Schlösser und Katen. 1. Der krumme Anton. - 2. Annegrets Heimkehr

DDR 1956/1957 Spielfilm

Inhalt

Annegret ist eine uneheliche Tochter des Grafen in einem mecklenburgischen Dorf. Der Kutscher Anton hatte ihre Mutter geheiratet und war ihr ein guter Vater geworden. Der Graf versprach mit Brief und Siegel, Annegret einst eine gute Mitgift zu geben. Doch nach 1945 haben sich die Verhältnisse geändert. Der Graf ist enteignet. Annegret, die nichts von ihrer Herkunft weiß, verliebt sich in den aus dem Krieg heimgekehrten Maschinenschlosser Heinz. Durch Klatsch und Intrigen erfährt sie die Wahrheit über ihre Eltern und verlässt das Dorf. Jahre später kehrt sie als diplomierte Zootechnikerin und mit einem Sohn zurück und möchte die Bauern von effektiveren Methoden der Viehzucht überzeugen. Der ehemalige Gutsinspektor macht Stimmung gegen die "Grafentochter". Dieses Spiel macht der "krumme Anton" nicht mit. Heinz und Annegret können endlich heiraten.

 

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Heinz17herne
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Der krumme Anton

Der „krumme Anton“ tanzt auf dem großen Tisch in der Eingangshalle des gräflichen Herrenhauses. Nun aber nicht mehr vor den Blaublütigen und den mit ihnen befreundeten Großbauern, nun tanzt der ehemalige Kutscher des Grafen vor den kleinen Leuten. „Ist schließlich Demokratie“ anno 1945 in einem mecklenburgischen Dorf, nachdem die Nazis besiegt sind und nach Abzug der Briten die Rote Armee erwartet wird. Die gräfliche Familie hat reißaus genommen, gen Westen, hat mitgenommen, was auf den kleinen Treck passte. Manch edles Geschirr und Silberzeug fand keinen Platz mehr, Gutsinspektor Bröker hat sich um entsprechende Verstecke gekümmert. Er soll, auch gegen den erklärten Willen seiner Gattin Elisabeth, für den Grafen den Platzhalter spielen: Lange kann das doch nicht gut gehen mit den Kommunisten.

Was insgeheim auch Anton hofft, der vor 17 Jahren Marthe geheiratet und so ihrer Tochter Annegret einen Namen gegeben hat. Denn er besitzt ein Schriftstück des Grafen, das Annegret zum Termin ihrer Hochzeit 5.000 Mark und ein halbes Dutzend Bettbezüge garantiert. Und das bestätigt, was das ganze Dorf erzählt: Der ansonsten kinderlose Graf ist Vater des Mädchens und Annegret damit alleinige Erbin des Gutes. Von dem Papier wissen Marthe und ihre Tochter freilich nichts, wohl aber Bröker, der darauf hofft, seinen Sohn Ekkehart mit der künftigen Erbin zu vermählen.

„Die Russen kommen“ – und mit ihnen die nicht ganz unbegründete Furcht vor Plünderungen und Vergewaltigungen. Die wenigen politisch unbelasteten Dorfbewohner werden mit Funktionen betraut, allen voran der Kommunist Jens Voss als Bürgermeister. Ihm zur Seite steht Kalle Buddeboom, der einen Arm bei Smolensk verloren hat und mit dem anderen nun die Flüchtlinge auf die Höfe und Wohnungen des Ortes verteilt. Verteilt wird nun auch Grund und Boden, damit Knechte, Mägde und Landarbeiter künftig ihr eigenes Stück Land bewirtschaften können.

Auch Antons Frau Marthe hat sich, ganz gegen seinen Willen, auf die Bodenliste setzen lassen: Annegret soll nicht Ekkehart Bröker heiraten, sondern Bäuerin werden. Was keine leichte Aufgabe wird angesichts des „Sandhügels“, der ihr bei der Verlosung der Flurstücke zufiel. Und weil die altersschwache Kuh den Pflug nicht ziehen will, spannt sich Anton selbst davor – zum Gespött der murrenden, aber noch auf eigenem Grund und Boden ausharrenden Großbauern, die häufig konspirativ mit Bröker zusammenhocken und von neuen alten Zeiten träumen.

Eine enorme Hilfe ist der junge Traktorist Hans Klimm (Dieter Perlwitz). Der Spätheimkehrer macht als erstes den kaputten Lanz Bulldog wieder flott und kümmert sich auch sonst um das verbliebene technische Gerät, welches sich in erschreckendem Zustand befindet. Weshalb die „Gegenseitige Hilfe“ auch nicht richtig in Schwung kommt. Mangels Original-Ersatzteilen ist Kreativität gefragt, und von der offenbart Klimm eine ganze Menge. Was auch Annegret nicht verborgen bleibt…

Die Gleichgewichtigkeit von Liebes- und politischer Zeitgeschichte ist das herausragende Merkmal des ersten Teils von „Schlösser und Katen“. Der durch Andreas Dresens Komödie „Whisky mit Wodka“ (2009) zumindest dem cineastisch interessierten Publikum wieder ins Bewusstsein gerückt ist. Denn die von Henry Hübchen verkörperte Rolle des alkoholkranken Star-Schauspielers Otto Kullberg, dem eine wesentlich jüngere Zweitbesetzung an die Seite gestellt wird als letzte Warnung, hat ein historisches Vorbild: Raimund Schelcher. Der berühmte und allseits verehrte Theaterstar, dem BE-Intendant Bertolt Brecht zunächst die Freistellung verweigerte, hatte ein Alkoholproblem. Weshalb ihm Regisseur Kurt Maetzig mit Hans Hardt-Hardtloff eine Zweitbesetzung an die Seite stellte. Allerdings nur für gut zwanzig Drehtage, dann war Hardt-Hardtloff wieder „draußen“ – aufgrund seines Alkoholproblems...

