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Undine ist Historikerin, sie arbeitet als Museumsführerin in Berlin. Mit dem Humboldt Forum kennt sie sich aus, genauso wie mit der flinken Auswahl von Bluse und Kostüm. Schön ist sie ganz nebenbei, und ihre Art, Wissen über die auf Sumpfland gebaute Stadt zu vermitteln, ist so professionell wie anmutig. Und doch wandern ihre Blicke immer wieder hinüber ins Hof-Café des Stadtmuseums, um zu sehen, ob er da ist, noch da ist, wieder da ist, er. Aber Johannes geht, verlässt sie, und für Undine bricht eine Welt zusammen. Der Zauber ist zerstört ...
Christian Petzold dichtet den Mythos von der geheimnisvollen Wasserfrau zum modernen Märchen in einer entzauberten Welt um. Seine Undine wehrt sich gegen die Ohnmacht der Verratenen und verliebt sich neu, in Christoph, der Tauchgänge in die versunkene Welt eines Stausees unternimmt. Mit traumwandlerischer Sicherheit holt Petzold den Sagenstoff ins Reich seines Kinos, das präzise Alltagsgesten mit dem Gespenstisch-Überrealen verbindet. Die Geschichte einer Liebe auf Leben und Tod, mühelos und grandios erzählt.
Quelle: 70. Internationale Filmfestspiele Berlin (Katalog)
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„Undine“ ist Petzolds erster Film mit digitaler Technik. In den traditionsreichen Babelsberger Studios wurde eine ganze Unterwasserwelt errichtet und natürlich ist auch der Zwei-Meter-Wels Resultat der VFX-Spezialisten, aber Kameramann Hans Fromm hatte mit Sascha Mieke auch einen Experten für die ganz realen Tauchaufnahmen in der Lingesetalsperre bei Gummersbach gleich zu Beginn der Dreharbeiten an seiner Seite. Eine Gegend, die den in Haan aufgewachsenen Regisseur schon als Kind fasziniert hat – wie die im Stil mittelalterlicher Burganlagen errichteten Talsperren und Industriegebäude im Bergischen Land. Und es ist sicherlich kein Zufall, dass Undine im Märkischen Museum arbeitet, einem historisierend-romantischen Gebäude von 1908, das historische Baustile des Mittelalters und der Renaissance nachahmt. Christian Petzolds farbsatter Film ist zugleich eine gar nicht so unterschwellige Kritik an den glatten Neubau-Fassaden der Friedrichstraße und am Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses, weil der mit der Zerstörung des DDR-Palastes der Republik einherging. Undines hugenottischer Nachname Wibeau verweist zudem auf Ulrich Plenzdorfs Filmszenarium „Die neuen Leiden des jungen W.“, das nach Ablehnung durch die Defa 1972 als Roman und Bühnenstück herauskam.
Pitt Herrmann