Am 20. Juni wurde in Ludwigsburg der vom Südwestrundfunk, der MFG Filmförderung Baden-Württemberg und dem Stuttgarter HAUS DES DOKUMENTARFILMS gestiftete Deutsche Dokumentarfilmpreis zum dritten Mal verliehen. Der Hauptpreis und damit das Preisgeld von 20.000 Euro geht an den Autor und Regisseur Ilian Metev für seinen Dokumentarfilm "Sofias letzte Ambulanz".
Der Film zeigt den Arbeitsalltag eines Arztes, einer Krankenschwester und eines Ambulanzfahrers im bulgarischen Sofia. Tag für Tag kämpfen sie in Doppelschichten für das Wohl ihrer Patienten und gegen das marode Gesundheitssystem und eine Flut von Absurditäten an – und haben dabei selbst kaum genug Geld zum Leben. Weitere Preise gingen an "Die große Passion" von Jörg Adolph sowie an Alexa Karolinski für "Oma und Bella".
Theresia Bauer, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, beglückwünschte die Preisträger und betonte die lange und gute Tradition des Dokumentarfilms in Baden-Württemberg: "Eine der ganz großen Stärken unseres Filmstandorts ist der Dokumentarfilm. Allein in den letzten fünf Jahren wurden von der MFG Filmförderung 140 Dokumentarfilm-Projekte unterstützt. Im Bereich der Produktionsförderung wurden im Jahr 2012 sogar für mehr Dokumentar- als Spielfilmprojekte Mittel bewilligt. Die Pflege dieser Tradition ist und bleibt ein wichtiger Baustein bei unseren Anstrengungen, den Filmstandort Baden-Württemberg weiterzuentwickeln."
SWR-Fernsehdirektor Christoph Hauser betonte: "Auch in diesem Jahr ist es der Jury wieder gelungen, zehn herausragende Filme auszuwählen. Die Leidenschaft und das Herzblut der Autoren und Regisseure sind bei jedem Film eindrucksvoll spürbar. Jeder Film ist ein Unikat, weil er sich durch die ganz persönliche und individuelle Handschrift seiner Macher auszeichnet. Die Spielarten dokumentarischen Erzählens haben sich in den letzten Jahren enorm verändert, sind vielfältiger und bunter geworden. Das Genre des Dokumentarfilms präsentiert sich heute so lebendig und attraktiv wie nie."
Irene Klünder, Geschäftsführerin des HAUS DES DOKUMENTARFILMS: "Der Deutsche Dokumentarfilmpreis und DOKVILLE, der vom HAUS DES DOKUMENTARFILMS organisierte Branchentreff, zeigen das Beste und Interessanteste, was es im deutschsprachigen Dokumentarfilm derzeit zu sehen und zu diskutieren gibt. Beide Veranstaltungen sind gemeinsam ein ganz besonderer Höhepunkt im Festivalkalender der Filmbranche."
"Sofias letzte Ambulanz" wurde von Sutor Kolonko Filmproduktion, WDR und ARTE produziert. Die Jury hebt besonders die radikale Form des Films hervor: "Aus spannenden, mitunter rätselhaften Teilaspekten des Erzählten fügt sich der Alltag dieser Ambulanzeinsätze zu einem Ganzen, das die Dramatik des Geschehens nicht voyeuristisch preisgibt und dennoch die Dramen sichtbar macht. Ein neuer Beweis dafür, dass Kino im Kopf des Betrachters stattfindet. (…) Die Reduktion der filmischen Mittel und die dennoch große Nähe zu den Personen machen den Film zu einem besonderen Ereignis."
Der Preis des HDF in Höhe von 3.000 Euro geht an "Die große Passion" von Jörg Adolph, produziert von if Productions/BR. Die Jury begründet ihre Entscheidung: "Ein vielschichtiges lokales Sittengemälde und großes Welttheater: Frömmigkeit und Geschäftssinn, Künstlerporträt und Ensemblebeobachtung verschränken sich zu einem gleichermaßen eigenständigen wie erhellenden und nicht zuletzt höchst unterhaltenden Film."
Den mit 2.000 Euro dotierten Preis der Stadt Ludwigsburg erhält Alexa Karolinski für den Dokumentarfilm "Oma und Bella", eine Koproduktion von Alexa Karolinski mit ARTE und RB. In der Jurybegründung heißt es: "Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts entblättert sich aufs Berührendste in einer kleinen Berliner Küche (...) Wir spüren jüdische Geschichte in Deutschland, deutsche Geschichte in der Welt."
Die Entscheidungen traf eine unabhängige Jury: Michael Verhoeven (Filmregisseur), Sung-Hyung Cho (Filmautorin), Gereon Wetzel (Filmautor), Heike Hupertz (Filmkritikerin), Wieland Speck (Programmleiter Sektion Panorama/Berlinale), Prof. Heiner Stadler (Hochschule für Fernsehen und Film, München) sowie Hans-Robert Eisenhauer (Filmproduzent).
Quelle: www.dokville2013.de