Schläfer

Österreich Deutschland 2004/2005 Spielfilm

Inhalt

Der Doktorand Johannes zieht nach München, wo er eine Stelle am Lehrstuhl für Virologie der Technischen Universität antritt. Dort lernt er den Perser Farid kennen, der sich dem gleichen Forschungsvorhaben widmet wie Johannes. Trotz ihrer Konkurrenz entwickelt sich zwischen den Männern eine freundschaftliche Beziehung. Eines Tages aber wird Johannes vom Verfassungsschutz kontaktiert: Er soll Farid ausspionieren, da dieser im Verdacht steht, ein Terrorist zu sein. Zunächst lehnt er den Auftrag brüskiert ab. Nachdem er jedoch mehrere Hinweise zu erkennen glaubt, die auf eine terroristische Absicht Farids hindeuten, willigt Johannes ein, ihn zu bespitzeln. Als es zwischen den Freunden eines Tages zu beruflichen Konflikten kommt, nutzt Johannes seine Machtposition, um seinen Konkurrenten Farid auszuschalten.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Den jungen, bis zur Schüchternheit introvertierten Chemiker Johannes Merveldt zieht es nach dem Studium in Berlin wieder zurück in seine Heimatstadt an der Isar. Kurz bevor er seine Doktorandenstelle am Münchner Institut für Virologie antritt, wird er von einer Mitarbeiterin des Verfassungsschutzes angesprochen. Frau Wasser bittet ihn, Informationen über einen Kollegen zu liefern. Es handelt sich um den jovialen Farid Madani, einen jungen, aus Algerien stammenden Wissenschaftler, der sich an der Technischen Universität München mit einem anderen Ansatz dem gleichen Forschungsvorhaben wie Johannes widmet. Ist er möglicherweise ein so genannter Schläfer?

Obwohl Johannes diesen Auftrag entsetzt ablehnt, beginnt sich sein Blick auf den durchaus charmanten Kollegen zu verändern. Bald bewegt sich die Freundschaft, die zwischen Johannes und Farid entsteht, auf einem schmalen Grat zwischen Zuneigung und Misstrauen. Denn zum Terrorismusverdacht gesellt sich auch berufliche Konkurrenz: Farid verbucht einen Forschungserfolg samt Publikation im renommierten Fachorgan „Nature“ und verschweigt den Anteil von Johannes daran.

Und Eifersucht, als beide Männer sich in dieselbe Frau verlieben: Es ist die Kellnerin Beate Werner, die Johannes im „Atzinger“ kennenlernt. Mit der gebürtigen Grazerin und Krankengymnastin in Ausbildung scheint sich eine Romanze anzubahnen nach gemeinsamen Aktivitäten u.a. im Fitness-Studio samt Quicki in der Umkleide. Doch als Johannes sie mit Farid bekanntmacht, entscheidet sie sich, die schon einmal mit einem Iraner liiert war, für den Algerier. Farid ist offener, weltgewandter, ein Genussmensch, der lieber Bordeaux trinkt statt Radler wie Johannes, und ganz nebenbei auch noch der bessere Tänzer. Für Johannes ist die Enttäuschung auch über sein eigenes Versagen so groß, dass er doch noch das Angebot des Verfassungsschutzes annimmt.

Zumal Farid mit einem Bombenanschlag in der Münchner Innenstadt, der dem amerikanischen Konsul galt, in Verbindung gebracht und nach einem gemeinsamen Konzertbesuch mit Johannes verhaftet wird. Wider besseres Wissen gibt Johannes ihm für die Tatzeit kein Alibi. Er kann sich ausrechnen, von Farids Situation zu profitieren, zumal selbst Professor Behringer, der ihn bei der „Nature“-Feier im Institut noch öffentlich abgekanzelt hatte, Johannes Hoffnungen macht...

Bereits sein Kinodebüt „Schläfer“, sein Abschlussfilm an der HFF München, konnte der 1974 in Tübingen geborene Regisseur Benjamin Heisenberg beim renommierten Filmfestival in Cannes uraufführen, weitere Festival-Nominierungen folgten und auch Auszeichnungen ließen nicht lange auf sich warten: Dem „First Steps Award“ 2005 als bester Nachwuchsspielfilm folgten beim 27. Saarbrücker Filmfestival um den Max Ophüls Preis 2006 der Hauptpreis, der SR/ZDF-Drehbuchpreis und der Filmmusikpreis (für Lorenz Dangel). Kinostart war der 11. Mai 2006.

Benjamin Heisenberg stammt auch aus einer Wissenschaftlerfamilie, sein Vater ist Neurobiologe, sein Großvater erhielt 1932 den Nobelpreis für Physik. Er studierte aber Bildhauerei in München, drehte Videofilme und gehört zu den Gründern der Filmzeitschrift „Revolver“. Der Autor und Regisseur im Zorro-Presseheft über seine klassische Dreiecksbeziehung im Schatten der New Yorker Anschläge vom 11. September 2001: „Der 11. September, aber mehr noch die Gesetze, die danach verabschiedet wurden, waren sicher Einflüsse. Mich hat bestürzt, dass man innerhalb zweier Monate Dinge beschließt, die man in den letzten zwanzig Jahren bekämpft hat. Ich habe mich gefragt, wie sich das auswirkt: Wenn die Leute privat derart verunsichert sind, dass sie anfangen, ihren Nachbarn, ihre Kollegen oder Freunde zu bespitzeln. Dazu kommt, dass Werte wegfallen, die früher wichtig waren.“

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Regie-Assistenz

Kamera-Assistenz

Material-Assistenz

Steadicam

Kamera-Bühne

Außenrequisite

Innenrequisite

Kostüme

Schnitt-Assistenz

Ton-Assistenz

Geräusche

Darsteller

Redaktion

Herstellungsleitung

Dreharbeiten

    • 30.08.2004 - 04.10.2004: Ungarn, Lindau; Bavaria-Atelier München-Geiselgasteig
Länge:
100 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Dolby SRD
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 17.03.2006, 105620, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (FR): 19.05.2005, Cannes, Festival du Cannes - Un certain regard;
Erstaufführung (DE): 26.06.2005, München, Filmfest München;
TV-Erstsendung: 20.10.2006, Arte

Titel

  • Originaltitel (DE) Schläfer
  • Weiterer Titel (ENG) Sleeper

Fassungen

Original

Länge:
100 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Dolby SRD
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 17.03.2006, 105620, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (FR): 19.05.2005, Cannes, Festival du Cannes - Un certain regard;
Erstaufführung (DE): 26.06.2005, München, Filmfest München;
TV-Erstsendung: 20.10.2006, Arte

Auszeichnungen

Defa-Stiftung 2006
  • Preis zur Förderung des künstlerischen Nachwuchses
FilmKunstFest Schwerin 2006
  • Fliegender Ochse
Filmfestival Max-Ophüls-Preis 2006
  • , Bester Film
  • Filmmusikpreis der Saarland Medien GmbH
  • Drehbuchpreis des Saarländischen Rundfunks und des ZDF
FIRST STEPS Awards 2005
  • FIRST STEPS Award, Abendfüllender Spielfilm