Berlinale Kamera 2020: Ehrung für Ulrike Ottinger

Mit der Berlinale Kamera ehrt die Berlinale seit 1986 Persönlichkeiten und Institutionen, die sich um das Filmschaffen besonders verdient gemacht haben und mit denen sich das Festival verbunden fühlt. Auf diese Weise bedankt sich die Berlinale bei denjenigen, die zu Freund*innen und Förder*innen des Festivals geworden sind.

 

Bei den 70. Internationalen Filmfestspielen wird die Regisseurin und Künstlerin Ulrike Ottinger mit der Berlinale Kamera geehrt.

Im 21. Jahrhundert entwickelt sich das Kino zu einer Kunstform, die sich von der Realität löst. Bild und Ton finden ihre endgültige Form in Laboratorien, und diese verzerren oft, was das Reale gesagt hat. Die Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek und der Künstlerische Leiter Carlo Chatrian über die Auszeichnung für Ulrike Ottinger: "Mit der Berlinale Kamera feiern wir Künstler*innen, deren Arbeit stets eine enge Beziehung zwischen den Themen des Kinos und dem eigentlichen Akt des 'Filmemachens' unterhält. Daher ist Ulrike Ottinger die ideale Trägerin eines Preises, der das Wort 'Kamera' enthält. Als Malerin, Fotografin und Allround-Künstlerin hat sie das Kino immer als eine Kunst verstanden, die durch Begegnung mit anderen Menschen, Objekten, Büchern, Geschichten, Orten und Kulissen entsteht, in denen sich die Realität bemerkbar macht. Ihr aktueller Film "Paris Calligrammes" ist eine originelle und wunderschöne Autobiografie und eine Zeitreise.”

Die Verleihung der Berlinale Kamera an Ulrike Ottinger findet am Samstag, dem 22. Februar, um 16:00 Uhr im Haus der Berliner Festspiele statt. Danach wird die Weltpremiere von Ottingers Dokumentarfilm "Paris Calligrammes" als Beitrag im Berlinale Special präsentiert.

"Großen Dank für diesen wunderbaren Preis. Vielleicht erwächst daraus das Wunder, mein Drehbuch mit bewegten und bewegenden Bildern zu einem neuen Film werden zu lassen, was mein größter Wunsch ist", sagt Ulrike Ottinger.

Ulrike Ottinger gehört seit den 1970er Jahren zu den bedeutendsten deutschen Filmemacherinnen. Neben der Berlinale wurden ihre Filme auf zahlreichen internationalen Festivals gezeigt und vielfach gewürdigt, u.a. in der Cinémathèque française in Paris und dem Museum of Modern Art in New York. Ottingers Filmwerk umfasst 25 Kurz-, Dokumentar- und Spielfilme. Sie wurde mit dem Bundesfilmpreis und wiederholt mit dem Preis der deutschen Filmkritik ausgezeichnet, 2011 erhielt sie den Hannah-Höch-Preis der Stadt Berlin für ein hervorragendes künstlerisches Lebenswerk. Dieses beinhaltet neben Film- auch Theaterregie, Malerei und Fotografie. Ihre künstlerischen Arbeiten wurden bei der Biennale di Venezia, der documenta und der Berlin Biennale gezeigt.

Ulrike Ottinger arbeitete zunächst als freie Künstlerin in Paris, bevor sie gemeinsam mit Tabea Blumenschein 1972-73 bei ihrem ersten Film "Laokoon & Söhne" Regie führte. Im Anschluss zog sie nach Berlin, wo sie bis heute lebt. Ab 1979 realisierte sie ihre "Berlin Trilogie": "Bildnis einer Trinkerin", "Freak Orlando" und "Dorian Gray im Spiegel der Boulevardpresse". Es folgte eine Reihe langer Dokumentarfilme wie "China. Die Künste – Der Alltag" und "Taiga", die auf Reisen durch asiatische Länder entstanden. Eine vergleichbare ethnographische Perspektive wandte sie in "Countdown" auf ein Berlin zwischen Mauerfall und Wiedervereinigung an. In ihrem bisher längsten Dokumentarfilm, "Chamissos Schatten" von 2016, reist Ulrike Ottinger monatelang auf den Spuren Adelbert von Chamissos durch das Beringmeer.

"Chamissos Schatten" ist nur einer von einem Dutzend ihrer Filme, die im Laufe von Ottingers Karriere zur Berlinale eingeladen wurden. Ihre Arbeiten liefen mehrheitlich im Forum, "Johanna D’Arc of Mongolia" konkurrierte 1989 im Wettbewerb. Ihr erster Berlinale-Beitrag, "Dorian Gray im Spiegel der Boulevardpresse" von 1984, war erneut im vergangenen Jahr im Kontext der Retrospektive "Selbstbestimmt – Perspektiven von Filmemacherinnen" zu sehen.

Die Berlinale Kamera besteht aus 128 Einzelteilen und ist einer realen Filmkamera nachempfunden. Hergestellt wird sie von dem Düsseldorfer Goldschmiedekünstler Georg Hornemann.

Quelle: www.berlinale.de