Das Drama "Sin & Illy still alive" von Maria Hengge und die Dokumentation "Conduct! Jede Bewegung zählt" von Götz Schauder wurden am Sonntagabend mit dem weißen Bembel als beste Langfilme mit Hessen- und Rhein-Main-Bezug ausgezeichnet. Den Preis für den besten regionalen Kurzfilm gewann "Ein bisschen Normalität" von den Regisseuren Thomas Toth und Michael Schaff.
Die achte Auflage des renommierten Festivals zählte knapp 12.000 Besucher.
Am Sonntag ging das 8. LICHTER Filmfest Frankfurt International nach sechs Spieltagen zu Ende. Vom 17. bis 22. März hatten regionale und internationale Filmreihen, Talks, Kunstinstallationen und Partys das Festivalzentrum um den Cantate-Saal in einen großen Kultur-Campus verwandelt. Mit 12.000 Besuchern blicken die Veranstalter 2015 auf ein Rekordjahr zurück. "Wir hatten über 30 Premieren im Programm, konnten zahlreiche Filme zeigen, die sonst kaum ihren Weg auf die große Leinwand finden und haben uns über ausverkaufte Kinosäle gefreut. Wir haben Filmschaffende mit Experten und Publikum ins Gespräch gebracht und in viele zufriedene Gesichter geblickt", resümiert Festivaldirektor Gregor Maria Schubert.
Der LICHTER Wettbewerb
Das LICHTER Filmfest Frankfurt International ist nicht nur zentrale Plattform des Filmschaffens in der Rhein-Main-Region und Hessen, sondern auch ihr Motor. "Wir wollen das Filmschaffen in unserer Region mitgestalten und weiterentwickeln", sagt die stellvertretende Festivaldirektorin Johanna Süß. "Die Gewinner der weißen Bembel erhalten daher hochwertige Technik- und Equipment-Gutscheine zur Realisierung neuer Projekte." 13 Langfilme und 27 Kurzfilme aus der Rhein-Main-Region und Hessen konkurrierten in diesem Jahr um die begehrten Preise.
Der weiße Bembel für den besten regionalen Langfilm wurde in diesem Jahr auf zwei Filme aufgeteilt: Gewonnen haben Maria Hengges Debüt "Sin & Illy still alive" und Götz Schauders Künstlerporträt "Conduct! Jede Bewegung zählt". Beide Filme haben bei LICHTER ihre Weltpremiere gefeiert.
Der Film "Conduct! Jede Bewegung zählt" beobachtet die fünf Finalisten des Sir Georg Solti Wettbewerbs in Frankfurt, dem anerkanntesten Dirigentenwettbewerb der Welt. "Durch die präzise Beobachtung seiner Protagonisten in dieser hermetisch abgeschlossenen Szenerie erzeugt der Film in seiner Vielschichtigkeit eine hohe Emotionalität und Spannung", lautet die Begründung der Jury, bestehend aus dem Produzenten Christoph Thoke, der Schauspielerin Anne Ratte-Polle und der Filmemacherin Tatjana Turanskyj.
Bei Maria Hengges Film "Sin & Illy still alive" handelt es sich um "eine Freundinnen- und Mutter- Tochter-Geschichte aus dem Frankfurt Fixermilieu, die unsentimental mit hyperrealistischen Elementen erzählt und toll gespielt ist", heißt es in der Jurybegründung.
Den weißen Bembel für den besten regionalen Kurzfilm gewannen die Regisseure Michael Schaff und Thomas Toth mit ihrem Werk "Ein bisschen Normalität". Die Jury, bestehend aus der Produzentin Martina Valentina Baumgartner, dem Autor Stefan Kreishaus und dem Filmjournalisten Achim Forst, begründet ihr Urteil wie folgt: "Der Preis geht an einen Film, in dem die drogenabhängige Protagonistin den Filmemachern einen schonungslosen und ungeschönten Blick auf ihr Leben erlaubt. Umgekehrt gelingt es den beiden Regisseuren, aus der vertrauensvollen Zusammenarbeit ein berührendes Porträt zu zeichnen, das besonders durch seine gelungene Montage überzeugt."
