Die 69. Internationalen Filmfestspiele Berlin verleihen der britischen Film- und Theaterschauspielerin Charlotte Rampling den Goldenen Ehrenbären für ihr Lebenswerk und widmen ihr die Hommage.
Anlässlich der Verleihung des Goldenen Ehrenbären wird am Donnerstag, den 14. Februar 2019, im Berlinale Palast der Film "Il portiere di notte" ("Der Nachtportier", Italien 1974) von Liliana Cavani gezeigt.
Charlotte Ramplings Œuvre umfasst mehr als 100 Film- und TV-Produktionen. Bei der Berlinale war Charlotte Rampling mehrfach zu Gast, u. a. 2006 als Präsidentin der Internationalen Jury, und 2015 gewann sie den Silbernen Bären für die Beste Darstellerin für "45 Years" (Regie: Andrew Haigh).
Im gleichen Jahr war sie für einen Academy Award nominiert und wurde zum zweiten Mal als Beste Darstellerin beim Europäischen Filmpreis ausgezeichnet.
"Ich freue mich, dass wir die diesjährige Hommage der großartigen Künstlerin Charlotte Rampling widmen“, sagt Berlinale-Direktor Dieter Kosslick. "Mit ihrer Arbeit steht sie für ein unkonventionelles und aufregendes Kino.“
Nach der Ausbildung am Royal Court Theatre begann die renommierte Schauspielerin 1965 ihre Filmkarriere. Eine ihrer ersten Rollen spielte sie in der subtilen britischen Komödie "Georgy Girl" (1966) von Silvio Narizzano. Mit Luchino Viscontis Politdrama "La caduta degli dei'" ("Die Verdammten") wurde sie 1969 international bekannt und trat nachfolgend in zahlreichen Produktionen italienischer Filmemacher*innen auf. Im Jahr 1974 löste der Film "Il portiere di notte" ("Der Nachtportier") unter der Regie von Liliana Cavani heftige Kontroversen aus. Hierin spielt Rampling eine Frau, die als Jugendliche in einem Konzentrationslager von einem SS-Offizier zu sadomasochistischen Liebesspielen gezwungen wurde. Rampling wurde für diesen Part von italienischen Kritiker*innen zur "Schauspielerin des Jahres“ gekürt. Jüngst übernahm sie die Hauptrolle in Andrea Pallaoros Film "Hannah" (2017). Für ihre Rolle in dem intimen Porträt einer Frau, die die Verhaftung ihres Mannes überwinden muss, wurde sie 2017 bei den Filmfestspielen in Venedig mit der Coppa Volpi zur Besten Hauptdarstellerin gekürt.
Ab Mitte der 1970er-Jahre drehte Charlotte Rampling auch in den USA mit namhaften Filmemacher*innen. So spielte sie neben Robert Mitchum die Hauptrolle in der Raymond-Chandler-Verfilmung "Farewell, My Lovely" ("Fahr zur Hölle, Liebling", 1975) von Dick Richards und verkörperte die Figur der melancholischen Dorrie in Woody Allens Tragikomödie "Stardust Memories" (1980). Zwei Jahre später trat sie in Sidney Lumets Thriller "The Verdict" ("The Verdict — Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit", 1982) an der Seite von Paul Newman und Jack Warden auf.
Charlotte Ramplings intensives Spiel beruht auf der kompletten Hingabe an die Figuren, die sie verkörpert, oft Frauen in Extremsituationen, die sie stets mit einer "Wahrhaftigkeit der Gefühle“ – wie sie es selbst ausgedrückt hat – auf die Leinwand bringt. Solch eine außergewöhnliche Rolle spielte sie auch 1986 in Nagisa Oshimas Film "Max mon amour".
Charlotte Rampling wuchs in England und Frankreich auf. Seit Mitte der 1970er-Jahre lebt sie in Frankreich. Zu ihren bekanntesten Werken zählen zahlreiche preisgekrönte französische Produktionen. Allein mit dem Regisseur François Ozon realisierte sie bisher vier Filme, zunächst "Sous le sable" ("Unter dem Sand", 2000), drei Jahre später dann das Zwei-Frauen-Drama "Swimming Pool". Für ihre Darstellung einer Kriminalschriftstellerin gewann sie 2003 die Auszeichnung als Beste Hauptdarstellerin beim Europäischen Filmpreis. Im Jahr 2007 trat sie in "Angel" ("Angel — Ein Leben wie im Traum") und sechs Jahre später in "Jeune & Jolie" ("Jung & Schön", 2013) erneut für Ozon vor die Kamera.
Die Möglichkeit zur Darstellung komplexer, emotionaler Situationen bot ihr auch die Rolle in Laurent Cantets "Film Vers le sud" ("In den Süden", 2005), der den CinemAvvenire Preis der Internationalen Filmfestspiele von Venedig erhielt.
Charlotte Rampling hat sich durch ihr Wirken zudem um die kulturellen Beziehungen zwischen Frankreich und Großbritannien verdient gemacht und wurde dafür im Jahr 2000 mit dem Order of the British Empire (OBE) ausgezeichnet.
Die deutsche Regisseurin Angelina Maccarone widmete ihr 2011 mit der Dokumentation "Charlotte Rampling: The Look" ein ausführliches filmisches Porträt. Vielschichtige Rollen übernahm Charlotte Rampling auch in namhaften TV-Serien wie "Dexter" (2013) oder der britischen Thriller-Serie "Broadchurch" (2015).
Allein in diesem Jahr hat sie in drei Spielfilmen mitgewirkt: in "Red Sparrow" (Regie: Francis Lawrence) an der Seite von Jennifer Lawrence, in "The Little Stranger" (Regie: Lenny Abrahamson) und in Michel Blancs "Voyez comme on danse".
Aktuell steht sie für Paul Verhoevens Film "Benedetta" vor der Kamera, der 2019 erscheinen wird.
Die Filme der Hommage:
"La caduta degli dei" ("Die Verdammten"), Italien / BRD 1969, Regie: Luchino Visconti
"Charlotte Rampling: The Look", Deutschland / Frankreich 2011, Regie: Angelina Maccarone
"Hannah", Italien / Belgien / Frankreich 2017, Regie: Andrea Pallaoro
"Max mon amour", Frankreich / USA 1986, Regie: Nagisa Oshima
"Il portiere di notte" ("Der Nachtportier"), Italien 1974, Regie: Liliana Cavani
"Sous le sable" ("Unter dem Sand"), Frankreich / Japan 2000, Regie: François Ozon
"Stardust Memories", USA 1980, Regie: Woody Allen
"Swimming Pool", Frankreich / United Kingdom 2003, Regie: François Ozon
"The Verdict" ("The Verdict — Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit"), USA 1982, Regie: Sidney Lumet
"Vers le sud" ("In den Süden"), Frankreich / Kanada / Belgien 2005, Regie: Laurent Cantet
Für das Filmprogramm der Hommage zeichnet die Deutsche Kinemathek verantwortlich.
Quelle: www.berlinale.de