Das 26. Tallinn Black Nights Film Festival findet vom 11. bis 27. November 2022 statt. Das diesjährige Programm des größten Filmfestivals Nordeuropas und des Baltikums repräsentiert eine geografische, genre- und themenbezogene Vielfalt, die sowohl von renommierten, mehrfach preisgekrönten Filmschaffenden als auch von wiederkehrenden Black Nights-Favoriten stammt.
Das komplette Line-Up mit einer Vielzahl von deutschen Titeln wurde bekanntgegeben sowie die neue Wettbewerbssektion Critic’s Picks, die von Nikolaj Nikitin kuratiert wird.
In der Official Selection wird "Servus Papa, See You In Hell" von Christopher Roth (Arden Film) zu sehen sein. Die 14-jährige Jeanne lebt seit ihrem zweiten Lebensjahr in der Kommune auf dem Bauernhof. Ihre Mutter und ihr Vater wohnen in Stadtkommunen und kommen nur selten zu Besuch. Dies ist eines der Gesetze, das Otto, der Herrscher der Kommune, so bestimmt: Kinder wachsen ohne Eltern auf. Jeanne kennt keine andere Welt, sie genießt ihr Leben in der Umgebung vieler anderer Kinder in der freien Natur. Bis sie sich in den 16-jährigen Jean verliebt und ihr Kindheitsparadies Risse bekommt. Denn jetzt verstößt sie gegen Ottos oberstes Gesetz: "Sex ist erlaubt, aber Liebe verboten". Jeanne rebelliert dagegen.
Die deutsch-österreichische Koproduktion "Der Fuchs" von Adrian Goiginger (DE/AT, Geißendörfer Pictures) wird ebenfalls in der Official Selection gezeigt und ist die wahre Geschichte von Franz Streitberger, Adrian Goigingers Urgroßvater, der in der Zwischenkriegszeit mit acht Geschwistern am Berg in Pinzgau aufwächst und dann von seinem Vater an eine Bauernfamilie gegeben und in die Knechtschaft gezwungen wird. Nachdem Franz mit der Volljährigkeit entlassen wird, tritt er dem Österreichischen Bundesheer bei und wird kurz darauf in die deutsche Wehrmacht eingegliedert. Als Motorradkurier trifft er auf einen verwundeten Fuchswelpen, den er versorgt wie sein eigenes Kind und mit in das besetzte Frankreich nimmt. Dabei ist ihm nicht bewusst, welche Bedeutung diese außergewöhnliche Freundschaft für sein Leben haben wird.
In der Sektion First Feature Competition wird der Film "Alle wollen geliebt werden" von Katharina Woll (Zeitgeist Filmproduktion) zu sehen sein: Ein brütend heißer Sommertag. Die Psychotherapeutin Ina merkt, etwas stimmt nicht mit ihr. Doch sie hat keine Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. In der Praxis warten die Patienten*innen, ihre Tochter droht zum Vater zu ziehen, ihr Freund will nach Finnland auswandern und ihre egozentrische Mutter feiert den 70sten. Ina will es allen recht machen. Doch dann kommt alles anders.
Der Abschlussfilm "Solastalgia" von Marina Hufnagel (Hochschule für Film und Fernsehen München) wird in der Sektion Rebels with a Cause gezeigt und ist ein anspruchsvoller Hybridfilm, indem zwei junge Frauen nach Wegen suchen der Klimakrise zu begegnen. Edda hat die Solastalgie überkommen, der Schmerz über die Zerstörung unseres Planeten. In ihrer Zuflucht auf der nordfriesischen Insel Pellworm begegnet sie der jungen Landwirtin Sophie, die die Bundesregierung auf ihr Recht auf Zukunft verklagt.
Ab diesem Jahr gibt es mit der Critics' Pick eine weitere Wettbewerbssektion, die von Nikolaj Nikitin geleitet wird. Das Augenmerk soll auf Arthousefilmen liegen und dieses Jahr aus 15 Titeln bestehen. Darunter findet sich die deutsche Koproduktion "Roxy" von Dito Tsintsadze (DE/BE/RU, East End Film). Thomas Brenner ist Mitte Vierzig, Taxifahrer. Sein Leben hält nicht allzu viele Überraschungen bereit bis eines Tages eine Gruppe russischer Männer mit ihrem Kampfhund Roxy in sein Taxi steigt. Levan, der Chef, ist ein Waffenschieber auf der Flucht und dabei erweist sich Thomas schnell als nützlich. Die Männer spannen ihn für allerlei kleine und größere Aufgaben ein, manche in der Grauzone, manche deutlich jenseits davon. Als Thomas, der anfangs wegen des Geldes dabei ist, auf Levans Frau Liza und ihren kleinen Sohn Vova trifft, ändert sich für ihn alles. Schon sehr bald ist Geld nicht mehr Thomas' einzige Motivation. Thomas wird Teil von Levans Familie und zu seinem wichtigsten Mitarbeiter, ohne sich jemals um diesen Job beworben zu haben.
German Films unterstützt den ukrainischen Film "Lucky Girl" von Marysia Nikitiuk (UKR/DE, San Cinema), der in der Sektion Official Selection zu sehen sein wird, mit einem Marketingbudget. Der minoritär deutsche Film handelt von Nina Sokil, einer jungen, vielversprechenden Fernsehmoderatorin. Ihre Karriere kennt nur den Weg steil nach oben. Sie verachtet jeden und alles, der sich ihr dabei in den Weg stellt. Als Nina eine Krebsdiagnose erhält und sich einer schwierigen Behandlung unterziehen muss, ignoriert sie die Diagnose und die Ratschläge der Ärzte. Sie versucht weiterhin alles im Griff zu haben und verschweigt ihrem Mann und ihren Kolleg*innen die Krebserkrankung. Ninas Karriere steht an erster Stelle: Sie arbeitet weiter hart – aber der Krebs holt sie ein.
Quelle: www.german-films.de