Inhalt
Als Sophies Mann ein Kosmetikunternehmen übernimmt, wird Sophie der Außendienstmitarbeiterin Karin als Assistentin zugeteilt, und die beiden Kosmetikerinnen werden unfreiwillig zu Kolleginnen. Die ältere Karin sieht in der jüngeren Sophie ihre mögliche Nachfolgerin, was bei ihr schwere Existenzängste auslöst. So beginnt sie, Sophie zu bekämpfen. Die bitteren Auseinandersetzungen zwischen den beiden Frauen enden jedoch, als sie eine folgenschwere Entdeckung machen. Nun verbünden sie sich gegen die Männerwelt und werden Freundinnen. Gemeinsam träumen sie davon, als Stewardessen zu arbeiten.
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Karin ist Ende vierzig. Gutaussehend, aber recht desillusioniert, was Männerbekanntschaften betrifft. Sie ist Reisende für eine Kosmetikfirma, die ihren Markt in Billigprodukten sieht. Karin setzt all' ihre Hoffnung auf einen in die Kriminalität abgerutschten Freund, der den Grundstein für eine eigene Wohnung in Paris (mit herrlichem Blick auf den Eiffelturm) gelegt hat. Sie muss nur noch drei Jahre durchhalten, um monatlich zweitausend Mark aufbringen zu können, bis die Wohnung ihr gehört.
Nachdem ihr Geliebter als Juniorchef in das Kosmetikunternehmen eingestiegen ist, wird die Sophie, eine attraktive und noch dazu blonde Mittdreißigerin, der erfahrenen Karin an die Seite gestellt – offiziell als Assistentin. Was letztere alle Alarmglocken schrillen lässt, denn Karin befürchtet keineswegs zu Unrecht, dass sie ihre wesentlich jüngere und für die Vorgesetzten biegsamere Nachfolgerin einarbeiten soll. Was die Kooperation der beiden so ungleichen Frauen nicht eben fördert.
Dabei will Sophie in Wirklichkeit alles andere als in die Fußstapfen Karins treten: Das Klinkenputzen auf dem platten Land, die häufig auch handgreifliche Anmache der männlichen Kunden und das triste Leben in öden Hotelzimmern ist ihre Sache nicht. Sophie träumt vielmehr davon, zusammen mit ihrem Geliebten ein eigenes, exklusives Kosmetikunternehmen aufzubauen.
Doch dazu kommt es nicht. Sophie, die einst als Stewardess begann und von der großen weiten Welt träumte, nach billigen Chartereinsätzen aber die Branche wechselte, erhält eines Tages vom „Junior“ den Laufpass – und verbündet sich mit ihrer vorgeblichen Rivalin Karin. Nachdem die Firma an einen ausländischen Konzern verkauft worden ist, verlieren beide Frauen ihren Job.
So beschließen sie, auf eigene Faust im bisherigen Dienstwagen weiterzumachen, indem sie kleine Geschäftsleute oder Geldboten überfallen. Was bei ihrem amateurhaften Vorgehen nicht lange gutgeht: Sophie wird tödlich verletzt. Im Angesucht ihres nahen, unausweichlichen Endes rettet sie ihre Komplizin, indem sie am Steuer des Fluchtautos sitzt und so die Polizei allein auf ihre Fährte setzt – während Karin mit dem erbeuteten Geld nach Paris zieht und ihre Eigentumswohnung bezahlt...
Regisseur Christian Petzold hat bei seinem Langfilm-Debüt zusammen mit Kameramann Hans Fromm konventionelle Ware abgeliefert: Keine außergewöhnlichen Einstellungen, keine überraschenden Momente. Man hat als Zuschauer die Entwicklung kommen sehen – und quittiert das Geschehene mit entsprechend großem Gleichmut. Denn die Moral von der Geschichte ist zu simpel: Man muss für irgendetwas da sein, für irgendetwas sein Geld verdienen, und sei es der Traum einer Pariser Eigentumswohnung. Erst dann ist man bereit, die Fährnisse des Alltags geduldig auf sich zu nehmen.
Wenn „Pilotinnen“, uraufgeführt am 18. Januar 1995 im Rahmen des Max-Ophüls-Festivals in Saarbrücken und am 6. August 1995 im ZDF erstausgestrahlt, wenigstens eine augenzwinkernd-heitere Satire wäre. Aber Christian Petzold meint das alles offenbar bitterernst.
Pitt Herrmann