Inhalt
1968. Studentenunruhen und sexuelle Revolution im Westen – sowjetische Panzer in Prag. Auch die Welt von Oma Otti und ihrem Enkel Holger am Boxhagener Platz in Ostberlin ist in heller Aufruhr: Die lebensfrohe, passionierte Friedhofsgängerin Otti hat bereits fünf ihrer Ehemänner zu Grabe getragen. Und jetzt, da ihr sechster Mann Rudi kurz davor steht, das Zeitliche zu segnen, machen ihr gleich zwei neue Verehrer Avancen: der ebenso charmante wie wortgewandte Witwer und Rentner Karl Wegner, Ex-Spartakuskämpfer und Pendler zwischen Ost und West, und der schleimige Altnazi "Fisch-Winkler". Im Gegensatz zu Oma Otti hat ihr Enkel Holger noch wenig Glück beim anderen Geschlecht: Der schüchterne Außenseiter steht als Sohn eines linientreuen Abschnittsbevollmächtigten nicht nur bei den älteren Jungs vom Boxhagener Platz, sondern auch bei den Mädchen dort nicht besonders hoch im Kurs. Zu allem Überfluss streiten sich seine Eltern immer häufiger, so dass er noch öfter als sonst zu seiner heißgeliebten Oma Otti flüchtet.
Dann wird Fisch-Winkler tot in seinem Laden aufgefunden. Holgers Vater nimmt sich als Abschnittsbevollmächtigter des Falles an, wodurch Holgers Ansehen zunächst sprunghaft steigt. Doch die Ermittlungen geraten schon sehr bald ins Stocken, Holgers Vater hat keine interessanten Neuigkeiten mehr zu bieten. Und so muss Holger sich des Falls annehmen, allein schon, um mehr Achtung auf dem Boxhagener Platz zu gewinnen.
Quelle: 60. Internationale Filmfestspiele Berlin (Katalog)
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Matti Geschonnecks „Berliner Heimatfilm“ nach dem 2005 erschienenen gleichnamigen (Jugend-) Roman von Torsten Schulz, der auf der 60. Berlinale sozusagen am Ort des Geschehens uraufgeführt wurde, konnte nicht vor Ort in Friedrichshain gedreht werden, in dem übrigens beide Filmemacher aufgewachsen sind: Die Wende und die damit verbundene ständige Ost-Wanderung der Szene hat aus dem zu DDR-Zeiten grauen, verfallenen Arbeiter-Kiez eine blühende Boheme-Landschaft gemacht, die längst angesagter ist als Prenzlberg. Bis auf wenige Einstellungen wie die Beerdigung Rudis in der neogotischen Pankower Trauerhalle des Friedhofs am nördlichen Rand der Stadt musste die Crew um Kameramann Martin Langer u.a. nach Halle/Saale, Dessau und in die Lutherstadt Eisleben ausweichen.
Pitt Herrmann