Inhalt
Jeanne ist 15 Jahre alt und steckt mitten in der Pubertät – doch ein normales Teenagerleben kann das Mädchen nicht führen: denn Jeanne lebt mit ihren Eltern Clara und Hans, ehemaligen Terroristen, im Untergrund. Immer wieder muss die Familie kurzfristig umziehen, dauerhafte Freundschaften sind zu gefährlich und die permanente Anspannung verhindert jedes Gefühl einer bürgerlichen "Alltäglichkeit".
Doch eines Tages verliebt Jeanne sich in den jungen Surfer Heinrich. Und sie ist nicht bereit, dieses kleine Stück Normalität für ihre Eltern aufzugeben. Hans und Clara planen derweil einen Banküberfall um ihre weitere Flucht zu finanzieren. Sie ahnen nicht, dass die Polizei ihnen bereits dicht auf den Fersen ist.
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Da bricht, durch eine kleine Unachtsamkeit, dieser Plan wie ein Kartenhaus zusammen. Und es ist, wenn auch nur indirekt, Jeanne, die die Gefahr heraufbeschwört. Denn das heranwachsende Mädchen, das noch nie eine Schule besuchen konnte, wird allmählich flügge und so zu einem Sicherheitsrisiko für ihre Eltern, einstigen Terroristen der Roten Armee Fraktion (RAF). Schon ein kleines Gespräch am Strand mit einem einheimischen Gastronomen, dem Jeanne die deutsche Übersetzung der Speisekarte verbessert, oder ein – zunächst jedenfalls – harmloser Flirt mit einem gleichaltrigen deutschen Feriengast bringt die Eltern auf die Palme.
Was das 15-jährige Mädchen nur noch mehr zu nächtlichen Ausflügen reizt: Sie ist das langjährige Versteckspiel leid. Ein solcher Ausflug mit Heinrich versetzt Clara und Hans in helle Aufregung: Sie verlassen beide das Hotelzimmer, um ihre Tochter zu suchen. Währenddessen stellen „gewöhnliche“ Hoteldiebe ihr Zimmer auf den Kopf und die Direktion alarmiert die Polizei. Die Beamten finden eine Waffe – und das Trio muss überhastet in einem alten Volvo mit auffälligem portugiesischen Kennzeichen ausgerechnet nach Deutschland fliehen, wo die Eltern jederzeit die Enttarnung befürchten müssen, wo sie aber auch auf die Hilfe einstiger Genossen hoffen.
Doch diese sind heute arrivierte Bürger, die von der wilden Vergangenheit nichts mehr wissen wollen. Nur Klaus, ein so gescheiter wie gescheiterter linksintellektueller Verleger, ist zur Hilfe bereit – aus alter Verbundenheit mit Clara, die Hans sogleich eifersüchtig werden lässt: Ist er vielleicht der leibliche Vater Jeannes?
Mit kleineren Summen aus einstmals angelegten Verstecken können sich die Untergetauchten über Wasser halten. Als Klaus am vereinbarten Treffpunkt an der Autobahn einen größeren Geldbetrag übergeben will, wird er verhaftet: Die Polizei ist den einstigen Terroristen auf der Spur. Hans und Clara müssen zu Geld kommen, um ihre Fluchtpläne zu realisieren. Sie überfallen eine Bank, doch es läuft alles schief: Eine unbeteiligte Person wird getötet, Hans schwer verletzt.
Währenddessen hat Jeanne ihren Ferienflirt Heinrich wieder getroffen. Die junge Liebe, vor der sie ihr Vater immer gewarnt hat, wird den Eltern zum Verhängnis: Um Jeanne zu schützen, verrät Heinrich der Polizei deren Aufenthaltsort. Der Zugriff erfolgt, martialisch in Szene gesetzt, auf der Landstraße...
Christian Petzold hat mit „Die innere Sicherheit” trotz aller äußeren Action einen eher stillen Film gedreht, was ihm in den Feuilletons einhelliges Lob einbrachte. Ein solches muss ihm aus politischer Sicht versagt bleiben: Petzold lässt seine Figuren das Kürzel-Wort „RAF“ nicht ein einziges Mal aussprechen. Sein Film diskutiert die einstigen terroristischen Ziele und verbrecherischen Mittel der Gruppe noch nicht einmal ansatzweise. Zwar wird die Selbstgerechtigkeit von Clara und Hans als geradezu paranoid bloßgestellt, aber nur als Ausdruck der Verzweiflung über die hoffnungslose Lage, nicht als Einsicht in früheres Unrecht, ja eigene Schuld. Und eine Figur wie Klaus wird bei Petzold zum Sympathieträger – da schlägt beim Regisseur wohl der „Achtundsechziger“ durch.
Pitt Herrmann