Babylon Berlin zeigt "100 Jahre Ufa in 100 Filmen"

Die größte, zusammenhängende Werkschau an historischen Ufa-Filmen, die es jemals gab, präsentieren das Babylon Berlin und Kurator Friedemann Beyer vom 31. August bis 4. Oktober 2017 mit dem Festival "100 Jahre Ufa in 100 Filmen".

Am 18. Dezember 1917 vor 100 Jahren wurde der Konzern Universum Film AG (Ufa) gegründet.

Feierlich eröffnet wird "100 Jahre Ufa in 100 Ufa-Filmen" am 31. August mit der Live-Aufführung von Fritz Langs "Metropolis". Das Berliner Metropolis-Orchester, geleitet von Burkhard Götze, spielt dazu die Originalmusik von Gottfried Huppertz. Weitere Metropolis-Live-Aufführungen gibt es am 3. und 9. September. Anna Vavilkina und der Pianist Ekkehard Wölk begleiten alle anderen Stummfilme an der Babylon-Orgel oder am Klavier.

Zwei weitere Highlights am Eröffnungswochenende: Am Freitag, den 1. September, singt die Berlinerin Marlene Dietrich in "Der blaue Engel" (1930) den Friedrich Hollaender Klassiker: "Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt". Am Samstag, den 2. September läuft die Berliner Uraufführung der neuen, digitalen Restaurierung von "Münchhausen" (1943).

Mit der Ufa verbinden sich Meisterwerke der Stummfilmära wie "Die Nibelungen" (1924), "Faust" (1926) oder "Metropolis" (1927), ebenso des frühen Tonfilms wie "Der blaue Engel" (1930), "Die Drei von der Tankstelle" (1930), aber auch Produktionen der NS-Zeit wie "Münchhausen" (1943), "Das Wunschkonzert" (1940) oder "Kolberg" (1944).

Im letzten Kriegswinter 1917 in Berlin auf Initiative General Erich Ludendorffs, einem der Väter der Dolchstoßlegende, als Propagandainstrument gegründet, wandte sich das Unternehmen nach Kriegsende der Produktion von Kultur- und Spielfilmen zu. Anfang der 1920er Jahre begann unter maßgeblicher Beteiligung des Produzenten Erich Pommer der Aufstieg der Ufa zum bedeutendsten, deutschen Studio, das mit Filmen von Fritz Lang, F.W. Murnau und G.W. Pabst internationale Erfolge erzielte.

Durch Großproduktionen wie "Die Nibelungen" und "Metropolis" in finanzielle Schieflage geraten, wurde die Ufa 1927 von dem nationalkonservativen Presse-Magnaten Alfred Hugenberg, ein bedeutender, bürgerlicher Wegbereiter des Nationalsozialismus, übernommen. Es folgten Jahre der Konsolidierung, begleitet von kommerziell erfolgreichen Tonfilmoperetten mit Stars wie Heinz Rühmann, Willy Fritsch und Lilian Harvey und als Höhepunkt "Der blaue Engel" (1930) mit Marlene Dietrich in der Regie von Josef von Sternberg, einer der besten, deutschen Filme überhaupt.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten passte sich die Ufa schnell den neuen, politischen Verhältnissen an. Bereits am 29. März 1933 beschloss der Ufa-Vorstand in vorauseilendem Gehorsam gegenüber dem NS-Regime, zahlreiche jüdische Mitarbeiter - wie z.B. den Generalmusikdirektor Werner Richard Heymann -  zu entlassen. Im April begannen die Vorbereitungen für den Propaganda-Film "Hitlerjunge Quex" (1933), bei dem Heinrich George die tragenden Rolle des tyrannischen, kommunistischen Vaters spielt, dessen Sohn sein Zuhause bei den Nazis findet. Im Folgenden inszenierte die Ufa viele populäre und "unschuldige" Unterhaltungsfilme.

Ab 1937 nahm Goebbels immer mehr persönlichen Anteil an den Produktionen. Das Festival zeigt einige NS-Propagandafilme mit wissenschaftlicher Einführung, so u.a. "Hitlerjunge Quex" (1933), "Stukas" (1941) und "Kolberg" (Uraufführung am 30.01.1945).

Timothy Grossman, Babylon Geschäftsführer: "Die Ufa begann 1917 als Kind des Krieges und endete 1945 genau dort, wo sie angefangen hat – mit dem Durchhaltefilm 'Kolberg' und dem Zarah-Leander-Lied 'Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehn' (1942). Für mich kann die Ufa-Ästhetik ab Mitte/Ende der 1930er Jahre den Geruch von Blut und Verwesung nicht loswerden. Unser Festival legt auch Zeugnis ab von der komplexen Beziehung zwischen Ethik und Ästhetik. Auch was wir nicht sehen, ist Teil des Films."

Mit Kriegsende und dem Untergang des NS-Regimes war das Ende der alten Ufa besiegelt. Sämtliche Vermögenswerte (Filme, Kinos, Ateliers, Kopierwerke etc.) wurden von den Alliierten beschlagnahmt und später von der Bundesregierung reprivatisiert. Das Stammgelände Babelsberg, von den Sowjets übernommen, ging später an die Defa. Ganz in der Nähe begannen im März 1946 die Dreharbeiten zum ersten, deutschen Nachkriegsfilm mit Hildegard Knef unter der Regie von Wolfgang Staudte: "Die Mörder sind unter uns" (1946). Als Schlussstrich einer Ära und Neuanfang ist dieser ebenfalls auf dem Festival zu sehen.

Friedemann Beyer: "Ufa-Filme geben Aufschluss über Moden, Verhaltensweisen und Stimmungen, kurz: über den Zeitgeist eines besonders bewegten Abschnitts deutscher Geschichte - Jahrzehnte zahlreicher Krisen, wechselnder politischer Systeme und zweier Weltkriege. Der Konzern spielte eine Vorreiterrolle im Stummfilm und beim Wandel hin zum Ton- und Farbfilm. Ufa-Filme offenbaren ein beredtes Nebeneinander von Frivolität und Pathos, Konfektionsware und Filmkunst, fröhlichem Nonsens und Ideologie."

Mit Unterstützung der Friedrich Wilhelm Murnau Stiftung und der  Stiftung Deutsche Kinemathek. Zahlreiche restaurierte Fassungen der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung werden auf dem Festival gezeigt.

Quelle und weitere Inforamtionen: www.babylonberlin.de/100jahreufa100filme.htm