Was uns nicht umbringt

Deutschland 2016-2018 Spielfilm

Inhalt

Max ist in seinem Beruf als Psychotherapeut zwar sehr erfolgreich, aber seine eigenen Probleme drohen ihm immer mehr über den Kopf zu wachsen. Seine Ex-Frau Loretta, mit der er sich eigentlich prima versteht, plant einen Neuanfang mit einem deutlich jüngeren Mann, und seine beiden Töchter machen ihm mit pubertärem Eigensinn das Leben schwer. Zur Beruhigung hat Max sich einen Hund zugelegt, aber der scheint noch schwermütiger zu sein, als seine Patienten. Zu denen gehört etwa der Bestattungsunternehmer Mark, der keine Lust mehr hat, Menschen unter die Erde zu bringen; oder der Zoowärter Hannes, der seine autistisch veranlagte Arbeitskollegin Sunny anhimmelt. Ein Lichtblick in Max' tristem Alltag ist die Patientin Sophie, eine unglücklich verheiratete, spielsüchtige Geräuschemacherin, die ihn mit ihrer unbekümmerten, sensiblen Art bezaubert. Und so kommt es, wie es kommen muss, aber eigentlich nicht kommen darf: Der Therapeut verliebt sich in seine Patientin. Bald hat Max das Gefühl, selbst reif für die Couch zu sein.

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Heinz17herne
Heinz17herne
Der Psychotherapeut Dr. med. Maximilian „Max“ Lang, bei dem die Chefköchin Martha Klein (Martina Gedeck) Rat suchte in der vielfach preisgekrönten Komödie „Bella Martha“ Sandra Nettelbecks von 2001, ist zurück. Vorerst sieht man nur seine Unterschenkel und Füße, wie er an den Hundeboxen im Hamburger Tierheim vorbeischlendert, bis er sich für ein besonders strubbeliges Exemplar entscheidet: „Panama“ wird sich künftig in seinem Behandlungszimmer still neben die Patientencouch setzen. Um am Ende, das darf verraten werden, Ben sein Herz zu schenken, der sich bei der ersten Begegnung spontan neben den auf den ersten Blick so melancholisch erscheinenden Vierbeiner auf den Boden gelegt hat - zum gegenseitigen Trost.

Auch der Therapeut hätte Trost nötig, etwa eine Umarmung. Aber das traut er sich nicht, seine Ex-Gattin Loretta eingeschlossen, die nun allein mit beiden Töchtern zu kämpfen hat, mit der um einiges jüngeren Esther weniger als mit der heftig pubertierenden 16-jährigen Schulschwänzerin „Elli“ Eleonor. Und deshalb bei Max auf der Couch landet, obwohl der sie natürlich als Patientin ablehnt. Andererseits hat Loretta zu niemand anderem mehr Vertrauen. Was auch für den erheblich jüngeren Hochschuldozenten Fabian gilt, der sich in die späte Medizinstudentin verliebt hat. Der Sex tut ihr gut, aber noch einmal von vorn anfangen? Zumal Fabian aus Lorettas Sicht „nicht gerade Stiefvatermaterial“ darstellt. Ist sein bisheriges Privatleben schon turbulent genug, verliebt sich Max auch noch in eine Patientin, die spielsüchtige und daher stets klamme Geräuschemacherin Sophie. Was natürlich gar nicht geht – beruflich. Ihr Freund David, der die Trennung von seiner „Ex“ Mona noch nicht ganz verarbeitet hat, begleicht seit Monaten stillschweigend Sophies Miete und andere Rechnungen. Weshalb Letztere sich übergangen fühlt: „Ich will nur nicht vergessen werden.“ Und: „Warum kann ich nicht jemand anders sein?“

Überraschende Querverbindungen sorgen immer wieder für Irritationen, halten aber die Spannung dieses eher behutsamen Episodenfilms über gut zwei Stunden hoch. Der Bestatter Mark hat im Verlauf seiner zahlreichen Berufsjahre jede Empathie für Verstorbene verloren, was seiner hypochondrischen Schwester Henriette so auf die Nerven geht, dass beide therapeutischen Rat suchen. Und ebenso bei Max auf der Couch landen wie eine vergleichsweise junge Kundin von ihnen, die bereits ihre eigene Beerdigung plant: die Schriftstellerin Isabelle leidet unter Schreibhemmung, seit ihr Mann Tom (Martin Schnippa) irgendwo in Syrien gefallen ist. Alex, der im Alamode-Presseheft unter Fritz firmiert, was alle Medien übernommen haben, ein erfahrener Pilot seit 19 Jahren, wird plötzlich von Flugangst geplagt. Was auch damit zusammenhängen mag, dass sein Lebensgefährte Robert mit unheilbarem Krebs im Endstadium in der Klinik liegt. Er besucht den im Koma Liegenden fast täglich, spricht auf Englisch zu ihm – und ist doch im Augenblick seines Ablebens nicht bei ihm. Er kann nur noch hinterherblicken, wie der Leichnam vom Bestatter Mark abgeholt wird in Begleitung von Roberts aus Wyoming/USA nach Hamburg gekommener Angehöriger Susan und Schwester Laurie. Sie wollen die Urne mit den sterblichen Überresten mit in die USA nehmen, auf Bitten Marks begleitet Isabelle aber dann doch Alex an die Küste, um dem letzten Willen Roberts zu entsprechen.

