Inhalt
Die elfjährige Mona ist mit ihrer siebenköpfigen kurdischen Familie aus Syrien geflüchtet und in Berlin gelandet, genauer gesagt im Bezirk Wedding. Dort kommt sie an eine berüchtigte Grundschule. 90 Prozent "Ausländeranteil". Hier herrscht Chaos. Die meisten Lehrkräfte sind mit den Nerven am Ende, und bei den Schüler*innen steigt das Frustlevel täglich. Auch bei Mona. Deutsch kann sie kaum, dafür aber Fußball. In ihrer Heimat hat sie oft mit ihren Freund*innen auf der Straße Fußball gespielt. Sie vermisst ihr Zuhause, die Freund*innen und besonders ihre Tante Helin. Sie war Monas Heldin und hat deren Fußballleidenschaft stets unterstützt. In Deutschland ist alles anders. Herr Che, ein engagierter Lehrer, erkennt Monas außergewöhnliches Talent und nimmt sie in die Mädchenmannschaft auf. Gut gemeint, aber alles andere als einfach. Mona gilt schnell als Außenseiterin, und das Zusammenspiel mit den anderen Mädchen gestaltet sich schwieriger als gedacht. Jede von ihnen kämpft ihre eigenen Kämpfe, doch bald wird klar: Nur wenn sie zusammenspielen, können sie gewinnen.
Quelle: 74. Internationale Filmfestspiele Berlin (Katalog)
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Während sich ihr Vater Said als Pizzabote durchschlägt und ihre Mutter Nada eifrig Weiterbildungskurse besucht, kommt Mona weder daheim – die Großfamilie lebt auf engstem Raum – noch in der Schule zur Ruhe: Sie wird von Mitschülerinnen um die cholerische Jasmin gemobbt, die vor nichts zurückschreckt und vor niemandem Respekt hat, schon gar nicht vor einer streng auf das Leistungsprinzip pochenden Lehrerin wie Frau Abbel.
Da ist Monas Klassenlehrer Karl „Che“ Chepovsky schon von anderem Schlage, einer der wenigen engagierten und empathischen Pädagogen dieser berüchtigten „Problemschule“. Weil die meisten Lehrkräfte einschließlich der Direktorin Burchardt hoffnungslos überfordert und mit den Nerven am Ende sind, herrscht hier in der Tat das Chaos. „Che“ erkennt, dass die Neue in seiner Klasse am besten aus ihrer Außenseiterposition herauskommt, wenn sie sich Anerkennung verschafft.
Mona stellt sich auf dem Schulhof als eine begnadete Fußballspielerin heraus. Sie hat schon daheim im kurdischen Rojava gekickt, wo sie wegen ihres Kampfgeistes von ihrer Lieblingstante Helin „kleiner Löwe“ genannt worden ist. Herr Chepovsky hat Monas außergewöhnliches Talent erkannt und nimmt sie in die Mädchenmannschaft der Grundschule auf, die demnächst an einem stadtweiten Hallenturnier teilnimmt.
Was nicht so einfach ist, denn die Mannschaftskapitänin Aysel und Vize Terry stellen das Team zusammen, dem naturgemäß das Großmaul Jasmin angehört – als Torhüterin. Die ganz und gar nicht damit einverstanden ist, dass Terrys Wahl auch auf die vergleichsweise schmächtige Mona fällt. Nachdem das erste Testspiel gegen Kreuzberg in einer von Jasmin angezettelten wilden Prügelei endet, fliegt diese aus dem Team. Weil auch Aysel und Ayla aus Solidarität mit der Geschassten die Fußballschuhe an den Nagel hängen, muss Trainer Che die Mannschaft umstellen und beordert Mona zwischen die Pfosten. Nun entwickelt sich eine Art Kleinkrieg zwischen den Lagern, der sich dermaßen zuspitzt, dass die Direktorin die Turnier-Teilnahme absagt.
Mona hat in „Harry“ Harald, dem Sohn des Lehrers Che, einen Gleichgesinnten gefunden, der auch gemobbt wird den blauen Strähnen im Haar und seinen bunten Klamotten wegen. Er unterstützt das als krasse Außenseiter startende Weddinger Team, das doch noch am Turnier teilnehmen darf, nachdem Terry und Mona die Situation beruhigt haben und Aysel sich hochoffiziell entschuldigt hat. In den ersten drei Partien, von einer Berliner Sportfunktionärin hochemotional kommentiert, läuft es überraschend gut, dann folgt ein Einbruch. Und bei Jasmin der nächste Ausbruch. Es braucht eine ganze Weile, bis allen klar wird, dass sie nur als Team gewinnen können…
Angelehnt an persönliche Erfahrungen erzählt die kurdischstämmige Regisseurin Soleen Yusef in „Sieger sein“ eine Geschichte des Ankommens – in einem neuen Zuhause, aber auch bei sich selbst. Der knapp zweistündige Film für die ganze Familie wirbt für ein besseres Verständnis für Menschen aus fremden Kulturen und mit völlig anderen, häufig traumatischen Lebenserfahrungen.
Soleen Yusef im DCM-Presseheft: „Zu 70, 80 Prozent sind die Gegebenheiten so erzählt, wie sie tatsächlich stattfanden. Oder subjektiv empfunden wurden. Ich bin Kurdin, wuchs in der Autonomen Region Kurdistan im Irak auf, in der damals noch Kleinstadt Duhok, meine Familie floh 1996 nach Deutschland. Mein Vater ging voraus, die harte Fluchtroute mit Schleppern und konnte uns glücklicherweise nachholen, sobald er einen Aufenthaltstitel hatte. Beide Elternteile waren in den demokratischen Parteien in Kurdistan sehr engagiert - und damit gegen das irakische Regime, das uns Kurden bekämpfte. Von 1980 bis 1988 tobte zudem der Golfkrieg zwischen Iran und Irak. Irgendwann entschieden meine Eltern, dass wir Kinder nicht länger in Kriegsverhältnissen aufwachsen können. Weil der Krieg in Irak und die resultierende Fluchtwelle so weit zurück liegen, habe ich es auf Syrien adaptiert. Mona hätte aber genauso gut Afghanin sein können. Aber bei einem kurdischen Hintergrund kenne ich mich einfach besser aus. Das ist viel näher dran.“
Pitt Herrmann