Als Premiere präsentiert Alexander Kluge "Nachrichten vom Tausendfüßler" (2009) am Donnerstag, den 10. September (20 Uhr), im Deutschen Filmmuseum, Frankfurt am Main. Das neu erstellte Programm aus Kurz- und Minuten-Filmen erscheint begleitend zu seinem Essayband "Das Labyrinth der zärtlichen Kraft – 166 Liebesgeschichten" im Suhrkamp Verlag, der im Rahmen des Kinoabends vorgestellt wird.
Zu dem Film und Gespräch wird Kluge als Gast erwartet, der am folgenden Tag den Theodor-W.-Adorno-Preis erhält. Damit würdigt die Stadt Frankfurt den „Meister der Grenzgänge zwischen verschiedenen Genres“ und stellt ihn in eine Reihe mit bedeutenden Preisträgern wie den Philosophen Jürgen Habermas und Jacques Derrida oder dem Filmregisseur Jean-Luc Godard.
Alexander Kluge gehört als Regisseur, Schriftsteller, Publizist und Produzent zweifellos zu den prägenden Köpfen der bundesrepublikanischen Kultur. Bei dem Premierenabend zeigt und moderiert er sein neues Programm, das sich den verwirrendsten Erfahrungen der Menschen widmet: ihren Liebesgeschichten.
Die ausgewählten Kurz- und Minuten-Filme zeigen alle Ausdrucksformen des Films: "Alles, was Menschen, Gedanken und Bewegtbilder vermögen", sagt Kluge im Vorgespräch. Schrift, Musik und Bilder als Miniatur zum Melodram verdichtet, so lässt sich das thematisch vielfältige Werk formal begreifen, das sich inhaltlich und ästhetisch dem Konzept der Freiheit verpflichtet sieht.
"Reimlexikon von 1826. Stichwort Liebe" bietet die besten Reime von "Liebe" bis "Getriebe" zur Musik "If All of the Dead are Coming Ahead" von Gustav & Band (Eva Jantschitsch). "Ein Liebespaar in Babylon" greift den Kampf der Liebe durch die Jahrtausende auf. Ausgangspunkt ist das Bergmädchen, das seine erste Liebe trifft, aus dem monumentalen Stummfilm-Epos "Intolerance" (1916) von D.W. Griffith aus der Episode, die in der Metropole des Altertums spielt. Die Oper Mose` in Egitto von Gioacchino Rossini dient als Musik, gewidmet ist der Film dem Komponisten Frank Michael Beyer.
In "Der Liebesbeweis" spricht der Soziologe und Systemtheoretiker Niklas Luhmann über die „Beobachtung zweiter Ordnung in der Liebe“. "Nicht die Stärke der Gefühle, sondern ihre Dauer macht die großen Menschen", heißt es in "Ingrids Rache": Eine Frau, die nach 1945 ihren Mann durch die Notzeit bringt und dann durch eine jüngere ersetzt wird, übt am Auto ihres untreuen Ehemanns Vergeltung. In "Der Glücksvermittler" gibt Helge Schneider den Cousin des verbrecherischen und maßlosen Heiratsschwindlers Rodriguez Fazanatas, der nach dessen Tod in der VHS-Erwachsenenbildung tätig ist und aus praktischen Erfahrungen berichtet.
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Suhrkamp Verlag statt. Das Buch "Das Labyrinth der zärtlichen Kraft – 166 Liebesgeschichten" und die begleitende DVD-Edition "Nachrichten vom Tausendfüßler" erscheinen am 21. September im Suhrkamp Verlag.
Quelle:
Deutsches Filmmuseum