Bei einer Wohnungsbesichtigung, Victoria von Trauttmansdorff in einer kleinen Episodenrolle als Immobilienmaklerin, begegnen sich Sophie und Ben – aber nur scheinbar als Konkurrenten. Denn Ben bekundet, gar nicht auf der Suche zu sein: ihm gefällt die Idee einer neuen Wohnung. Davids Sohn Lars spielt im gleichen Jugendorchester wie Max‘ Tochter Elli. Beide gehen bald miteinander, nach einer Ecstasy-Party aber landet Letztere in der Klinik. Erholt sich aber wieder – und könnte sich mit der herrlich offenen und witzigen Sophie an der Seite ihres Vaters anfreunden.

Die zwangsgestörte Zoowärterin Sunny, die mehrfach am Tag die Pinguine in ihrer Anlage zählt, soll ihren Arbeitsplatz verlieren. Weshalb der sie seit langem heimlich liebende Kollege Hannes kündigt und stattdessen die Vierbeiner betuchter Hundebesitzer ausführt. Nach einer feucht-fröhlichen Betriebsfeier auf einer Bowlingbahn kommen sich beide endlich näher. Was nicht ohne Folgen bleibt. Doch die Ordnungsfanatikerin, die erst nachträglich durch den Kollegen Tim von der Kündigung erfahren hat, will kein Kind, will überhaupt keine Familie gründen. Dass Sunny den seit vier Jahrzehnten verschollen geglaubten Vater von Max, Gregor (Georg Tryphon), der sie nach dem Tod ihrer Mutter adoptierte, pflegt, gehört zu den überraschenden Wendungen dieses mit rund zwanzig Personen überreich bestückten, aber hervorragend besetzten Ensemblefilms, in dem das Leben wundersame Kapriolen schlägt, irgendwie aber alles mit allem zusammenhängt. Ein glückliches Ende nicht ausgeschlossen: Für Ben besteht samt Gattin und „Panama“ Hoffnung, auch Sophie kann sich einen Neuanfang vorstellen – und Sunny, die sich doch noch für das werdende Kind entschieden hat, überlässt Hannes ihren Wohnungsschlüssel…

Sandra Nettelbeck im Alamode-Presseheft zu ihrem am 2. August 2018 Int. Filmfestival Locarno uraufgeführten, am 30. September 2018 beim Filmfest Hamburg in Deutschland erstaufgeführten und am 2. April 2021 als Free-TV-Premiere im ZDF ausgestrahlten Plädoyer, nie die Zuversicht zu verlieren: „Ein Teil der Rollen war den Schauspielern auf den Leib geschrieben: August, Oliver, Barbara, Christian, Jenny. Das war ein schönes Privileg und hat beim Schreiben sehr geholfen. Johannas Rolle war ursprünglich für Sophie Rois geschrieben, sie musste leider ganz kurz vorm Dreh absagen. Aber dann kam Johanna, buchstäblich über Nacht, und sie hat nochmal eine ganz andere Farbe in den Film gebracht, sie hat die Rolle schlicht neu erfunden. Und uns gerettet!“

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Regie-Assistenz

Continuity

Kamera

Kamera-Assistenz

Steadicam

Farbkorrektur

Kamera-Bühne

Szenenbild

Außenrequisite

Innenrequisite

Maske

Herstellungsleitung

Produktionsleitung

Geschäftsführung

Dreharbeiten

    • 21.10.2016 - 30.11.2016: Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg
Länge:
129 min
Format:
DCP, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 01.08.2018, 181155, ab 6 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (CH): August 2018, Locarno, IFF;
Erstaufführung (DE): 30.09.2018, Hamburg, Filmfest;
Kinostart (DE): 15.11.2018

Titel

  • Originaltitel (DE) Was uns nicht umbringt
  • Weiterer Titel What Doesn't Kill Us

Fassungen

Original

Länge:
129 min
Format:
DCP, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 01.08.2018, 181155, ab 6 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (CH): August 2018, Locarno, IFF;
Erstaufführung (DE): 30.09.2018, Hamburg, Filmfest;
Kinostart (DE): 15.11.2018