Protest gegen Haft für den iranischen Filmemacher Mohammad Rasoulof

Die Europäische Filmakademie hat zusammen mit weiteren Branchenverbänden und Festivals einen Aufruf gegen die drohende Inhaftierung des Filmemachers Mohammad Rasoulof im Iran veröffentlicht. Nachfolgend der Aufruf im Wortlaut:

 

Die European Film Academy, das Festival de Cannes, die Deutsche Filmakademie, die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein, das Filmfest Hamburg, das IDFA - International Documentary Film Festival Amsterdam, das Internationale Filmfestival Rotterdam, der Netherlands Film Fund – Filmfonds und die Accademia del cinema italiano – Premi David di Donatello möchten ihre tiefe Besorgnis über die bevorstehende Inhaftierung des iranischen Filmregisseurs Mohammad Rasoulof zum Ausdruck bringen.

Rasoulof, der bereits in Cannes mit Preisen ausgezeichnet wurde, hat gerade für sein neuestes Werk den Goldenen Bären auf der 70. Berlinale gewonnen. "Es gibt kein Böses" wirft, wie seine früheren Filme, einen kritischen Blick auf das Leben unter einer autoritären Herrschaft.

Mohammad Rasoulof wurde nun von der Sonderstaatsanwaltschaft für Medien- und Kulturdelikte zu einer einjährigen Haftstrafe vorgeladen. Am 23. Juli 2019 hatte das iranische Revolutionsgericht den Filmemacher wegen angeblicher Propaganda gegen die Regierung zu einem Jahr Gefängnis und einem zweijährigen Arbeitsverbot als Regisseur verurteilt, sowie ein zweijähriges Ausreiseverbot und ein Verbot, sich an sozialen oder politischen Aktivitäten zu beteiligen.

"Die Einberufung zur Verbüßung meiner Haftstrafe offenbart nur einen kleinen Teil der Intoleranz und Wut, die für die Reaktion des iranischen Regimes auf Kritik charakteristisch sind. Viele Kulturaktivisten sind im Gefängnis, weil sie die Regierung kritisiert haben. Die weit verbreitete und unkontrollierte Ausbreitung des Covid-19-Virus in iranischen Gefängnissen gefährdet ernsthaft ihr Leben. Diese Bedingungen erfordern eine sofortige Reaktion der internationalen Gemeinschaft." Mohammad Rasoulof

Wir protestieren nachdrücklich gegen die Vorladung von Mohammad Rasoulof und fordern die iranischen Behörden dringend auf, seine Sicherheit und Gesundheit zu gewährleisten. Wir fordern auch, dass die Anklage gegen Mohammad Rasoulof zurückgezogen und das gegen ihn verhängte Reiseverbot unverzüglich und bedingungslos aufgehoben wird, und rufen Festivals auf der ganzen Welt, Kinos und alle Künstler auf, dies ebenfalls zu fordern.

Wim Wenders, Präsident der European Film Academy: "Unser Kollege Mohammad Rasoulof ist ein Künstler, der uns immer wieder von einer Realität erzählt, von der wir sonst nur wenig wissen. Sein mit dem Goldenen Bären ausgezeichneter Film 'Es gibt kein Böses' ist ein zutiefst humanes Porträt von Menschen in extremen Situationen – Situationen, die kein Mensch erleben sollte. Wir brauchen Stimmen wie die von Mohammad Rasoulof, Stimmen, die die Menschenrechte, die Freiheit und die Würde verteidigen."

Ulrich Matthes, Präsident der Deutschen Filmakademie: "Mohammad Rasoulof ist ein herausragender Künstler, dessen zutiefst humane Filme über Freiheit und Unterdrückung im Laufe seiner Karriere weltweit viele Menschen erreicht haben. Er ist ein Meister des iranischen Kinos: einer reichen Filmkultur, die uns einige der fesselndsten Geschichten über die menschliche Situation geliefert hat. Mohammad Rasoulofs Filme erzählen uns nicht nur etwas über das Leben im Iran, sondern sprechen auch in der universellen Sprache des Kinos zu uns, um Mitgefühl und Frieden zu fördern".

Quelle: www.europeanfilmacademy.org