In der Reihe "Wiederentdeckt" präsentiert Cinegraph Babelsberg am Freitag, den 5. Dezember 2014 um 19 Uhr im Zeughauskino den Film "Titanic" aus dem Jahr 1943.
Die Einführung übernimmt der Filmhistoriker und Filmkritiker Klaus Kreimeier.
Zum Programm: Der Tobis-Film "Titanic" (D 1943, Regie: Herbert Selpin, Werner Klingler, Buch: Herbert Selpin, Walter Zerlett-Olfenius, Kamera: Friedl Behn-Grund, Darsteller: Sybille Schmitz, Hans Nielsen, Kirsten Heiberg, 85 Minuten, 35mm) und seine Entstehung gehören zu den widerspruchsreichsten, zudem von persönlicher Tragik überschatteten Episoden in der Geschichte des nationalsozialistischen Films. Mag es, von heute aus betrachtet, schon irritieren, dass das NS-Regime drei Jahre vor seinem eigenen Untergang die größte Schiffskatastrophe des Jahrhunderts verfilmen ließ, so scheint es umso erstaunlicher, dass sich ein ursprünglich anglophiler Regie-Haudegen wie Herbert Selpin für antibritische Propaganda zur Verfügung stellte – freilich nicht zum ersten Mal, denn mit "Carl Peters" hatte er bereits 1940 dem politisch gewünschten Hass auf England ein Ventil verschafft. Sein Titanic-Film beutet die schon damals längst widerlegte Legende aus, die britische Schifffahrtsgesellschaft "White Star" habe mit einer verantwortungslosen Rekordfahrt das Blaue Band erringen und so ihren Bankrott abwenden wollen.
Selpin selbst, obwohl im März 1933 der NSDAP beigetreten, war keineswegs ein in der Wolle gefärbter Nazi. Im Gegenteil: Als er im Lauf der Dreharbeiten, von aufdringlichen Marineoffizieren genervt, die Wehrmacht im Allgemeinen und Hitlers Uniformträger im Besonderen rückhaltlos beschimpfte, wurde ihm seine Aufsässigkeit zum tödlichen Verhängnis. Ausgerechnet sein bester Freund, der Drehbuchautor Walter Zerlett-Olfenius, sorgte dafür, dass Selpins Äußerungen der Reichskulturkammer und Goebbels persönlich zu Ohren kamen. Am 30. Juli 1942 wurde der Regisseur verhaftet, am 1. August fand man ihn erhängt in seiner Zelle im Berliner Gestapogefängnis auf.
Das Millionen-Projekt "Titanic" brachte Werner Klingler zum Abschluss. Der Film wurde im November 1943 in Paris uraufgeführt, im Vorspann war Selpins Name getilgt, im Reichsgebiet erhielt er keine Freigabe. Nach dem Krieg zunächst von den Alliierten verboten, wurde "Titanic" erstmals 1950, gekürzt um die antibritischen Passagen, in der Bundesrepublik aufgeführt. (Klaus Kreimeier)
Seit Mittwoch, dem 3. Dezember 2014, läuft im Zeughauskino außerdem die Werkschau "Pohlandfilm" zum Schaffen des kürzlich verstorbenen Berliner Regisseurs und Produzenten Hansjürgen Pohland. Die von Jan Gympel kuratierte Reihe präsentiert zahlreiche äußerst selten gezeigte Filme, darunter den von Pohland produzierten Film "Das Brot der frühen Jahre" (1962, R: Herbert Vesely) und eigene Regiearbeiten wie die satirische Grass-Adaption "Katz und Maus" (1966) oder den Kriminalfilm "Tamara" (1967).
Weitere Informationen unter: www.zeughauskino.de
Quelle: www.cinegraph-babelsberg.de