Inhalt
Ausgerechnet im Oberpflälzer Wald absolviert Anja ihr Forstpraktikum. Hier verschwand ihr Vater vor 20 Jahren auf ungeklärte Weise. Nach einer bedrohlichen Begegnung mit dem geistig zurückgebliebenen Xaver, der kurz darauf seine bettlägerige Mutter erschlägt, vermutet Anja, er könnte vielleicht auch ihren Vater ermordet haben. Spuren von Grabungen im Waldboden, auf die sie während ihrer Kartierungsarbeiten stößt, bestärken sie in ihrem Verdacht. Rupert, den Anja noch aus Kindertagen kennt, verliebt sich zwar in sie, doch ihre Fähigkeit, den Wald zu lesen, betrachtet er argwöhnisch und hat genau wie die Alten im Dorf kein Interesse an weiteren Nachforschungen. Zu riskant ist der drohende Imageschaden für die Region.
Dann wird die skelettierte Leiche von Anjas Vater gefunden. Tatsächlich deutet alles auf Xaver als Täter hin, erst recht, als er kurz darauf Selbstmord begeht. Skeptisch gegenüber der wundersam schnellen Aufklärung des Falls wird Anja den Eindruck nicht los, auf ein Geheimnis gestoßen zu sein.
Quelle: 72. Internationale Filmfestspiele Berlin (Katalog)
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Vor zwanzig Jahren hat sie ausgerechnet hier im Urlaub einen traumatischen Verlust erlebt, nachdem ihr Vater von einer Wanderung nicht zurückkehrte und seither spurlos verschwunden ist. Anja kennt den unheimlichen Waldschrat, der sie mit dem Gewehr bedroht, seit Kindertagen: der der psychisch auffällige Xaver Leybach lebt mit seiner greisen Mutter Anna in einer entlegenen Hütte, hat sich offenbar bedroht gefühlt.
Anja berichtet den Vorfall Xavers Schwester Waltraud Gollas, bei deren Familie sie seinerzeit mit ihren Eltern im Urlaub gewohnt hat. Deren Sohn Rupert, ihr einstiger Spielkamerad, begleitet Anja zwecks Nervenberuhigung zur Hütte Xavers. Wo sie eine grauenvolle Entdeckung machen: Xaver hat offenbar seine Mutter mit einem Spaten erschlagen.
Was Anja auf den Gedanken bringt, der inzwischen in eine forensische Psychiatrie eingewiesene Xaver könnte vor zwei Jahrzehnten auch ihren Vater ermordet und in besagter Lichtung verscharrt haben. Was der junge Kommissar Konrad Dallmann so abwegig nicht findet, weshalb er den alten Fall wieder aufrollen will. „Ein Gestörter ist immer verdächtig“ meint sein Vater und inzwischen pensionierter Amtsvorgänger Gustav Dallmann, der sich an den Wanderunfall aus dem Jahr 1979 des Münchner Lehrers noch gut erinnern kann.
Andererseits fordert er von seinem darob entsetzten Sohn Konrad, dass er dafür sorgen müsse, dass Anja sofort verschwindet: Diese junge Frau könne den Wald lesen wie niemand sonst und dadurch auf Spuren von Ereignissen stoßen, über die längst Gras gewachsen sei. Es stünde, so Gustav Dallmann, für ihn persönlich und die Gemeinde zu viel auf dem Spiel. „Zebras jagen“ im Frühjahr 1945: Wenn etwa ein Massengrab vom Todesmarsch der Flossenbürger KZ-Insassen entdeckt würde, könne man den Gipfelpfad und das Märchenwald-Projekt der Familie Gollas, von denen sich alle einen Tourismus-Boom erhoffen, vergessen.
„Manche Sachen muss man still aushalten, auch wenns schwer fällt. Das ist auch eine Art von Sühne“: Schweren Herzens fügt sich Konrad und führt Anja zu einer kaum zufällig frisch ausgehobenen Grube im Wald, in der eine skelettierte Leiche liegt. Es sind, wie sich herausstellt, die Überreste des vermutlich ermordeten Vermissten. Als sich Xaver Leybach wenig später im Bad der Klinik das Leben nimmt, dürfte für Anja der Fall erledigt sein: Der Tod ihres Vaters ist aufgeklärt und die Zeit ihres Praktikums geht zu Ende. Doch die Hoffnung der immer nervöser werdenden Dorfbewohner trügen: Anja Grimm lassen die Rätsel dieses Waldes nicht los…
„Schweigend steht der Wald“ beginnt, neben den eingangs erwähnten Würmern etwa mit drastischen Bildern von Tierpräparaten, wie eine Horror-Dorfgeschichte und mündet, soviel darf verraten werden, in einen klassischen Showdown voller elektrisierender Spannung. Wolfgang Fleischhauers Adaption seines eigenen gleichnamigen Romans von 2013 zeigt eine bayerische Provinz, die alles andere als heimelig ist – und deren Bewohner die düstere Vergangenheit ihrer Gemeinde buchstäblich unter der Oberfläche halten wollen. Der packende, atmosphärisch dichte Thriller, Saralisa Volms Debüt als Langfilm-Regisseurin, ist zugleich eine Geschichte über den Umgang mit Schuld.
Pitt Herrmann