Asta Nielsen

Weitere Namen
Asta Sofie Amalie Nielsen (Geburtsname)
Darstellerin, Regie, Produzent
Kopenhagen, Dänemark Kopenhagen, Dänemark

Biografie

Asta Sofie Amalie Nielsen wird am 11. September 1881 in Kopenhagen als zweites Kind einer armen Familie geboren. Der Vater Jens Christian Nielsen ist Arbeiter, oft krank und zeitweise arbeitslos. Die Mutter Ida Frederikke Nielsen geb. Petersen sichert durch Waschen und Putzen die Existenz der Familie. Asta wächst in Schweden und Dänemark auf. Die erste Verbindung zum Theater entsteht in ihrer Schulzeit. Durch ihre schöne Stimme fällt sie im Gesangsunterricht auf und darf im Chor des Königlichen Theaters von Kopenhagen mitsingen. 1895, mit vierzehn Jahren, geht Asta von der Schule ab, ohne viel mehr als Rechnen und Schreiben gelernt zu haben. Im gleichen Jahr stirbt der Vater. Sie muss nun zum Lebensunterhalt der Familie beitragen, die Mutter will sie als Verkäuferin ausbilden lassen. Asta aber will Schauspielerin werden.

Es gelingt ihr, einen Vorsprechtermin am Theater zu erhalten und durch Begabung aufzufallen. Sie erhält kostenlosen, privaten Schauspielunterricht, der sie auf die Schule am Königlichen Theater vorbereitet. In dieser Zeit wird ihre uneheliche Tochter Jesta geboren, Asta Nielsen weigert sich, den Vater des Kindes zu heiraten.

1902 erhält sie schließlich ein Engagement am Kopenhagener Dagmar-Theater, an dem sie drei Jahre arbeitet. Da ihr die ersehnten Hauptrollen versagt bleiben, zieht sie mit einem Tournee-Theater durch Skandinavien. Doch der große Durchbruch zur gefeierten Schauspielerin gelingt wieder nicht, ihr Repertoire ist auf Nebenrollen beschränkt. Sie kehrt nach Kopenhagen zurück und ist ab 1908 am Neuen Theater engagiert. Wieder werden für sie geeignete Rollen mit anderen Schauspielerinnen besetzt, schließlich wird sie gar nicht mehr beschäftigt.

1910 kommt sie zusammen mit Urban Gad, einem jungen künstlerischen Berater und Bühnenbildner, auf die Idee, einen Film zu drehen. Gad schreibt das Buch und führt Regie, und Nielsen spielt die ersehnte Hauptrolle in "Afgrunden". Der Film hat in Dänemark wie in der ganzen Welt einen unerwartet großen Erfolg. Dennoch bleiben in Nielsens Heimat die großen, lukrativen Filmangebote für den frischgebackenen Weltstar aus.

Um so schneller aber reagiert die noch schwach entwickelte deutsche Filmindustrie. Die Deutsche Bioscop engagiert Nielsen 1911 für zwei Filme ("Heißes Blut" und "Nachtfalter"). Nachdem auch diese Filme Erfolg haben, setzt ein "Pokerspiel" verschiedener Filmproduzenten um Nielsen und Gad ein. Dem Gewinner winken "garantiert" profitversprechende Filme. Paul Davidson, einer der Beteiligten, formuliert es so: "Ein Geschäft für die Welt".

1911 schließen Nielsen und Gad einen Vertrag über 24 Filme mit der Projektions-AG "Union" (PAGU) ab, je acht Nielsen-Filme sollen pro Jahr hergestellt werden. Dabei läßt man Nielsen und Gad bei den Inhalten der Filme, die auf ihre Person zugeschnitten sind, weitgehend freie Hand. Nielsen und Gad heiraten 1912; sie trennen sich bereits drei Jahre später, damit ist auch ihre Zusammenarbeit beendet.

Nielsens Rollenspektrum erstreckt sich vor allem auf Frauen, die in dramatische oder gar tragische Konflikte geraten, die ihr bisher geordnetes Leben durch nicht standesgemäße Liebschaften "gefährden" und die entweder in die Gesellschaft zurückfinden oder aus ihr verstoßen werden und sterben. Es entstehen Filme wie "Nachtfalter" (1911), "Der fremde Vogel" (1911), "Die arme Jenny" (1912). Nielsen ist aber auch in einigen komischen Rollen zu sehen, z.B. in "Jugend und Tollheit" (1913) und "Engelein" (1914).

Ihre Filme haben in der ganzen Welt einen immensen Erfolg. Und Kritiker überschlagen sich in Lobeshymnen, um ihr Spiel zu rühmen, sie erhält den Beinamen: "Die Duse des Films".