Die lobenden Erwähnungen für den regionalen Kurzfilm gingen an "Gezeitentümpel" von Pablo Zinser, der durch seine formal strenge Bildsprache und sein stilsicheres Gespür überzeugte, und an "Warum ist der Tisch schräg!/Warum mag jeder Geld!" von Stefan Vogt, die sich durch einen leichten und witzigen Umgang mit gesellschaftlichen Themen auszeichnen.
Der Binding Publikumspreis
Auch die strengste Jury der Welt hat in diesem Jahr wieder ein Urteil bei LICHTER gefällt – die Zuschauer: Der Binding Publikumspreis ging in diesem Jahr an "Carlo, Keep Swingin'" von Elizabeth Ok. Die einfühlsame Dokumentation über den Frankfurter Trompeter Carlo Bohländer, der den Jazz in der jungen Bundesrepublik etablierte, lässt zahlreiche Legenden zu Wort kommen und macht bislang unveröffentlichtes Archivmaterial zugänglich. Der mit 2.000 € dotierte Preis wird bereits im dritten Jahr von der Binding-Brauerei gestiftet.
Der LICHTER Courage-Preis
Der LICHTER Courage-Preis zeichnet in diesem Jahr erstmals einen Kurzfilm aus, der sich besonders originell und überzeugend mit Mut, Zivilcourage und Toleranz auseinandersetzt und die Wahrnehmung dieser Werte schärft. Gewonnen hat den mit 1.500 EURO dotierten Preis der Film "Gewobenes Papier" von Michel Klöfkorn. Die Kurzfilmjury, die auch für den LICHTER Courage- Preis verantwortlich zeichnet, begründet ihre Entscheidung:
"Der Preis geht an einen Filmemacher, den wir für seinen Mut zur konstanten künstlerischen Auseinandersetzung mit unseren Wahrnehmungsmustern und der Hinterfragung medialer Strukturen auszeichnen. Diesen Mut zeigt Michel Klöfkorn auch in seinem neuen Film, in dem er uns auf inhaltlicher und medialer Ebene die Verflechtung und Entflechtung von Bildern physisch vorführt.
Der LICHTER Courage-Preis ist eine Initiative des SCHLAGETER INSTITUTS Wiesbaden, das den Preis gestiftet hat. "Wir müssen Mut sehen und hören, um Hoffnung zu empfinden. Mut muss uns gezeigt werden. Direkt nach dem gelebten Vorbild halte ich Film für das beste Medium, um Beispiele mutigen Handelns in die Welt zu tragen", begründet Dr. Holger Schlageter das Engagement seines Instituts, das weltweit Führungskräfte in Wirtschaft und Politik zu mutigen Entscheidern ausbildet.
Die lobenden Erwähnungen für den LICHTER Courage-Preis gingen an "Sorrow" von Mikhail Svyatskiy, dessen Animationsfilm durch seine eindringliche Darstellung von persönlichem Mut besticht, und an "Limit: S.O.S." von Andrzej Klamt, der ein formal überzeugendes Statement zur Fluglärmbelastung im Rhein-Main-Gebiet ist.
Der LICHTER Art Award
Die Verleihung des LICHTER Art Award fand bereits am Dienstag, dem 17. März, im Rahmen der Ausstellungseröffnung im Herzen des Bahnhofsviertels statt. Gewonnen hat den mit 1.000,- Euro dotierten Preis für zeitgenössische Videokunst der in Antwerpen lebende Künstler Jonathan Van Essche. Der Belgier konnte die Jury, bestehend aus Tasja Langenbach (künstlerische Leitung der VIDEONALE im Kunstmuseum Bonn), Katharina Dohm (Kuratorin der Schirn Kunsthalle Frankfurt) und Saul Judd (LICHTER Filmfest), mit seiner Arbeit "The Second of August" (2014) überzeugen. "Van Essches Videoarbeit bildet eine Situation ab, einen Seelenzustand, einen Moment, der nicht in Zeit und Raum verortet werden kann. Sie besticht durch ihre ästhetische Sprache, die reich an Details ist", sagte Saul Judd zur Begründung der Jury.
Quelle: www.lichter-filmfest.de