Inhalt
Moderne Verfilmung des Kinderbuchklassikers von Erich Kästner: Pünktchen und Anton, beide zehn Jahre alt, sind die besten Freunde. Doch während die Chirurgentochter Pünktchen ein unbeschwertes, sorgenfreies Leben führt, muss Anton sich um seine kranke, alleinerziehende Mutter sorgen und als Vertretung ihren Job in der Eisdiele übernehmen. Kein Wunder, dass die Schule dabei zu kurz kommt. Aber Pünktchen hat bereits einen Plan ausgeheckt, um ihrem Freund zu helfen.
Kommentare
Sie haben diesen Film gesehen? Dann freuen wir uns auf Ihren Beitrag!
Jetzt anmelden oder registrieren und Kommentar schreiben.
Annaluise alias Pünktchen, kleine wie altkluge Tochter aus wohlhabendem Hause mit französischem Kindermädchen Laurence und mütterlicher, nur „dicke Berta“ genannter Köchin, fühlt sich von den Eltern alleingelassen, ins Reichen-Ghetto abgeschoben. Der Vater Richard Pogge, ein erfolgreicher und ehrgeiziger Mediziner, verbringt mehr Zeit in der Klinik als daheim in der luxuriösen Villa. Und die so schöne wie sozial engagierte Mutter Bettina hat ihr Herz für die armen Kinder der Welt entdeckt – nur nicht für die eigene Tochter. Sie geistert in der Weltgeschichte herum, bleibt mit Pünktchen nur über Videobänder in Verbindung. Diese zeigen sie inmitten glücklich lächelnder afrikanischer Kinder. Und die „Bunte“ bringt eine anrührende Titelstory über die uneigennützige Spendensammlerin.
Pünktchen freundet sich in der Schule mit Anton an, der in ärmlichen Verhältnissen lebt und ohne einen Vater auskommen muss. Als seine Mutter Elli Gast auch noch an Bronchitis erkrankt, übernimmt Anton auch noch ihren Job als Bedienung in einem italienischen Eiscafe, um den Lebensunterhalt zu sichern. Was naturgemäß seinen schulischen Leistungen schadet. Als Anton körperlich und seelisch am Ende ist, sorgt Pünktchen, die bei ihren reichen Eltern vergeblich um finanzielle Unterstützung für Antons Mutter gebeten hat, durch nächtliche Kleinkunst-Auftritte am Münchner Stachus wenigsten für einen gefüllten Kühlschrank. Und bei Antons Mutter findet sie endlich die familiäre Geborgenheit, die sie daheim so schmerzlich vermisst.
Nachdem der mafiose Eisverkäufer Carlos, der sich an das Au-Pair-Mädchen herangemacht hat, um die Villa der Pogges auszuplündern, überführt worden ist, steht einem glücklichen Ende nichts mehr im Wege. Das ist auch bei Caroline Links Verfilmung reiner Märchenstoff, verbringen beide so ungleiche Familien doch einen gemeinsamen Urlaub an der See. Der Doktor verspricht, sich nach einem Assistenten umzusehen, um mehr Zeit für die Familie zu gewinnen, und die Unicef-Botschafterin will nicht mehr zu jedem Benefiz-Galadinner rund um den Globus jetten. Zuvor gibt es jedoch noch viele Abenteuer zu überstehen, bei denen manche Träne im Kinoparkett verdrückt wird. Was bleibt ist der Eindruck eines rundum überzeugenden Kinofilms, der keineswegs nur auf das ganz junge Publikum abzielt.
In der Prachtvilla am Starnberger See, in der ein Großteil der Dreharbeiten stattfand, leistete Torsten Breuer hinter der Kamera zudem beachtliches. Peter Zenk von der koproduzierenden Lunaris-Film hatte nach dem großen Erfolg noch im Erich Kästner-Jahr angekündigt, auch „Das fliegende Klassenzimmer“ sowie „Emil und die Detektive“ verfilmen zu wollen. Eine Kästner-Welle im Kino, wer hätte das gedacht! Beim Deutschen Filmpreis 1999 gabs die Lola für Niki Reiser („Beste Musik“), nachdem Caroline Link den Bayerischen Filmpreis 1998 („Bester Kinderfilm“) erhalten hatte. Und in Gera erhielt Max Felder im März 1999 den Goldenen Spatz der Kinderjury als „Bester Darsteller“.
Pitt Herrmann