Nach Auslaufen des Vertrages mit der PAGU und dem Ende ihrer Arbeit mit Gad beteiligt sich Nielsen 1916 mit eigenen finanziellen Mitteln an der Produktion von acht Filmen für die Neutral-Film, es entstehen u.a. "Das Liebes-ABC", "Dora Brandes", "Das Eskimobaby". Durch einen Unglücksfall verbrennt ein Teil der Negative dieser Filme. Nielsen verlebt den Rest des Krieges in ihrer Heimat Dänemark.

Nach Kriegsende kehrt sie zum deutschen Film zurück. Ihr Rollenfach umfasst auch weiterhin überwiegend tragische und dramatische Rollen, bisweilen einige wenige Komödien. Die Theater- und Literaturverfilmungen überwiegen. Sie spielt u.a. unter der Regie von Ernst Lubitsch in "Rausch" (1919), eine Verfilmung des Theaterstücks von August Strindberg, in Carl Froelichs "Irrende Seelen" (1921) nach Dostojewskis Roman "Der Idiot", in Leopold Jessners "Erdgeist" (1923) nach dem Schauspiel von Frank Wedekind und in "Hedda Gabler" (1925) nach dem Bühnenstück von Henrik Ibsen.

Nielsen, oft unzufrieden mit den ihr angebotenen Rollen und Drehbüchern, gründet eine eigene Firma, die Art-Film, um ihre Vorstellungen vom künstlerischen Film zu verwirklichen. Ihre erste Produktion ist "Hamlet" (1920), sie selbst übernimmt die Titelrolle. Weiter produziert sie "Fräulein Julie" (1921), eine Strindberg-Verfilmung, danach folgt "Der Absturz" (1922), in dem die Liebe einer alternden Frau zu einem jüngeren Mann thematisiert wird. Diese drei Filme bleiben die einzigen, die sie als Produzentin realisieren kann.

Auch in der Weimarer Zeit verkörpert sie immer wieder Frauen, die "unschuldig" oder "selbst verschuldet" in tragische Krisensituationen geraten. Frauen, die "unstandesgemäße" Liebesbeziehungen eingehen, Frauen, die auf der untersten Stufe der Gesellschaft stehen, arme Frauen und Prostituierte, wie in "Die freudlose Gasse" (1925) und in "Dirnentragödie" (1927).

Viele Filme der Nielsen sind von der Handlung her trivial, doch sie nimmt die Rollen dann an, wenn sie ihr gute Ausdrucksmöglichkeiten bieten. Noch immer von der Kritik und vom Publikum geachtet, wird sie dennoch oft von weniger begabten, dafür aber jüngeren Kolleginnen in den Schatten gestellt, so in "Die freudlose Gasse" wo Nielsen eine der beiden Hauptrollen spielt und Garbo "aussieht".

Nielsens auch öffentlich geäußerte Kritik an der Filmindustrie macht sie bei Produzenten unbeliebt. 1925 setzt ein regelrechter Boykott gegen sie ein, der erst 1927 durchbrochen wird. Ihre kritische Haltung wird u.a. auch an ihrem Einsatz für den linksgerichteten Volksverband für Filmkunst deutlich, dessen Ehrenausschuss sie 1928 bei seiner Gründung angehört.

Der schlechten Drehbücher müde, erinnert sich Nielsen ihrer Anfänge am Theater. Ihr gelingt das Comeback, und nun spielt sie auf der Bühne die Hauptrollen, auf die sie als junge Schauspielerin vergeblich gehofft hatte. Sie geht u.a. mit "Rita Cavallini" von Edward Sheldon und "Die Kameliendame" von Alexandre Dumas auf Tournee. Ihre Theatererfolge versetzen sie in die Lage, Filmrollen ablehnen zu können. Erst 1932 nimmt sie wieder eine Filmrolle an, es bleibt ihr erster Tonfilm und gleichzeitig ihr letzter Film: "Unmögliche Liebe".

Der Abschied vom Film fällt Nielsen aufgrund der politischen Entwicklung im Deutschen Reich nicht schwer. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten und der damit verbundenen Emigration namhafter Filmkünstler bietet ihr Goebbels eine eigene Filmproduktion an. Nielsen lehnt ab, bleibt aber zunächst in Deutschland und spielt Theater. 1937 kehrt sie endgültig nach Dänemark zurück. Dort steht sie 1939 erstmals wieder auf einer Bühne in dem Stück "Tony zeichnet ein Pferd" von Lesley Storm. Als 1940 deutsche Truppen Dänemark besetzen, bietet man ihr die Rückkehr zum deutschen Film an. Nielsen lehnt wiederum ab. Ihre Theaterarbeit wird dadurch erneut unterbrochen. Sie beginnt ihre Memoiren zu schreiben, die 1945/46 unter dem Titel "Den tiende Muse" erscheinen.

