Wie heute bekannt wurde, ist der Filmemacher, Autor und Medienkünstler Harun Farocki gestern im Alter von 70 Jahren gestorben.
Farocki, geboren 1944 in Neutschitschein, heute Nový Jičín in Tschechien, zählte zu den wichtigsten Filmemachern seiner Generation und wurde vor allem mit seinen analytischen Arbeiten über den Kapitalismus und die moderne Arbeitswelt bekannt. Bereits zu Studienzeiten – er gehörte zum ersten Jahrgang der neu gegründeten Deutschen Film und Fernsehakademie Berlin (dffb) – erregte er Aufsehen mit höchst engagierten, auch umstrittenen Filmen, etwa gegen den Vietnamkrieg ("Nicht löschbares Feuer").
In zahlreichen weiteren Arbeiten, die sich stilistisch zwischen Dokumentar-, Experimental- und Essayfilm bewegen und immer wieder auch in Ausstellungen zu sehen waren, erkundete Farocki Medienphänomene, Bilder der Überwachung und der Werbung. Zu seinen bekanntesten Filmen zählen "Zwischen zwei Kriegen" (1978), "Bilder der Welt und Inschrift des Krieges" (1988), "Die Schöpfer der Einkaufswelten" (2001), "Erkennen und Verfolgen" (2003) und "Zum Vergleich" (2009). Darüber hinaus war er in den 1970er/1980er Jahren Autor und Redakteur der Zeitschrift "Filmkritik" und als Dozent an verschiedenen Universitäten tätig.
1995 mit "Pilotinnen" begann Farockis Zusammenarbeit mit Christian Petzold, an dessen sämtlichen Drehbüchern er seitdem mitarbeitete, darunter die vielfach preisgekrönten "Die innere Sicherheit" (2000), "Yella" (2007) und "Barbara" (2012). Ihre letzte Zusammenarbeit "Phoenix" startet im September in den Kinos.
Im Hamburger Bahnhof ist derzeit noch die Schau "Ernste Spiele" von ihm zu sehen, die unter anderem militärische Trainingssimulationen unter die Lupe nimmt.
Harun Farockis Familie bestätigte heute der Nachrichtenagentur dpa, dass er gestern in der Nähe von Berlin gestorben ist.