Filmwirtschaft ehrt Hilmar Hoffmann

Für seine Verdienste um den deutschen Film und den Film in Deutschland wird Prof. Dr. h. c. Hilmar Hoffmann von der Filmwirtschaft ausgezeichnet.

 Der Präsident der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft, Steffen Kuchenreuther, überreicht die SPIO-Ehrenmedaille bei einem Festakt im Deutschen Filmmuseum, Frankfurt am Main am 2. März 2012. Zu den geladenen Gästen zählen die Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth und Filmregisseur István Szabó. Der am 25. August 1925 in Bremen geborene Hilmar Hoffmann ist der 37. Träger der Ehrenmedaille, die von der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) vergeben wird.

"Hilmar Hoffmann setzte Film den anderen Künsten ebenbürtig, als dies hierzulande noch nicht anerkannt war. Für den Film zählt er zu den Protagonisten des Aufbruchs. Festivals, Häuser, Institutionen und Förderungen - als Kulturpolitiker gründete, initiierte, gestaltete und verteidigte er. Darüber hinaus setzte er sich als Wissenschaftler und Publizist mit dem Filmerbe auseinander, arbeitete kritisch auf, publizierte und lehrte. Für sein Lebenswerk zeichnet ihn die Filmwirtschaft mit der SPIO-Ehrenmedaille aus," so SPIO-Präsident Steffen Kuchenreuther.

"Hilmar Hoffmann zählt zu den prägenden, in der ganzen Welt geschätzten Persönlichkeiten des deutschen Kulturlebens. Sein Credo "Kultur für alle" erfreut sich ungebrochener Aktualität. Dass Qualität und Popularität in Kunst und Kultur keine Gegensätze sind, zeigt das Frankfurter Museumsufer. Das Deutsche Filmmuseum, von ihm gegründet und bis heute eine Herzensangelegenheit, bietet den idealen Ort, um ihn zu ehren", so Oberbürgermeisterin Petra Roth.

"Hilmar Hoffman ist ein Humanist und Weltbürger. Er nutze den Film, um zu Zeiten des Kalten Krieges den Eisernen Vorhang zu lockern. Später sorgte er dafür, dem mittel- und osteuropäischen Film durch das Festival goEast ein Forum zu geben. Er ist nicht nur ein Freund der Künste, sondern auch ein Mentor der Künstler", so Laudator István Szabó.


Hilmar Hoffmann: 60 Jahre mit dem Film (biographischer Auszug)

In Oberhausen begann sein film- und kulturpolitisches Wirken, zunächst mit der Gründung eines Filmclubs (1951), als Filmreferent des Deutschen Volkshochschul-Verbandes (1953-65) und Vorsitzender des Filmclubverbandes NRW (1953-58). Er gründete die Westdeutschen Kurzfilmtage (1954), aus denen das Internationale Kurzfilmfestival Spitzenorganisation der Filmwirtschaft e.V. hervorging, auf dem 1962 das Oberhausener Manifest verkündet wurde. Bis 1970 leitete Hoffmann, inzwischen städtischer Kultur- und Sozialdezernent, das Filmfestival in Oberhausen.

Von 1970 bis 1990 setzte er als Kulturdezernent in Frankfurt am Main bundesweit neue Maßstäbe durch die Schaffung des Museumsufers und die öffentliche Förderung von Filmkultur. Die Gründung des ersten Kommunalen Kinos (1971, mehr als 150 Städte folgten dem Beispiel) und die Einrichtung des Deutschen Filmmuseums (1984, bundesweit das erste seiner Art) sind kulturpolitische Pionierleistungen. Die Integration von Museum, Kino und Archiven ins Deutsche Filminstitut im Jahr 2006 bedeutete eine zukunftsweisende Weichenstellung. Nach der Eröffnung des komplett erneuerten Hauses (2011) gab er das Amt des Verwaltungsratsvorsitzenden auf, in dem von ihm gegründeten Förderkreis engagiert er sich weiterhin.

Hoffmann prägte in weiteren Funktion die Kultur- und Medienlandschaft in Deutschland, unter anderem als Vorsitzender des Programmbeirats des Fernsehsenders RTL; als Vorsitzender der Filmbewertungsstelle FBW, als Vorsitzender des Filmbeirates des Goethe-Instituts sowie in Kommissionen (Filmförderungsanstalt FFA). Filmfestivals aus der ganzen Welt (u.a. Cannes, Karlovy Vary, Locarno, Mar del Plata, Moskau, Tours) luden ihn in die Jury ein.

In den 1990er Jahren gründete und leitete Hoffmann die in Mainz ansässige "Stiftung Lesen". Von 1993 bis 2002 war er Präsident des Goethe-Instituts. Über Jahrzehnte hinweg unterrichtete er als Dozent und Honorarprofessor für Filmgeschichte/Filmästhetik (u.a. Ruhr-Universität Bochum, Universität Frankfurt, Marburg, Tel Aviv und Jerusalem). Er ist Herausgeber und Autor von kulturpolitischen und -geschichtlichen sowie filmwissenschaftlichen Publikationen.

Hoffmann ist Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern. Von der Filmwelt wurde unter anderem mit dem Deutschen Filmband in Gold (1976) und dem Helmut-Käutner-Preis (1988) ausgezeichnet. Seit 2004 ist er Ehrenmitglied der Deutschen Filmakademie.


Über die SPIO und die Ehrenmedaille

Seit 1961 vergibt die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft e. V. die SPIO-Ehrenmedaille an Persönlichkeiten aus dem öffentlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Leben, die sich um den Film verdient gemacht haben. Die Liste reicht von Stummfilmdiva Asta Nielsen (1961) bis Produzent Günter Rohrbach (2011).

Die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft e.V. (SPIO) vertritt die Interessen der deutschen Film-, Fernseh- und Videowirtschaft. Sie wurde 1950 in Wiesbaden gegründet und ist der Dachverband von derzeit 16 Berufsverbänden, die insgesamt über 1100 Mitgliedsfirmen repräsentieren. Die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK), eine Tochter der FSK, vergibt die bekannten Altersfreigaben bei Filmen und leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Jugendschutz. Seit 2009 ist die SPIO im neu eröffneten Deutschen Filmhaus in Wiesbaden ansässig.


Quelle: www.spio.de