Nach dem Krieg kehrt sie weder zum Film noch zum Theater zurück. Einige geplante Filmprojekte zerschlagen sich, darunter ein Kriminalfilm mit dem Titel "Der Koffer" von Claude Chabrol, in dem sie die Hauptrolle übernehmen und vier Männer ermorden sollte. Asta Nielsen beginnt stattdessen zu malen und stellt Stoffcollagen her, gestaltet u.a. Selbstporträts, die sie zum Teil aus ihren alten Filmkostümen arbeitet. Darüber hinaus macht sie Rundfunksendungen, in denen sie alten Menschen Lebenshilfen gibt, und schreibt etliche Kurzgeschichten für Zeitungen. Obwohl sie Journalisten gegenüber zurückhaltend ist, erklärt sie sich bereit, an einem Film über ihre Arbeit mitzuwirken. Unzufrieden mit dem Ergebnis lässt sie den Film sperren und beginnt einen eigenen Film über ihr Leben herzustellen: "Asta Nielsen" (1968). Darin berichtet sie über ihre Arbeit und zeigt Ausschnitte aus ihren Filmen.

1969 begegnet sie dem dänischen Kunsthändler Christian Theede, den sie 1970 mit 88 Jahren heiratet. Männer haben ihr laut eigener Aussage trotz zweier Ehen, einer langjährigen Freundschaft und zahlreicher Verehrer nie allzuviel bedeutet. Mittelpunkt ihres Lebens war ihre Familie, ihre Schwester und ihre Tochter, die sich 1964 nach dem Tode ihres Mannes das Leben nahm. Erst in ihrer dritten Ehe mit Christian Theede entdeckt sie für sich eine erfüllte und glückliche Liebe.

Am 25. Mai 1972 stirbt Asta Nielsen in Kopenhagen an den Folgen eines Unfalls. In über 70 Filmen hat Asta Nielsen mitgespielt und rund 30 sind davon heute zugänglich, die größte Sammlung befindet sich im Dänischen Filmmuseum in Kopenhagen.

CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film
© 1984ff edition text+kritik im Richard Boorberg Verlag, München.

 

 

 

FILMOGRAFIE

1968
  • Mitwirkung
  • Regie
1957/1958
  • Mitwirkung
1928/1929
  • Mitwirkung
1927
  • Darsteller
1927
  • Darsteller
1927
  • Darsteller
1926/1927
  • Darsteller
1925
  • Darsteller
1925
  • Darsteller
1924/1925
  • Darsteller
1923-1925
  • Darsteller
1924
  • Darsteller
1924
  • Darsteller
1923/1924
  • Mitwirkung
1923/1924
  • Darsteller
1923
  • Darsteller
1922/1923
  • Darsteller
1922
  • Darsteller
1922
  • Darsteller
  • Produzent
1922
  • Darsteller
1921/1922
  • Darsteller
1921
  • Darsteller
  • Produzent
1920/1921
  • Darsteller
1920
  • Darsteller
1920
  • Darsteller
1919/1920
  • Darsteller
1919/1920
  • Darsteller
1920/1921
  • Darsteller
  • Produzent
1919
  • Darsteller
1919
  • Darsteller
1919
  • Darsteller
1919
  • Darsteller
1916/1917
  • Darsteller
1916/1917
  • Darsteller
1916/1917
  • Darsteller
1916/1917
  • Darsteller
1916
  • Darsteller
1916
  • Darsteller
1916
  • Darsteller
1916
  • Darsteller
1914/1915
  • Darsteller
1914/1915
  • Darsteller
1914/1915
  • Darsteller
1914-1916
  • Darsteller
1914/1915
  • Darsteller
1914/1915
  • Darsteller
1915
  • Darsteller
1914
  • Darsteller
1913/1914
  • Darsteller
1913/1914
  • Darsteller
1913
  • Darsteller
1913
  • Darsteller
1913
  • Darsteller
1912/1913
  • Darsteller
1912/1913
  • Darsteller
1912/1913
  • Darsteller
1913
  • Darsteller
1912
  • Darsteller
1912
  • Darsteller
1911/1912
  • Darsteller
1912
  • Darsteller
1911/1912
  • Darsteller
1912/1913
  • Darsteller
1911
  • Darsteller
1911
  • Darsteller
1911
  • Darsteller
1911
  • Darsteller
1911
  • Darsteller
1911
  • Darsteller
1910
  • Darsteller