Sung-Hyung Chos Nordkorea-Porträt "Meine Brüder und Schwestern im Norden" erhielt den Preis als bester regionaler Langfilm des 9. LICHTER Filmfests.
Den LICHTER International Feature Award zum Thema "Grenzen" teilten sich das Erstlingswerk "Masaan" von Neeraj Ghaywan und die Flucht-Dokumentation "Les Sauteurs" von Abou Bakar Sidibé, Estephan Wagner und Moritz Siebert.
Die Animation "In the Distance" von Florian Grolig gewann den regionalen Kurzfilmpreis. Der LICHTER Publikumspreis ging an Katharina Uhlands Dokumentation "Auf einer Skala von 1-10".
Mit einer feierlichen Preisverleihung und dem Abschlussfilm "Jonathan" von Piotr J. Lewandowski hat am Sonntagabend das 9. LICHTER Filmfest Frankfurt International seine Pforten geschlossen. Vom 29. März bis zum 03. April hatte LICHTER das Künstlerhaus Mousonturm und weitere Kinos und Veranstaltungsorte in der Region mit über 100 internationalen und regionalen Filmen, Gesprächsrunden, Ausstellungen, Konzerten und Theatervorstellungen bespielt.
"Fast alle Veranstaltungen waren ausverkauft", freut sich Festivaldirektor Gregor Maria Schubert. "Auch gänzlich unbekannte Filme sind beim Publikum eingeschlagen. Die überragende Resonanz zeigt: Frankfurt braucht ein großes internationales Filmfestival." Erstmals fand LICHTER im Künstlerhaus Mousonturm statt. "Drei Säle unter einem Dach, Ausstellungsflächen, eine sympathische Bar und die Kooperation mit der benachbarten Naxoshalle haben zu einem intensiven Austausch zwischen Filmemachern, Branchenvertretern, Künstlern, Talkgästen und Publikum geführt", so Schubert.
Zum ersten Mal verlieh LICHTER auch für das internationale Programm zum Thema "Grenzen" einen Preis. "Die Filme der internationalen Reihe waren genauso gut besucht wie die regionalen", bilanziert die stellvertretende Festivalleiterin Johanna Süß. Großen Zuspruch fand auch das Begleitprogramm, das erstmals in Kooperation mit dem Exzellenz-Cluster "Normative Orders" an der Goethe-Universität ausgerichtet wurde. "Mit dem Thema 'Grenzen' haben wir in diesem Jahr einen Nerv getroffe", so Süß weiter.
Durch den Zuwachs in den Kinosälen konnte LICHTER den Besucherrekord des vergangenen Jahres mit 12.000 Zuschauern wieder erreichen, obwohl in diesem Jahr keine großen Partys ausgerichtet wurden.
Der regionale LICHTER Wettbewerb
Der mit 2.000 Euro dotierte regionale LICHTER Langfilmpreis ging an den Eröffnungsfilm des Festivals. Aus elf Beiträgen im Wettbewerb kürte die Jury Sung-Hyung Chos Weltpremiere "Meine Brüder und Schwestern im Norden".
"Die Frankfurter Regisseurin und gebürtige Südkoreanerin zeichnet ein Bild von den Menschen und ihrem Alltag in Nordkorea, das die wenigsten von uns so kennen", lautet die Begründung der Jury. "Sung-Hyung Cho bewegt sich im Rahmen der vom System vorgegebenen Möglichkeiten und schöpft diese auf kluge und respektvolle Weise aus. Sie fragt sehr bestimmt nach und gibt den Protagonisten gleichzeitig Raum. So entsteht das mosaikartige Portrait eines zerrissenen Landes. Der Film eröffnet dem Zuschauer die Möglichkeit, hinter die Bilder zu schauen, zwischen den Zeilen zu lesen und eine eigene Haltung einzunehmen." Die Jury war besetzt mit dem Schauspieler Stipe Erceg, dem Regisseur Nico Sommer und Linda Söffker, Leiterin der Sektion Perspektive Deutsches Kino bei der Berlinale.
