Am 24. Oktober 2019 sind im Rahmen der 53. Hofer Filmtage der Filmpreis der Stadt Hof und der "Förderpreis Neues Deutsches Kino" vergeben worden.
Die Stadt Hof und die Internationalen Hofer Filmtage würdigen mit der Vergabe des Filmpreis der Stadt Hof an Max Riemelt einen herausragenden Darsteller, der seine Rollen mit Klugheit, Intensität und subtilen Emotionen ausfüllt. Viele seiner Filme hatten bei den Hofer Filmtagen Premiere und wurden große Erfolge: Zum ersten Mal war Riemelt 2004 mit "Napola" von Dennis Gansel in Hof, es folgten 2009 "13 Semester" von Frieder Wittich, 2011 "Playoff" von Eran Riklis, 2012 "Der deutsche Freund" von Jeanine Meerapfel und 2014 "Auf das Leben!". 2018 kam Max Riemelt anlässlich der Retrospektive des französischen Regisseurs Barbet Schroeder zu den Filmtagen und präsentierte den Film "Amnesia", in dem er die Hauptrolle neben Marthe Keller spielte.
Der nicht dotierte Filmpreis der Stadt Hof gilt als eine der besonderen Auszeichnungen im Deutschen Film. Mit dem Filmpreis der Stadt Hof wird seit 1986 eine Persönlichkeit ausgezeichnet, die für den deutschen Film ein wichtiger Impulsgeber ist und dem Filmfestival in der Saalestadt verbunden ist. Dies trifft auf Max Riemelt in besonderem Maße zu:
Max Riemelt, geboren 1984 in Berlin, arbeitet seit 1997 als Schauspieler. Seinen Durchbruch feierte er mit der Hauptrolle in der Serie "Zwei Allein" (1998). Die Coming-of-Age-Komödie "Mädchen, Mädchen" (2001) markiert den Beginn der erfolgreichen Zusammenarbeit mit Regisseur Dennis Gansel, dem die Spielfilme "Napola – Elite für den Führer" (2004; Preis als "Bester Darsteller", Karlovy Vary), "Die Welle" (2008; Undine Award als "Bester Darsteller"), "Wir sind die Nacht" (2010) und "Die vierte Macht" (2012) folgten. 2005 erhielt Riemelt auf der Berlinale die Auszeichnung des deutschen "Shooting Stars" von der European Film Promotion. Auch mit Dominik Graf arbeitete Riemelt mehrmals zusammen – zunächst als Hauptdarsteller im Spielfilm "Der rote Kakadu" (2005; Bayerischer Filmpreis als "bester Nachwuchsdarsteller", "Bester Darsteller" beim Int. Filmfestival Marrakech), danach in der vielbeachteten und mit dem Grimme-Preis ausgezeichneten TV-Serie "Im Angesicht des Verbrechens" (2010; Deutscher Fernsehpreis für das Schauspielerensemble; Grimme-Preis als einer von vier ausgezeichneten Darstellern). Neben weiteren Kinohauptrollen ("13 Semester", "Heiter bis wolkig", "Der deutsche Freund") war Riemelt in dieser Zeit in diversen TV-Episodenhauptrollen zu sehen. 2013 feierte er an der Seite von Hanno Koffler – mit dem er bereits in "Hallesche Kometen" von Susanne Irina Zacharias (2005) und dem TV-Drama "Auslandseinsatz" von Till Endemann (2012) gespielt hatte – einen großen Erfolg in dem schwulen Liebesdrama "Freier Fall" (3. Günther Rohrbach Filmpreis). Es folgten internationale Kinorollen, für die Riemelt u.a. mit Barbet Schroeder ("Amnesia", 2014) und Cate Shortland ("Berlin Syndrome", 2015) zusammengearbeitete. 2015 besetzten ihn die Wachowski-Geschwister in ihrer queeren Netflix-Serie "Sense8" (2014-17), und 2018 übernahm er eine Rolle in der BBC-Serie "World on Fire". Aktuell steht Max Riemelt für den Kinderkinofilm "Die Pfefferkörner und der Schatz der Tiefsee" vor der Kamera und ist demnächst in einer von "Freier Fall"-Regisseur Stephan Lacant inszenierten "Tatort"-Folge ("Die Zeit ist gekommen", 2019) zu sehen.
Der Förderpreis Neues Deutsches Kino für den besten Film geht an "Coup", dem ersten Spielfilm von Sven O. Hill.
Begründung der Jury:
Stellen Sie sich vor, Martin Scorsese und Guy Ritchie machen einen Film ohne Geld. In Norden von Hamburg. Es gibt einfach Menschen, die noch schlauer sind als alle anderen. Von genau solch einer Person handelt dieser Film. Ein Mensch, der alles hat. Er hat die Freiheit eines Rockers, den sicheren Job eines Bankkaufmanns und eine glückliche Familie. Aber er hat noch etwas: Einen Traum. Einmal im Leben eine Bank ausräumen. Und weil er eben schlauer ist als alle anderen, macht er es dann auch einfach. Unterhaltsam absurd entführt uns der Film in die einzigartige, wahre Geschichte eines tiefstapelnden Hochstaplers. Trotz seines kleinen Budgets führt uns diese Antiheldenreise bis nach Australien und zurück. Die Geschichte eines Bankräubers, dem man jeden Pfennig gönnt, wird in einem mutigen Mix aus drei verschiedenen Genres erzählt. In seiner innovativen Mischung aus Dokumentar-, Animations- und Spielfilm nimmt der Film sich Freiheiten, neue Wege zu gehen, die wir gerne häufiger im Neuen Deutschen Kino sehen würden. Wie auch sein Protagonist nutzt der Film geschickt seine kleinen Mittel, um etwas Großes zu erschaffen. Der Förderpreis Neues Deutsches Kino geht an Sven O.Hill für seinen Coup.
Zum Inhalt: Sommer 1988: Ein 22-jähriger Bankangestellter, Familienvater und Rocker, veruntreut seiner Bank Millionen. Aber nicht mit Pistole und "Hände hoch", sondern indem er eine Sicherheitslücke entdeckt und mit einem ausgetüftelten Coup die Beute bei Seite schafft. Mit den geklauten Millionen setzt er sich nach Australien ab und weiht erst von dort aus seine Lebensgefährtin per Telefon ein. Sie weigert sich nachzukommen. Damit hat er nicht gerechnet. Sein Aufenthalt im australischen Luxushotel gleicht dem in einem goldenen Käfig, die wachsende Sehnsucht nach dem gemeinsamen kleinen Sohn wird immens. Seine Lebensgefährtin stellt ihn vor die Wahl: Zurück zum gehassten Durchschnittsleben und zum geliebten Sohn oder weiterhin das ausschweifende Leben eines Millionärs führen. "Ich habe das Geld doch für euch geklaut! Für uns! Was mach’ ich denn jetzt?"
Sven O. Hill wurde 1975 in Düsseldorf geboren. Nach einem Aufbaustudium Film im Fach "Kamera" begann er ein Filmstudium an der renommierten Filmschule FAMU in Prag. Er drehte diverse Kurzspielfilme und Musikclips. Er arbeitet als Regisseur, Produzent und Kameramann. COUP ist sein erster langer Spielfilm.
Die Jury: Franziska Weisz (Schauspielerin), Tini Tüllmann (Regisseurin und Drehbuchautorin) und Max Gleschinski (Regisseur, Förderpreis Neues Deutsches Kino 2018 bei den Hofer Filmtagen für "Kahlschlag")
Quelle: www.hofer-filmtage.com