Treibnetz

DDR 1984/1985 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
Tanzstudio. Ein nicht mehr ganz junger Mann blickt mit dem Fernglas durchs Fenster, fokussiert auf eine attraktive junge Frau. Nach dem gemeinsamen Training wird sie von Kollegen bis vor die Haustür gefahren. Der Spanner hat sie im Wagen verfolgt, geht um das Haus herum und steigt durchs Fenster ein. Als er mit der Taschenlampe das Gesicht der Tänzerin ausleuchtet und sich ihr nähert, platzt Leutnant Lutz Zimmermann durch die Zimmertür: Der offenbar schon länger unter Beobachtung stehende Täter wird verhaftet und der Justiz überstellt.

Schnitt. Auf der Hochzeitsfeier seiner Nichte tanzt Oberleutnant Jürgen Hübner gerade mit der Braut, als sich der Abschnitts-Bevollmächtigte als Party-Crasher betätigt – verabredungsgemäß. Denn am anderen Morgen ist eine Konferenz bei Hauptmann Peter Fuchs angesetzt, bei der die Arbeitsgruppe „Treibnetz“ gebildet werden soll: Es geht um eine Reihe unaufgeklärter Einbruchsdiebstähle, bei dem keine Spuren auf den oder die Täter hinweisen.

Während in der Hauptstadt in den Nächten von Sonntag auf Montag Tresore in Clubgaststätten aufgeschweißt werden, sind in den Nächten von Samstag auf Sonntag Kaufhallen das Ziel – und das gleich in mehreren Bezirken der DDR. Fünf sachgerechte Bohrungen bringen eine Beute von jeweils 10.000 bis 20.000 Mark, nur Scheine werden mitgenommen, kein Münzgeld. Walter Küppers‘ Kamera blickt einem Mann über die Schulter, der die Beute in Apothekerschränken und Lagerkartons verstaut.

Es handelt sich, wie in der nächsten Einstellung deutlich wird, um Justus Klann, einen 27-jährigen gelernten Autoschlosser, den die getrennt von ihrem Gatten lebende Drogistin Marlies Heider als Lagerist eingestellt hat – um ihn sich als jüngeren Betthasen halten zu können. Sehr zum Verdruss ihrer pubertierenden Tochter Sabine, die sich nichts sehnlicher wünscht, als von diesem aufschneiderischen Hallodri „zur Frau gemacht“ zu werden.

Justus leidet nicht nur darunter, dass er leicht stottert, wenn er aufgeregt ist, sondern auch, dass er von der Drogistin nicht als gesellschaftsfähig angesehen wird - weder bei einer Beerdigung im Familienkreis noch bei Treffen mit Freunden und Kollegen. Weshalb er mit „geborgten“ Autos und hohen Wetteinsätzen auf der Galopprennbahn Hoppegarten renommiert und Marlies mit dem erbeuteten Geld, das er als Erbschaft ausgibt, eine Yacht und später sogar eine Villa im Grünen kaufen will. Doch sein Kumpel Paule, der Schränker Paul Kaufmann, ist herzkrank und muss zu jedem neuen Bruch überredet werden.

Als Justus aus reiner Langeweile damit beginnt, die Polizei narren zu wollen, indem er Namen früherer Zellennachbarn in den Büros hinterlässt, getippt auf dort vorgefundenen Schreibmaschinen, ist sein Schicksal besiegelt. Denn zumal mit der neuen elektronischen Datenverarbeitung, Oberleutnant Hübner hält sich mehrfach in der für DDR-Verhältnisse Mitte der 1980er Jahre hochmodernen EDV-Zentrale auf, ist es ein Leichtes, Zusammenhänge zwischen den ehemaligen Gefängnisinsassen Ulli Petermann, Arthur Bürgler und Jack Arnold herzustellen – und Justus Klanns Identität herauszufinden.

In Potsdam wird ihm eine Falle gestellt, in die Justus prompt hineintappt. Aber mit Glück und Geschick, er führt mit Rauchpatronen einen Feuerwehreinsatz herbei, kann Justus entkommen. Und versucht, nachdem Sabine unfreiwillig die Ermittler erneut auf die richtige Spur gesetzt hat, mit einem fingierten Autounfall unter falscher Identität noch einmal davonzukommen…

Die Folge „Treibnetz“ der populären Adlershofer Krimireihe „Polizeiruf 110“ ist bis in kleinste Episodenrollen prominent besetzt, so spielt Marga Legal eine an Arthur Bürgler interessierte Rentnerin im zum Feierabendheim umgewidmeten Schloss Güterfelde in Stahnsdorf bei Potsdam. Und Oberleutnant Hübner ist diesmal auch privat gefragt als „Onkel Jürgen“: Seine Nichte beklagt sich darüber, dass ihr frisch angetrauter Gatte lieber bei seiner Mutter ist – und isst. Weshalb zum Finale das Volkspolizei-Dreigestirn Fuchs, Hübner und Zimmermann zum Probeessen bei ihr eingeladen ist und mit Lob nicht spart. Regisseur Helmut Krätzig tauch gleich zweimal auf - als Hoppegarten-Besucher und Betrunkener vor der Potsdamer Kaufhalle, wo er das ausgelegte Treibnetz beinahe durchstochen hätte.

Pitt Herrmann

Credits

Darsteller

Alle Credits

Dramaturgie

Kamera-Assistenz

Licht

Kamera-Bühne

Mischung

Darsteller

Produktionsleitung

Dreharbeiten

    • 15.05.1984 - 15.07.1984: Berlin/DDR und Umgebung, Frankfurt/Oder; Defa-Studios Potsdam-Babelsberg
Länge:
77 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 30.06.1985, DDR-TV

Titel

  • Reihentitel (DD DE) Polizeiruf 110
  • Originaltitel (DD) Treibnetz

Fassungen

Original

Länge:
77 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 30.06.1985, DDR-TV