Den MBF-Preis für den besten regionalen Kurzfilm erhielt Florian Grolig für die Animation "In the Distance". Der Film handelt von einem Mann, der durch Krieg gezwungen wird, seinen einsamen Kosmos zu verlassen. "Eindrücklich, mit Feingefühl und einer klaren, starken Bildsprache, die zeichnerisch großartig umgesetzt ist, vermittelt uns Florian Groligs Film die Botschaft, dass Ignoranz und Verdrängung keine Lösung ist", so die Begründung der Jury, bestehend aus der Schauspielerin Isabel Berghout, dem Filmemacher Hendrik Maximilian Schmitt und Dr. Lilli Kobbe, Redakteurin beim Hessischen Rundfunk.
21 regionale Kurzfilme hatten die Juroren gesichtet. Grolig darf sich über 1.000 Euro und eine Sachbeistellung der MBF-Filmtechnik in Höhe von 3.000 Euro freuen.
Der internationale LICHTER Wettbewerb
Erstmals zeichnete das LICHTER Filmfest auch den besten Langfilm der internationalen Reihe zum Thema "Grenzen" mit dem LICHTER International Feature Award aus. Die Jury, bestehend aus dem Regisseur Max Linz, der Journalistin Barbara Schweizerhof und dem Regisseur Hermann Vaske, teilte den Preis auf zwei Filme auf. Beide Preisträger zeigen in den Augen der Juroren, "wie sich Grenzen überwinden lassen – physisch und ideologisch, dokumentarisch und fiktional, zwischen Kontinenten oder zwischen gesellschaftlichen Gruppen".
Die Dokumentation "Les Sauteurs" des malischen Regisseurs Abou Bakar Sidibé und der deutschen Regisseure Estephan Wagner und Moritz Siebert zeigt Sidibés von ihm selbst gefilmte Flucht aus Marokko in die spanische Exklave Melilla. "In freiem Experiment, mit auf allen Ebenen ungewissem Ausgang, werden wir Zeugen davon, was es bedeutet, vor den Toren der Festung Europa zu stehen", so das Urteil der Juroren. "Eindrucksvoll erleben wir mit, wie schwer und gefährlich es ist, ihre mit Wärmebildkameras bewehrten Mauern zu überwinden."
Der zweite internationale Preisträgerfilm ist "Masaan". Das Spielfilmdebüt des indischen Regisseurs Neeraj Ghaywan erzählt vom Erwachsenwerden junger Menschen in Indien zwischen Tradition und Moderne. "In produktiver Auseinandersetzung mit den Erzählkonventionen seiner nationalen Filmkultur gelingt es Ghaywan, gleich mehrere Emanzipationsgeschichten zu schildern. Auf berührende und wirklichkeitsnahe Weise, mit überraschenden Wendungen, gibt es auch hier ein breaking down the borders."
Zehn Filme konkurrierten um den mit 2.000 Euro dotierten, von Prolight & Sound gesponserten Preis.
Der BINDING Publikumspreis
Der BINDING Publikumspreis gibt den Besuchern des LICHTER Filmfests die Möglichkeit, ihren persönlichen Favoriten zu küren. Der Preis ist mit 2.000 Euro dotiert und geht in diesem Jahr an die Dokumentation "Auf einer Skala von 1-10" der Darmstädter Regiedebütantin Katharina Uhland. Mit der Kamera begleitet Uhland ihre an Knochenkrebs erkrankte Schwester und zeigt dabei die Auswirkungen einer Krebsdiagnose auf Erkrankte und Angehörige.
Der LICHTER Art Award
Bereits am Mittwoch, 30. März, erhielt der New Yorker Künstler James N. Kienitz Wilkins den mit 1.000 Euro dotierten LICHTER Art Award für seine Video-Arbeit "B-Roll with Andre". "Wilkins setzt Humor und Klischees ein, um Stereotype sichtbar zu machen und stellt dabei die Entwicklung des modernen Menschen in einer kapitalistischen Gesellschaft in Frage", begründeten die Juroren Vivien Trommer (Kuratorin und Autorin), Fabian Schöneich (Kurator der Kunsthalle Portikus) und Saul Judd (leitender Kurator des LICHTER Art Award).
Quelle: www.lichter-filmfest.de