereits 15 Kinos in München und Berlin, darunter das bekannte Delphi Kino, welches Pate für den Namen des jungen Verleihs stand. Bojes erklärtes Ziel war es, Filme ins Kino zu bringen, die ihm persönlich am Herzen lagen, sei es weil sie gesellschaftlich relevante Themen aufgriffen, Neues wagten oder neue Gesichter präsentierten. Als ersten Film nahm Boje Michael Kliers "Überall ist es besser, wo wir nicht sind" ins Programm, der u.a. mit dem Preis der deutschen Filmkritik 1990 ausgezeichnet wurde.
Ebenfalls 1989 lernte er Detlev Buck kennen, mit dem er die Boje Buck Produktion GmbH gründete. Ihr erster Film, die Provinz-Komödie "Karniggels" (1991, unter der Regie von Buck) kam bei Publikum und Kritik gleichermaßen gut an, der Beginn einer äußerst erfolgreichen Zusammenarbeit. Ihr zweiter gemeinsamer Film markierte den endgültigen Durchbruch Bucks als Regisseur. Die Ost-West-Komödie "Wir können auch anders" (1993) mit Joachim Król und Horst Krause in den Hauptrollen war nicht nur an den Kinokassen erfolgreich, sondern erhielt vier Deutsche Filmpreise, u.a. in Silber für den Besten Film, und erlangte Kultstatus. Bei der dritten Boje Buck-Produktion übernahm Detlev Buck neben der Regie auch eine Hauptrolle an der Seite von Til Schweiger, Heike Makatsch und Marie Bäumer: "Männerpension" (1996) lockte mehr als 3 Millionen Zuschauer in die deutschen Kinos. In einer der Nebenrollen war Leander Haußmann zu sehen, für den Claus Boje (teils zusammen mit Buck) zwischen 1999 und 2008 insgesamt fünf Regiearbeiten produzierte, darunter den Kultfilm "Sonnenallee", die Verfilmung von Sven Regeners Erfolgsroman "Herr Lehmann" und die Wehrdienst-Komödie "NVA".
Das Gespann Boje-Buck produzierte in den 2000er Jahren auch weitere Regiearbeiten von Buck, und reüssierte mit zwei weiteren seiner Filme beim Deutschen Filmpreis: "Knallhart" erhielt 2006 neben den Lolas für Schnitt und Musik auch die Lola in Silber für den Besten Film (ex aequo mit "Requiem"); "Hände weg von Mississippi" wurde 2007 mit der Lola für den Besten Kinder- und Jugendfilm ausgezeichnet.
Mit "Bibi & Tina" begannen Claus Boje und Detlev Buck 2013/14 die erfolgreichen Geschichten um die junge Hexe Bibi und ihre Freundin Tina als Realverfilmung zu produzieren, einmal mehr unter der Regie von Buck. Vom zweiten Teil, "Bibi & Tina: Voll verhext" an, übernahm DCM die Hauptproduktion.
Parallel zu seiner Tätigkeit als Produzent machte sich Claus Boje auch als Verleiher anspruchsvoller deutscher Filme einen Namen. Bis 2011 brachte sein Delphi Filmverleih mehr als 30 Filme in die deutschen Kinos, neben vielen der bekannten Boje Buck Produktionen auch zahlreiche andere, teilweise mehrfach preisgekrönte Titel wie Andreas Dresens "Halbe Treppe" (2002) und "Willenbrock" (2005), Hans Weingartners "Die fetten Jahre sind vorbei" (2004) oder Michael Glawoggers "Contact High" (2007, den Boje auch mitproduziert hatte) und "Whores' Glory" (2011).
Claus Boje war auch an internationalen Koproduktionen wie Eoin Moores "Conamara" (2000) oder dem Dokumentarfilm "Play your own Thing – Eine Geschichte des Jazz in Europa" (2006) beteiligt. 2022 vollendete er seine erste Regiearbeit: "Zero Gravity" ist ein experimenteller Dokumentarfilm über Bojes eigene Reise mit dem Rennrad durch Japan.
Im August 2023 verstarb Claus Boje im Alter von 65 Jahren.