Annegrets Heimkehr

Aufbau Ost: Die Kollektivierung der Landwirtschaft nach sowjetischem Vorbild schreitet voran, der Maschinenpark kann sukzessive erneuert werden. Und der inzwischen nicht mehr ganz so junge Traktorist Hans Klimm hat alle Hände voll zu tun. Doch seine Annegret und seinen Sohn sieht er vorerst nur auf einem Foto, das in einer fernen Stadt aufgenommen wurde. Ihre Mutter Marthe hofft, dass Annegret nach Beendigung ihres Studiums zu ihr zieht.

Der so umtriebige wie zwielichtige Bröker „ist viel unterwegs, heute hier, morgen dort“ – und immer noch konspirativ tätig im Auftrag des Grafen. Zusammen mit seinem Sohn Ekkehart schafft er das Tafelsilber aus dem Herrenhaus heimlich über die „grüne Grenze“ nach Westdeutschland. Währenddessen wartet Sikoras Schwiegertochter Christel nun schon im achten Jahr auf die Heimkehr ihres Gatten Hans. Dabei weiß der Vater längst, dass sein Sohn in Frankreich umgekommen ist – und weiht nun auch Christel ein, die zur Vorsitzenden der neugegründeten LPG gewählt werden soll. Allerdings mit der dringenden Bitte, es nicht der Mutter weiterzusagen.

Der krumme Anton kehrt kurzfristig in sein altes Amt als Kutscher der gräflichen Familie zurück, als die „Frau Gräfin“, die immer noch von „meinen Leuten“ spricht, heimlich an einem Treffen bei Wittich mit Bröker und den noch verbliebenen Großbauern teilnimmt. Man macht sich gegenseitig Mut, spricht von einem geheimnisvollen „Tag X“, doch die Fakten sprechen dagegen: das „Schloss“ ist längst zur Maschinen-Traktor-Station mutiert und aus der „Gegenseitigen Hilfe“ soll nun eine Landwirtschaftliche Produktions-Genossenschaft nach Vorbild der russischen Kolchose werden.

Bröker soll das brisante Papier, das Annegret als uneheliche Tochter und Alleinerbin des Grafen legitimiert, in seinem Besitz bringen und der Gräfin aushändigen. Er vermutet es bei Annegret, und die kehrt nun mit einem Diplom als Zootechnikerin ins Dorf zurück. Um sich nützlich zu machen – und Hans Klimm vielleicht doch noch zu heiraten. Doch die neue Zeit in Hof und Stall muss sich erst noch durchsetzen und mit ihr Annegret, deren Verbesserungsvorschläge auf taube Ohren stoßen. Anton, der jetzt beim selbständigen Bauern Palm beschäftigt ist, glaubt immer noch an eine Chance, das gräfliche Papier zugunsten Annegrets einsetzen zu können.

Dabei feiern die Mitglieder der neugegründeten LPG im einstigen Gutshaus wie in alten feudalen Zeiten, während sich die letzten noch verbliebenen Großbauern, die bereits mit einem Bein im kapitalistischen Teil Deutschlands stehen, in missmutiger Stimmung zum Geburtstag Wittigs versammeln und Umsturzpläne schmieden. Die westdeutschen Radio-Berichte vom 17. Juni 1953 machen ihnen Mut, Bröker und sein vom Grafen in die Heimat beorderter Sohn Ekkehart wiegeln die Bauern auf – und es kommt zumindest zum Versuch eines Aufstandes. Dem die LPG-Vorsitzende Christel Sikura zum Opfer fällt...

Der Zweiteiler „Schlösser und Katen“ gehört zu den wichtigsten DDR-Gegenwartsfilmen der 1950er Jahre, weil dieses Dorf-Panorama zwischen 1945 und 1953 ein sehr realistisches und erstaunlich ungeschminkt-selbstkritisches Bild vom Aufbau des ersten Arbeiter- und Bauernstaates auf deutschem Boden zeichnet und die Probleme der Zwangskollektivierung im Zuge der Gründung Landwirtschaftlicher Produktions-Genossenschaften nicht verschweigt: Aus Neubauern wurden längst keine begeisterten LPG-Genossen und die republikflüchtigen Großbauern bestanden durchaus nicht nur aus geldgierigen Kapitalisten. Zudem wird, ein Tabubruch und eine absolute Rarität, der blutig niedergeschlagene Volksaufstand am 17. Juni 1953 gegen die Normerhöhungen in der DDR thematisiert.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Regie

Regie-Assistenz

Dramaturgie

Kamera

Kamera-Assistenz

Optische Spezialeffekte

Standfotos

Licht

Requisite

Kostüme

Schnitt

Musik

Darsteller

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Länge:
5567 m, 204 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 08.02.1957, Berlin, Babylon

Titel

  • Originaltitel (DD) Schlösser und Katen. 1. Der krumme Anton. - 2. Annegrets Heimkehr

Fassungen

Original

Länge:
5567 m, 204 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 08.02.1957, Berlin, Babylon